Julius Matuschik
Integration

„Wir schaffen das!“– Zehn Jahre später

Julius Matuschik

Ein Satz für die Geschichtsbücher – aber wie wird man ihn in Zukunft wohl lesen? Wir schaffen das!“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am 31. August 2015 in der Sommerpressekonferenz. In den folgenden Wochen und Monaten kamen täglich mehr Geflüchtete über Österreich und die Balkanstaaten nach Deutschland. Insgesamt suchten etwa 890.000 Menschen Asyl – die bis dahin höchste Zahl innerhalb eines Jahres. 10 Jahre später haben wir Expert:innen und Partner:innen aus unseren Projekten gefragt: Was haben wir in Deutschland tatsächlich geschafft in Sachen Integration?

Zum Hintergrund: Die Robert Bosch Stiftung beschäftigt sich mit Migration und Teilhabe schon seit den 1970er-Jahren und intensivierte diese Arbeit ab 2012. Das Ziel: In konkreten Projekten vor Ort Integration fördern – und Expertise und Impulse auch in die politische Praxis bringen. Weil bereits ab 2014 absehbar war, dass die Zahl der Geflüchteten stark steigen würde, rief die Stiftung eine Expertenkommission zur Neuausrichtung der Flüchtlingspolitik ins Leben. 

Die Kommission unter dem Vorsitz von CDU-Politiker Armin Laschet begann im März 2015 ihre Arbeit – nicht im Elfenbeinturm, sondern mitten im Sturm der Weltgeschichte: Statt eines klassischen Abschlussberichts wurden aktuelle Ad-hoc-Empfehlungen veröffentlicht – am Ende 99 an der Zahl, von A wie Asylantrag bis Z wie Zurückweisung. Und einige Empfehlungen der Kommission wurden im Integrationsgesetz umgesetzt, vor allem beim erleichterten Zugang zum Arbeitsmarkt.

Ein Geflüchteter in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Berlin macht ein Selfie mit Angela Merkel
Geflüchtete kommen auf der Nordseeinsel Borkum an und werden von Einheimischen mit Willkommensplakaten begrüßt
Szenen aus dem Herbst 2015: Ein Geflüchteter in Berlin macht ein Selfie mit Angela Merkel; Willkommensgrüße auf der Nordseeinsel Borkum

Und wo stehen wir heute? Knapp zwei Drittel der geflüchteten Menschen, die 2015 nach Deutschland kamen, haben 2025 eine bezahlte Arbeitsstelle (Quelle: Mediendienst Integration). Ist das viel? Oder zu wenig?

Fest steht: Auch in Zeiten hitziger Debatten über Zuwanderung und Asyl steht die Robert Bosch Stiftung für kontinuierliches Engagement. Das Team der Stiftung, das zu den Themen Migration und Integration arbeitet, ist heute dreimal so groß wie 2015, es gibt Projekte auf kommunaler wie auf globaler Ebene. Denn alles hängt zusammen: Die Themen Migration und Einwanderung haben Bezugspunkte zu vielen anderen Themen, die die Stiftung bearbeitet, etwa in den Fördergebieten Bildung und Gesundheit

In ihrem Statement sagte Merkel auch: „Deutschland ist ein starkes Land (…), wo uns etwas im Wege steht, muss es überwunden werden.“ Wie finden wir diesen Optimismus heute wieder? Was haben wir seit 2015 geschafft? Was blieb liegen? Und was gilt es jetzt zu tun? Die Geschichte von Flucht und Einwanderung in Deutschland ist noch nicht zu Ende erzählt. Wie es weitergeht, liegt in unseren Händen.

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