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Dossier

Sozialer Zusammenhalt: Was unsere Gesellschaft stark macht

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Manchmal reicht schon der Blick ins Netz, um zu begreifen: Die Gesellschaft ist gespalten. In unterschiedliche Lager, zwischen denen der Austausch schnell eskaliert, zumindest auf verbaler Ebene. Meinungen, die zunehmend unvereinbar scheinen, und zu Fronten werden. Doch nicht nur in der Anonymität des Netzes kommt es zu Anfeindungen. Auch in Nachbarschaften, Schulen, bei der Arbeit. Politiker:innen, die sich qua Amt öffentlich positionieren, erfahren zunehmend offene Gewalt.
Wenn die Dialogbereitschaft endet und Meinungsverschiedenheiten in Hass übergehen, betrifft das uns alle: Es gefährdet das demokratische Zusammenleben. Was können wir dem entgegensetzen?

Ermutigende Ansätze gibt es aus all unseren Fördergebieten – und um diese Ansätze geht es in diesem Dossier. Die unterschiedlichsten Akteurinnen und Akteure zeigen mit ihrer Arbeit, wie sie den sozialen Zusammenhalt stärken; was entstehen kann, wenn Menschen auch unter schwierigen Bedingungen in Verbindung bleiben. 

So beleuchten wir, wie Menschen mit sehr kontroversen Meinungen diskutieren können, ohne im Konflikt auseinanderzugehen. Warum Lehrer:innen an Schulen in ganz Deutschland die Frage nach Zusammenhalt umtreibt – und warum sie dafür eine Initiative gestartet haben. Wir blicken über den deutschen Tellerrand auf Post-Bürgerkriegsgesellschaften, wo sich die Frage nach sozialem Zusammenhalt der Bevölkerungsgruppen besonders fundamental stellt. Und auf die Ukraine, wo mutige Aktivist:innen den sozialen Zusammenhalt in ihrem vom Krieg geschundenen Land erhalten wollen.
 

Fragen und Antworten zum Dossierthema Sozialer Zusammenhalt

Sozialer Zusammenhalt beschreibt das Gefühl der Verbundenheit, Solidarität und Unterstützung innerhalb einer Gesellschaft. Wer sozialen Zusammenhalt verspürt, fühlt sich der Gesellschaft zugehörig und vertraut seinen Mitbürger:innen. Doch wie steht es um den Zusammenhalt in Deutschland? Zu dieser Frage hat der Think Tank More in Common 2023 quantitative und qualitative Befragungen durchgeführt. Sie zeigen, dass die Gemeinschaft zunehmend auseinanderdriftet. Gefragt, ob sich in Deutschland jeder um sich selbst oder wir uns umeinander kümmern, stimmen 79 Prozent der Aussage zu: „Jeder kümmert sich um sich selbst“. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ein Problem.

Ein hoher sozialer Zusammenhalt stärkt die Stabilität und Resilienz einer Gesellschaft. Bürger:innen fühlen sich wohler in ihrem Umfeld und auch soziale Ungleichheiten und Konflikte können verhindert werden. Besonders Isolation und Einsamkeit können Entfremdung und Radikalisierung zur Folge haben. Die oben genannte Studie von More in Common zeigt, dass der Zusammenhalt die Menschen beschäftigt: 62 Prozent geben an, sich regelmäßig Gedanken über den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu machen.

Verschiedene Kriterien können den sozialen Zusammenhalt positiv beeinflussen: Darunter fallen soziale Gerechtigkeit, eine gerechte Chance auf Bildung, faire Lohnverteilung, die Förderung von Diversität und politische Teilhabe. Die Studie von More in Common zeigt, dass besonders das Gerechtigkeitsempfinden in den letzten Jahren zurückgegangen ist. 80 Prozent der Befragten finden, dass es in Deutschland eher ungerecht zugeht. Dieses Ungerechtigkeitsempfinden, das seit 2019 gemessen wird, steigt seit Beginn der Inflation weiter nach oben. Daten einer 2024 veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung zum Thema „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ zeigen in dieselbe Richtung. Knapp 64 Prozent der Befragten empfinden die sozialen Unterschiede in der Gesellschaft als ungerecht.

Um den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft zu fördern, braucht es Unterstützer:innen auf individueller, gesellschaftlicher und politischer Ebene. Die Studie der Bertelsmann Stiftung zum gesellschaftlichen Zusammenhalt zeigt, dass die direkte soziale Einbindung vor Ort in einen belastbaren Freundeskreis, in Vereine und andere Gemeinschaften, sowie die Möglichkeit, sich für die eigenen Belange einzusetzen, mit stärkerem Zusammenhalt einhergehen. Fokus sollte deshalb die lokale soziale Infrastruktur sein. Bürger:innen sollte demnach aktive Teilhabe ermöglicht werden.

Die Protagonist:innen dieses Dossiers

Shibina Jose

Im August 2023 ist die 37-jährige von Indien nach Schwäbisch Gmünd gezogen. Hier arbeitet sie als Pflegerin im St. Ludwig und ist Teil des STaF-Mentorings.

Sigrid Hegele

Als Mentorin teilt die Rentnerin im Rahmen des STaF-Mentoring-Programms Ortskenntnisse, Wissen und Netzwerk mit neu zugewanderten Pflegefachkräften.

Oleksandr Shevchenko

Oleksandr Shevchenko ist Mitgründer der Initiative ReStart, die an einem Plan arbeitet, um zerstörte Infrastruktur in der Ukraine nachhaltig wieder aufzubauen.

Evgeniya Sayko

Geschäftsführerin und Mitgründerin von MAGNET – Werkstatt für Verständigung. Evgeniya Sayko hat das Format demoSlam entwickelt.

Frank Ahrens

Schulleiter der Gemeinschaftsschule Jenaplan-Schule Jena, Thüringen

Susanne Gehlen

Schulleiterin des Genoveva-Gymnasiums Köln, Nordrhein-Westfalen.

Thilo Engelhardt

Schulleiter der Gemeinschaftsschule Waldparkschule Heidelberg, Baden-Württemberg.

Monica McWilliams

Monica McWilliams war Mitbegründerin der politischen Partei Northern Ireland Women's Coalition.

Laura-Kristine Krause

Gründungsgeschäftsführerin von More in Common in Deutschland. Sie studierte Staats- und Politikwissenschaften und war Fulbright Fellow an der University of Washington.
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