Wie überwinden wir Grenzen, um gemeinsam mehr zu erreichen? Das Programm „Common Ground" der Robert Bosch Stiftung hat zwischen 2022 und 2025 acht innovative, grenzübergreifende Beteiligungsprojekte in deutschen Grenzregionen gefördert und wissenschaftlich begleiten lassen. Die Pilotprojekte haben gezeigt: Wenn Kommunen, Zivilgesellschaft und Bürger:innen grenzübergreifend auf Augenhöhe zusammenarbeiten, entstehen kraftvolle Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit.
In Grenzregionen ist ein gemeinsames Europa gelebter Alltag: Oft lebt und arbeitet man wie selbstverständlich auf beiden Seiten der Grenze. Gleichzeitig gibt es hier besondere Herausforderungen, zum Beispiel Verwaltungen, die unterschiedlich arbeiten oder Busfahrpläne, die nicht aufeinander abgestimmt sind.
Wie können die Regionen enger zusammenrücken? Für mehr Demokratie in Deutschland und Europa bringt „Common Ground“ Menschen über Grenzen hinweg zusammen und fördert in den Regionen echte Bürgerbeteiligung. Ob bei Bürgerforen, gemeinsamen Picknicks oder Fahrradtouren: Die Menschen vor Ort werden aktiv einbezogen und probieren neue Formen der Beteiligung aus – mutig, kreativ und mit sichtbarem Erfolg.
Für die Förderung mussten sich Kommunen oder Landkreise bzw. Politik und Verwaltung mit zivilgesellschaftlichen Akteuren in den Grenzländern als Projektpartner zusammenschließen. Jede Region konnte das zu bearbeitende Thema selbst wählen. Während der drei Jahre wurden die Common Ground-Regionen von unserem Durchführungspartner, dem nexus Institut eng begleitet. Wesentliche Ziele waren:
Förderzeitraum: 2022–2025
Ziel: Stärkung der grenzübergreifenden Bürgerbeteiligung und Demokratie
Beteiligte Länder: Deutschland, Frankreich, Belgien, Luxemburg, Niederlande, Polen, Tschechien
Erfolgsfaktoren: Innovative Beteiligungsformate, Einbeziehung oft vergessener Gruppen, Überwindung von Sprachbarrieren, Wissens- und Erfahrungsaustausch, Schaffung nachhaltiger Beteiligungsstrukturen
Wie kann grenzübergreifende Bürgerbeteiligung gelingen, wenn die Voraussetzungen dafür in jedem Land unterschiedlich sind? Für die „Common Ground“-Projekte war das Verständnis der spezifischen Beteiligungskulturen zentral. Beteiligungsexpert:innen aus den teilnehmenden Ländern haben rechtliche und kulturelle Unterschiede untersucht und in Länderreports dokumentiert. Die Pilotphase von „Common Ground" war eine gemeinsame Lernreise, deren Erkenntnisse in einem wissenschaftlichen Begleitbericht zusammengefasst sind.
Lesen Sie die Länderberichte auf verschiedenen Sprachen oder das Resümee, das die zentralen Erkenntnisse zusammenfasst und grenzüberschreitende Perspektiven aufzeigt.
Ein zentrales Thema war die Überwindung von Sprachbarrieren. Während für große Veranstaltungen Simultanübersetzung unverzichtbar war, entwickelten die Projekte für Kleingruppen Lösungen wie Sprachbuddies oder einsprachige Arbeitsgruppen mit mehrsprachigen Moderator:innen. Im Projekt „Klimawandel und Gesundheit“ waren aufgrund der Größe des Raums mit über 4 Mio. Einwohner:innen digitale Tools und Online-Veranstaltungen unerlässlich.
Der Klimawandel kennt keine Grenzen – das spüren die Menschen im Dreiländereck Deutschland, Belgien und Niederlande. Gemeinsam entwickelt die Region ein grenzübergreifendes Klima- und Gesundheitskonzept – mit aktiver Beteiligung der Bürger:innen durch Umfragen und Citizen Summits.
