Common Ground

Beteiligung als Motor für Nachhaltigkeit

Manchmal kommt es anders als gedacht: In den beiden Ortsgemeinden Ralingen (D) und Rosport-Mompach (LU) wurde deutlich, wie dynamisch sich Beteiligungsprozesse entwickeln können – denn aus der ursprünglichen Idee wurde im Gespräch mit der Bevölkerung schnell ein viel umfassenderer Zukunftsplan für die Region. 

Text
Sabine Fischer
Bilder
Manuel Frauendorf Fotografie
Datum
05. August 2025
Lesezeit
3 Min.

Eigentlich sollte dort eine grenzübergreifende Energieregion entstehen, in der Strom direkt vor Ort produziert und genutzt werden kann – unabhängig von fossilen Energieträgern und Zulieferern. So sollte die Region nicht nur resilienter werden, sondern durch den Aufbau einer nachhaltigen, gemeinsamen Struktur auch über die Landesgrenze hinweg enger zusammenwachsen.  

Im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern wollte man dafür zunächst herausfinden, welche Aspekte in Sachen Energie besonders wichtig waren. Durch Formate wie eine gemeinsame Radtour auf den Spuren erneuerbarer Energie, verschiedene Info- und Austauschsstände oder die enge Kooperation mit lokalen Vereinen und Initiativen, wurden die Menschen auf beiden Seiten der Grenze ermutigt, ihre Ideen zum Thema einzubringen. 

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Bei der Abschlussveranstaltung des Beteiligungsprozesses zeigte Bürgermeister Alfred Wirtz sich positiv überrascht.

Die Menschen wollen mehr als eine gemeinsame Energieregion

Schnell wurde klar: Ganz so einfach lässt sich die Idee der gemeinsamen Energieregion nicht umzusetzen. Zum einen gibt es bei der Produktion und Nutzung von Strom über Landesgrenzen hinweg zahlreiche rechtliche Hürden, die nicht ohne Weiteres gelöst werden konnten. Zum anderen tat man sich schwer, die ergebnisoffene Bürgerbeteiligung mit den konkreten Zielen des Projekts in Einklang zu bringen. Denn die Ideen und Impulse der Menschen vor Ort gingen weit über den Aufbau der gemeinsamen Energieregion hinaus. 

Also entschloss man sich kurzerhand, das Projekt flexibel anzupassen: In einer groß angelegten Zukunftswerkstatt zum Thema Klimaschutz wurde erneut die Bevölkerung eingeladen, sich mit Ideen und Impulsen einzubringen. Doch diesmal standen gleich mehrere Themen im Mittelpunkt. Wohin soll sich die Region in Sachen Klimaneutralität entwickeln? Wie zum Beispiel beim nachhaltigen Bauen, dem Ausbau von Naherholungsmöglichkeiten oder in Sachen Mobilität. 

Auf einen Blick

Die Key-Learnings

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  • Die Balance zwischen einem ergebnisoffenen Beteiligungsprozess und der Festlegung einer möglichst konkreten Fragestellung bzw. dem Ziel der Beteiligung ist essentiell für den Erfolg.
  • Unterschiedliche länderspezifische  Vorschriften und der Umgang damit, müssen vor Start des Beteiligungsprozesses abschließend geklärt sein.

     
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Von der Zukunftswerkstatt zum regionalen Leitbild

Das Beteiligungsformat wurde zum vollen Erfolg: Auf Basis der Zukunftswerkstatt entstanden nicht nur zahlreiche konkrete Mitmach-Aktionen und Tools für die Menschen vor Ort, wie z.B. der Bau eines eigenen Balkonkraftwerks. Die Ergebnisse wurden auch in ein regionales Leitbild für Nachhaltigkeit & Klimaschutz zusammengefasst, das zukünftig Orientierung bei der Umsetzung von gemeinsamen Projekten bietet. 

Trotz Verzögerungen und Hürden ist es so gelungen, eine funktionierende Bürgerbeteiligung in der Grenzregion zu entwickeln. Das Projekt "Grenzenlose Klimaneutralität" hat gezeigt, wie Energie, Klimaschutz und Teilhabe gemeinsam gedacht und erfolgreich umgesetzt werden können – mit kreativen Formaten, lokalen Kooperationen und wachsendem Vertrauen.

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