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Dossier

Gerechtigkeit geht uns alle an

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Mehr Gerechtigkeit auf der Welt – aber wie? Als Gesellschaft stehen wir vor drängenden Problemen rund um den Gerechtigkeitsbegriff: Arm-Reich-Schere, globale Ungleichheit, Bildungsniveau und Klimagerechtigkeit. Je mehr Ungleichheit sichtbar wird, desto mehr gewinnt auch die Diskussion um Gerechtigkeit an Bedeutung. Doch die Frage ist: Wie kommen wir dort hin?

Die Arm-Reich-Schere erfordert eine intensivere Auseinandersetzung mit der gerechten Ressourcenverteilung und thematisiert Ungerechtigkeiten. Globale Ungleichheit unterstreicht die Notwendigkeit von Entscheidungen unter dem Aspekt der Generationengerechtigkeit. Der Zugang zu Bildung ist im Gerechtigkeitsdiskurs zentral für Chancengleichheit: ein Begriff, der das Fundament unserer Gesellschaft beeinflusst. Klimagerechtigkeit fordert die faire Verteilung von Umweltauswirkungen.

Und welche Rolle spielt Gerechtigkeit für eine resiliente Gesellschaft, für Chancengleichheit und Demokratie? Wir müssen einsehen: Gerechtigkeit formt uns Menschen und beeinflusst Entscheidungen auf allen Ebenen. Als Stiftung fördern wir deshalb Projekte, die sich dem Schaffen von Gerechtigkeit auf diversen Ebenen widmen.

Fragen und Antworten zum Dossierthema Gerechtigkeit

Die Bundeszentrale für politische Bildung definiert Gerechtigkeit als „das Verhalten eines Menschen oder eine soziale Gegebenheit, die subjektiv als gerecht beurteilt wird“. Gerechtigkeit bedeutet also nicht für alle dasselbe. Außerdem ist Gerechtigkeit „ein zentraler Grundwert und oberstes Ziel des Rechtsstaates, das als Ordnungs- und Verteilungsprinzip immer wieder neu bestätigt und angewandt werden muss“. Das heißt, dass die Bedeutung von Gerechtigkeit stetig im Wandel ist und erst durch die Anwendung ihrer Prinzipien Glaubwürdigkeit bekommt.

Wenn Menschen aufgrund persönlicher Merkmale oder familiärer Hintergründe systematisch von Chancen, Ressourcen und Mitbestimmungsmöglichkeiten ausgeschlossen werden, entsteht Ungleichheit. Wenn man Ungleichheiten als das Ergebnis von Ausschlüssen betrachtet, kommt man schnell zur Frage, wie die Verhältnisse sein sollten – und das ist eine Frage nach Gerechtigkeit beziehungsweise Ungerechtigkeit. Bei der Frage, was gerecht ist, spielen nicht nur persönliche Gerechtigkeitsvorstellungen eine Rolle. Es wirken auch Normen, die globale Gültigkeit beanspruchen, etwa die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Denn Zugang zu Bildung, zu Gesundheit, Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben und soziale Sicherheit sind Menschenrechte. Zusammenfasst beschreibt Ungleichheit einen Istzustand, (Un-)Gerechtigkeit setzt sich mit dem Sollzustand auseinander.

Beim Begriff Ungleichheit denken die meisten Menschen zuerst an die Verteilung von Geld, von Einkommen und Vermögen. Und tatsächlich sind Einkommen und Vermögen weltweit, aber auch in Deutschland sehr ungleich verteilt. In Deutschland besitzen die reichsten zehn Prozent der Haushalte über 60 Prozent des Vermögens, die ärmere Hälfte der Bevölkerung verfügt gemeinsam über nur zwei Prozent. Weltweit steigt die Zahl der Milliardärinnen und Milliardäre sowie der Besitz der allerreichsten Menschen an, während zugleich die Zahl der Menschen in absoluter Armut zunimmt.

Gleichzeitig ist Geld nicht die einzige Dimension von Ungleichheit. Ungleichheiten sind auch dadurch gekennzeichnet, dass in einer Gesellschaft nicht alle Menschen als gleichberechtigt anerkannt sind und jede Stimme gleichermaßen Gehör findet. Dies gilt in vielen Kontexten für Frauen, ethnische Minderheiten, indigene Bevölkerung oder Menschen mit Behinderungen – und die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Ihre Erfahrungen und ihre Bedarfe werden in zahlreichen Gesellschaften weniger berücksichtigt und spielen eine geringere Rolle in gesellschaftlichen Entscheidungen.

Die Robert Bosch Stiftung setzt sich mit zahlreichen Projekten in ihren Fördergebieten Gesundheit, Bildung und Globale Fragen sowie in ihren Einrichtungen Robert Bosch Academy, iac und UWC für mehr Gerechtigkeit ein. Dabei geht es zum Beispiel um

  • eine gerechtere Verteilung von Einkommen und Vermögen,
  • gerechtere Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen,
  • besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung,
  • den Ausgleich der Folgen des Klimawandels, 
  • bessere Teilhabe marginalisierter Gruppen an Gesellschaft, Wirtschaft und Politik,
  • die Stärkung der Demokratie.

Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, Gerechtigkeit herzustellen und ein Leben in Würde und Gleichberechtigung für alle Menschen zu ermöglichen. Wir sind überzeugt: Es braucht einen vielfältigen Einsatz aller, um am Ende mehr Gerechtigkeit zu schaffen.

Unsere Dossier-Expert:innen

Anasuya Sengupta

Anasuya Sengupta ist Co-Direktorin der Kampagne „Whose Knowledge?“, die das Wissen marginalisierter Gemeinschaften ins Zentrum stellt.

Ferda Ataman

Ferda Ataman ist seit Juli 2022 Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung und Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

Atje Drexler

Bei der Robert Bosch Stiftung setzt sich Atje Drexler als Bereichsleiterin für Globale Fragen unter anderem für den Abbau von Ungleichheiten ein.

Dr. Ellen Ehmke

Dr. Ellen Ehmke arbeitet als Senior Expert im Team Ungleichheit der Robert Bosch Stiftung.

Dagmar Wolf

Dagmar Wolf leitet den Bildungs­bereich der Robert Bosch Stiftung. Sie hat insbesondere zur Wirkung kooperativen Lernens geforscht.

Eva Weirich

Weirich ist Beraterin für Gesundheit und Pflege im Gesundheits­kollektiv. Sie unter­stützt Menschen, die mit Heraus­forderungen im Gesundheits­system konfrontiert sind.

Sabine Kemler

Sabine Kemler ist Projektleiterin von "In der Vielfaltsgesellschaft gemeinsam solidarisch Handeln!" des Paritätischen NRW.

Dylan Mathews

Dylan Mathews ist CEO von Peace Direct und außerdem stellvertretender Vorsitzender der Alliance for Peacebuilding mit Sitz in den USA.

Lida Minasyan

Lida Minasyan ist Co-Gründerin von Women’s Agenda, einer armenischen Organisation, die Frauen bei der Friedensförderung unterstützt.

Heather McGray

Direktorin des Climate Justice Resilience Fund.

Peter Gerhardt

Peter Gerhardt ist politischer Geschäftsführer von denkhausbremen und verantwortet die Gesamtkoordination.

Feline Tecklenburg

Feline Tecklenburg ist Mitbegründerin und Co-Vorständin der postpatriarchalen Denk- und Handlungswerkstatt Wirtschaft ist Care.
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