UN-Klimakonferenz COP27

Wie die Klimakrise Menschen auf dem afrikanischen Kontinent bewegt

Junge Klimaschützer:innen, die an den Klimaverhandlungen teilnehmen, und ein Pavillon zu klimabedingter Migration und Mobilität – zwei Akzente der Robert Bosch Stiftung auf der UN-Klimakonferenz in Sharm El-Sheikh.

Text
Julia Rommel
Bilder
IMAGO/Henrik Montgomery/TT
Datum
21. November 2022

„Ich mache mir Sorgen um die Umwelt und Landwirtschaft in Ghana, und darum, dass die nächste Generation gar nicht versteht, wie sehr sich das Klima ändert,“ sagt Evelyn Addor von der ghanaischen Organisation EcoCare am fünften Tag der UN-Weltklimakonferenz in Sharm El-Scheich. Sie ist eine „Climate Youth Negotiator“ aus dem gleichnamigen, von der Robert Bosch Stiftung unterstützten Programm, die an der 27. UN-Klimakonferenz in Ägypten teilgenommen haben. Als Mitglied der offiziellen ghanaischen Delegation brachte Evelyn Addor ihre und die Perspektive anderer junger Menschen direkt in die Klimaverhandlungen ein. Und gerade jetzt schienen die Verhandlungen zu stocken: „Wir kommen nicht voran und diskutieren über einzelne Wörter“, beklagt Evelyn.

Ein Knackpunkt auf der Konferenz: Ausgleichzahlungen für Klimaschäden

Erstmals bei einer Klimakonferenz war das Thema „loss and damage“, Verluste und Schäden durch den Klimawandel, als eigener Verhandlungsstrang aufgenommen worden.  „Im Süden Ghanas steigt der Meeresspiegel, die Menschen müssen ihr Land aufgeben und migrieren. Im Norden wird die Savanne zunehmend zur Wüste, und in der Mitte, eigentlich der Brotkorb unseres Landes, können wir nicht mehr genügend Lebensmittel produzieren,“ erzählt Evelyn Addor. Vertreterinnen aus dem Globalen Süden setzten daher große Hoffnung auf Ausgleichzahlungen für die von der Klimakrise bereits besonders betroffenen Länder. Die Verhandlungen darüber wurden zu einem Knackpunkt der Konferenz, erst in letzter Minute wurden entsprechende Zahlungen vereinbart.

Bislang waren junge Menschen, Frauen, Landwirt:innen, Vertreter:innen zivilgesellschaftlicher Organisationen und indigener Gruppen, aber auch Vertreter:innen von Städten in den internationalen Klimaprozessen zu wenig sichtbar. Das gilt insbesondere für Menschen aus afrikanischen Ländern. Rund fünfzig von ihnen hat die Stiftung eine aktive Teilnahme an der Weltklimakonferenz ermöglicht, um ihren Perspektiven Gehör zu verschaffen. Denn die Schilderungen aus Gegenden, in denen die Klimakrise schon jetzt besonders spürbar ist, sind wichtig: Sie machen die Folgen des Klimawandels greifbar und geben den oft abstrakten Diskussionen über Klimagerechtigkeit eine menschliche Dimension.

„Klimabedingte Mobilität sollte als Weg zur Anpassung an den Klimawandel gesehen werden, um weitere Verluste und Schäden zu verhindern.“

Zitat vonKamal Amakrane, Direktor Africa Climate Mobility Initiative (ACMI)

Konkrete Ansätze für Regionen und Städte, sich auf klimabedingte Migration vorzubereiten

Schätzungen der Weltbank zufolge werden bis 2050 allein auf dem afrikanischen Kontinent rund 200 Millionen Menschen in Folge des Klimawandels ihre Heimat verlassen müssen, weil Dürren oder Überflutungen ihnen die Lebensgrundlagen entziehen. Welche Regionen besonders betroffen sind und wohin Menschen migrieren werden, hat die von der Stiftung geförderte Africa Climate Mobility Initiative (ACMI) auf Basis aktueller Klimaforschungsergebnisse und Befragungen herausgearbeitet. Auf der COP27 in Sharm El-Sheikh stellte die Initiative in einem Bericht detailliert die voraussichtlichen Klima-Hotspots und Migrationsbewegungen vor. 

Damit bietet sie Politikern vor Ort wie auf regionaler Ebene konkrete Ansatzpunkte, sich auf klimabedingte Migration und Mobilität – im Englischen climate mobility – vorzubereiten. Denn die Mehrheit der Betroffenen auf dem afrikanischen Kontinent wird innerhalb ihres Landes oder ihrer Region migrieren und zunächst in nahegelegene Städte ziehen. Städte auf dem afrikanischen Kontinent brauchen daher Unterstützung darin, geeigneten Wohnraum und Jobs zu schaffen. Hier hatte die Stiftung gemeinsam mit dem Mayors Migration Council bereits im vergangenen Jahr einen Fonds für zunächst fünf afrikanische Städte eingerichtet. Weitere Förderer haben sich inzwischen angeschlossen.

Mit Hintergrundgesprächen und einem dichten Veranstaltungsprogramm im eigens eingerichteten Climate Mobility Pavillon auf der UN-Klimakonferenz gelang es der Africa Climate Mobility Initiative, das Thema klimabedingte Mobilität prominent und gleichzeitig lösungsorientiert zu platzieren. In der offiziellen Abschlusserklärung ist der Begriff nun erstmals erwähnt - ein diplomatischer Erfolg und wichtiger Schritt, denn, so Kamal Amakrane, Direktor der ACMI: „Klimabedingte Mobilität sollte als Weg zur Anpassung an den Klimawandel gesehen werden, um weitere Verluste und Schäden zu verhindern.“

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