Kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges setzte die Robert Bosch Stiftung ein Soforthilfeprogramm für die Ukraine auf. Rund 40 Projekte erhielten Förderung aus dem Sonderbudget. Dieses Engagement wird die Stiftung in 2023 fortsetzen und dabei auf eine längerfristige Wirkung abzielen.
Als im vergangenen Jahr der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begann, hat die Robert Bosch Stiftung schnell reagiert. Den vielen Partner:innen in der Region, mit denen sie über viele Jahre intensiv zusammengearbeitet hatte, wollte die Stiftung kurzfristig helfen. Nothilfe stand in den ersten Monaten nach Kriegsbeginn im Mittelpunkt. „Wir empfanden eine besondere Verantwortung, den in Not geratenen Ukrainer:innen unmittelbar zu helfen. Künftig wollen wir strategisch überlegen, wie die Ukraine längerfristig beim Wiederaufbau unterstützt werden kann“, sagt Ottilie Bälz, Bereichsleiterin Globale Fragen und Koordinatorin des Ukraine-Engagements der Stiftung.
Wichtig ist ihr zu betonen, dass die Ukraine-Förderung nicht zu Lasten der Stiftungsthemen in den drei Fördergebieten Gesundheit, Bildung und Globale Fragen geht. In anderen Weltregionen, wie z.B. Subsahara-Afrika, müssten keine Abstriche gemacht werden, zumal diese teilweise durch den Krieg in Europa auch besonders herausgefordert seien. Darüber hinaus profitierten die nach Deutschland geflüchteten Ukrainer:innen auch von der regulären Förderarbeit der Teams Einwanderungsgesellschaft oder Bildung, die sich für gleichberechtigte Teilhabe und Chancengerechtigkeit einsetzen.
Gemeinsam mit dem Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart wurden im vergangenen Frühjahr medizinische Hilfsgüter in die Ukraine transportiert. Die Stiftung unterstützte Lehrkräfte in Deutschland, die ukrainische Flüchtlingskinder unterrichteten. Zusammen mit der der Berghof Foundation entstanden Konzepte, wie der Krieg im Unterricht verarbeitet werden kann. Auch psychologische Ersthilfe für Geflüchtete förderte die Robert Bosch Stiftung und beteiligte sich an der französischen Initiative Europe Prykhystok, die ukrainischen Kindern und Jugendlichen eine Auszeit vom Krieg verschafft. Im Rahmen eines Sonderfonds der internationalen Stiftungsinitiative European Programme for Integration and Migration (EPIM) unterstützt die Stiftung zivilgesellschaftliche Organisationen in ganz Europa, insbesondere in den ukrainischen Nachbarländern. Insgesamt rund 40 Ukraine-Projekte in großer Vielfalt und Breite erhielten im vergangenen Jahr Gelder aus dem Sonderbudget in Höhe von 4,5 Millionen Euro.
Für dieses Jahr hat die Stiftung erneut zusätzliche Gelder für die Ukraine zur Verfügung gestellt. Bei der Auswahl der Projekte orientiert sie sich enger an den strategischen Schwerpunkten ihrer Förderarbeit. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Aufbau von dauerhaften Integrationsmechanismen für die Ukrainer:innen, die in ihrer Heimat oder außerhalb des Landes vertrieben wurden (im Rahmen einer EPIM-Initiative). Das Team Frieden arbeitet gemeinsam mit ihren Partner:innen mit einem Netzwerk von ukrainischen Mediationsorganisationen, in dem es neben akuter Hilfeleistung auch um die Frage geht, wie die Gesellschaft nach dem Krieg wieder zusammenfinden kann. Gleichzeitig fördert die Stiftung die Dokumentation des Krieges: Berichte und Dokumentationen von Wissenschaftler:innen, Journalist:innen, Künstler:innen und vielen weiteren, die aktuell in der Ukraine leben, werden archiviert und aufbereitet.
„Es gilt auch weiterhin, diejenigen zivilgesellschaftlichen Partner:innen zu stärken und in Aufbauprozesse einzubinden, die bereits seit langem gute Arbeit leisten.“
Was hat die Stiftung bislang aus ihrem Ukraine-Engagement gelernt? Die Organisationen arbeiten am effektivsten in der Ukraine und ihren Nachbarländern, die seit langem vor Ort sind und deshalb an ihre Vorerfahrungen, Netzwerke und Strukturen anknüpfen konnten. Ottilie Bälz appelliert, langfristig zu denken: „Es gilt auch weiterhin, diejenigen zivilgesellschaftlichen Partner:innen zu stärken und in Aufbauprozesse einzubinden, die bereits seit langem gute Arbeit leisten.“ Stiftungen komme dabei die besondere Aufgabe zu, Verbindungen zwischen den verschiedenen Akteuren herzustellen und so die Beteiligung der Zivilgesellschaft zu stärken.
Aus diesem Grund gehört die Robert Bosch Stiftung auch zu den Erstunterzeichnern der Solidaritätserklärung der Philantropie mit den Menschen in der Ukraine, initiiert von Philea - Philanthropy Europe Association.
Das European Programme for Integration and Migration (EPIM) ist eine Initiative von 25 privaten Stiftungen mit dem Ziel, die Rolle der Zivilgesellschaft beim Aufbau inklusiver Gesellschaften und bei der Entwicklung humaner und nachhaltiger Antworten auf Migration zu stärken, basierend auf Europas Verpflichtung zu universellen Menschenrechten und sozialer Gerechtigkeit.
Europe Prykhystok ist eine französische Initiative zur Unterstützung der am stärksten gefährdeten Gruppen des Krieges in der Ukraine, insbesondere von Kindern. Das Projekt organisiert einen sicheren kurz- oder längerfristigen Aufenthalt von Geflüchteten aus der Ukraine und Polen in anderen europäischen Ländern.