Common Ground

Drei Länder, ein Ziel: gemeinsam krisenfest

Nach dem Hochwasser 2021 entwickelten Menschen aus drei Ländern gemeinsam Ideen für mehr Klima- und Gesundheitsschutz in der Euregio MaasRhein – ein neuer Ansatz grenzüberschreitender Beteiligung.

Text
Sabine Fischer
Bilder
Manuel Frauendorf Fotografie
Datum
22. August 2025
Lesezeit
3 Min.

Oft zeigt sich erst im Extremfall, wie eng eine Region miteinander verwoben ist – und das über Landesgrenzen hinaus. Davon, dass der Klimawandel vor Grenzen keinen Halt macht, können die Menschen im Länderdreieck Deutschland, Belgien und Niederlande ein Lied singen. Im Sommer 2021 überflutete das jüngste Hochwasser der Maas Wohnungen, Straßenräume und Keller in allen drei Ländern der Euregio MaasRhein gleichermaßen.

Um zukünftig besser auf solche Ereignisse reagieren zu können, entwickelte die Region im Rahmen des Programms "Common Ground - Über Grenzen mitgestalten" ein gemeinsames Konzept zu Klima und Gesundheit – und das direkt mit den Menschen, die den Alltag vor Ort erleben. Doch wo sehen die Bürgerinnen und Bürger eigentlich die größten Bedarfe? 

Bürger:innen in einem Auditorium
Frau zeigt einem Mann ein Workshop-Plakat.
Auf dem Stakeholder-Workshop in Eupen wurden Ideen und Konzepte erarbeitet und diskutiert.

Grenzübergreifende Bürgerbeteiligung? Neuland für alle Beteiligten

Das herauszufinden, wurde zur echten Herausforderung: Denn ganz so einfach kam man an viele Bevölkerungsgruppen zunächst nicht heran. In den meisten Fällen spüren die Menschen vor Ort nämlich erst im Krisenfall, wie gut oder schlecht man in der Region grenzübergreifend aufeinander abgestimmt ist. Sich vorab dort zu engagieren, wo es im normalen Alltag keine akuten Schmerzpunkte gibt, erfordert einiges an Engagement. Dazu kam, dass diese Form der Bürgerbeteiligung Neuland für alle Beteiligten war. 

Doch die Region nahm die Herausforderung an – und probierte verschiedene Wege aus, um die Menschen zu erreichen. In aufbereiteten Online-Befragungen zum Beispiel sollten sie ihre Meinung zu verschiedenen Themen mitteilen, bei Veranstaltungen vor Ort kam man direkt mit ihnen in Kontakt. Und bei regionalen Citizen Summit bekamen ihre Ideen und Anstöße einen zusätzlichen Raum. 

Auf einen Blick

Key Learnings

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  • Die Größe des Raums mit rd. 4 Mio. Einwohner:innen stellte ein große Herausforderung für grenzüberschreitende Beteiligungsprozesse dar. Je überschaubarer der Grenzraum, desto besser funktioniert die Bürgerbeteiligung.
  • Bei großen Räumen sollte zusätzlich mit Online-Tools gearbeitet werden. 
     
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Was im Notfall wichtig ist

Um den sprachlichen und kulturellen Unterschieden aller Teilnehmenden gerecht zu werden, setzte das Projekt "Acitve Citizen Participation"  von Anfang an konsequent darauf, Informationen und Events jeweils in alle Sprachen zu übersetzen. So wurde die Mehrsprachigkeit der Bürgerinnen und Bürger nicht mehr als Hindernis, sondern als Bereicherung für den gemeinsame Dialog angesehen. 

Dank dieser vielfältigen Formate kristallisierten sich schnell die konkrete Bedürfnisse der Menschen heraus: Von mehr Grünflächen und öffentlichen Trinkwasserstellen bis zu einheitlichen Frühwarnsystemen für Überschwemmungen, Hitze und Sturm wünschte man sich eine engere Verzahnung. Die Ergebnisse aus all diesen Initiativen werden jetzt aufgearbeitet. Zudem sollen langfristige Strukturen geschaffen werden, um die Menschen regelmäßig mit einzubinden und grenzübergreifende Bürgerbeteiligung so von der Ausnahme zum Dauerzustand zu machen. 

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