Von der Energieregion zur Klimaneutralität: In Ralingen (D) und Rosport-Mompach (LU) zeigte sich bei einer Zukunftswerkstatt, dass man vor Ort mehr braucht als gemeinsame Energie. Bürger:innen entwickelten Ideen zu Umwelt und Klima – festgehalten in einem Leitbild für die Region.
Gemeinsame Räume für eine vielfältige Region: Am Hochrhein entstand mit Bürger:innen ein grenzübergreifendes Raumkonzept. Vom Nahverkehr bis zu Grünflächen brachten sie ihre Ideen ein – für eine Grenzregion, in der das Leben der Menschen gut funktioniert.
Gemeinsam stärker: In der Region Spree-Neiße-Bober brauchte man nach der Pandemie ein grenzübergreifendes Krisenkonzept. Schnell zeigte sich: Es braucht mehr. Ein intensiver Beteiligungsprozess folgte – mit vielen Ideen der Menschen vor Ort für eine resiliente Zukunft.
Eine Region im Umbruch: Im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien bringt der Strukturwandel große Veränderungen. Bürger:innen wurden gefragt, wie die Zukunft aussehen soll. Ihr Wunsch: besserer grenzübergreifender Nahverkehr und Sprachangebote. Diese Ideen fließen nun ins regionale Entwicklungskonzept ein.
Ein Picknick für die Zukunft: Frankfurt/Oder – Słubice plant eine klimafreundliche Innenstadt. Bei grenzübergreifenden Picknicks brachten Bürger:innen Ideen zu Mobilität und Ufergestaltung ein – mit Erfolg: Erste Maßnahmen wie gemeinsame Bepflanzungen wurden bereits umgesetzt.
Ein grenzüberschreitender Bürgerbeirat für ein gemeinsames Agglomerationskonzept: In SaarMoselle wurde ermittelt, wo Menschen vor Ort Verbesserungspotenzial sehen. 40 Bürger:innen – je 20 aus Deutschland und Frankreich – diskutierten anschließend zentrale Themen für die Zukunft der Region.
Gelebte Demokratie: Die Zollinsel im Rhein zwischen Emmendingen (D) und Sélestat-Alsace Centrale (F) soll neu belebt werden. Im Projekt „Rheinverbindlich“ entwickelten Bürger:innen bei Mitmachaktionen Ideen zur künftigen Nutzung – und zur stärkeren Verbindung der Region in Mobilität, Ernährung und Biodiversität.
Für die Zielgruppenerreichung setzten die Projekte auf vielfältige Formate und Methoden: „Agglomerationskonzept SaarMoselle" nutzte kreative Pop-up-Aktionen auf Supermarktparkplätzen, „R(h)einverbindlich“ eine grenzüberschreitende Fahrradtour, „Klimafreundliche Innenstadt" veranstaltete niederschwellige Bürgerpicknicks und bei „Grenzenlose Klimaneutralität“ fand ein Workshop zu Balkonkraftwerken großen Anklang. „Gemeinsam stärker!" bewies, dass auch kleine Erfolge wie ein zweisprachiger Veranstaltungskalender die Motivation der Teilnehmenden stärken können.
Überall zeigte sich: Starke Netzwerke und regelmäßiger Austausch sind das A und O. Im Projekt „Planungsregion Hochrhein" mündete dies sogar in der Unterzeichnung einer Charta für gemeinsame Raumentwicklung durch 22 Gemeinden. Und „Trialog im Dreiländereck" verbesserte den Austausch zwischen den Städten in einer Region, die vor großen Transformationen steht – ein wichtiger Schritt nach vorn.
Sie wollen mehr erfahren über grenzübergreifende Bürgerbeteiligung? Die folgenden Geschichten bieten spannende Einblicke in die acht Projekte, deren Erfolgsgeschichten und Herausforderungen.