Aktuelle Studie

Eine Migrationspolitik jenseits der Spaltung

Die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage zeigen, dass es in der Haltung zur Migrationspolitik Übereinstimmungen jenseits politischer Gräben gibt. 

Text
Hannes Einsporn
Bilder
shutterstock.com/rawpixel.com
Datum
11. August 2025
Lesezeit
3 Min.

Migration ist ein Dauerthema in Deutschland, doch Umfragen beleuchten oft nur die Meinung zur aktuellen Politik, nicht die grundlegenden Einstellungen der Menschen. Eine neue Studie von More in Common, gefördert von der Robert Bosch Stiftung, zeigt, welche Werte den Menschen in der Migrationspolitik wichtig sind. Das Bild ist differenzierter als die politische Debatte vermuten lässt.

Zentrale Anliegen: Kontrolle, Beiträge und Empathie

73%der Befragten unterstützen Flüchtlingsschutz

Die repräsentative Studie identifiziert drei zentrale Anliegen quer durch alle Gesellschaftsschichten in der Migrationspolitik: Erstens mehr Kontrolle (das heißt Handlungs- und Gestaltungsmacht), zweitens aktive Beiträge der Neuankommenden zur Gesellschaft und drittens Empathie gegenüber Notleidenden. Menschen denken dabei nicht in einer „Ja-Nein-Logik“, sondern versuchen, diese Prioritäten in Einklang zu bringen.

Über die Studie

"Konstruktiv darüber reden"

zur Studie

Für die neue, repräsentative und unabhängige Studie "Konstruktiv darüber reden: Fünf Fragen für zukunftsfähige Einwanderungsdebatten" hat unser Partner More in Common über 2.000 Menschen in Deutschland befragt. Das Ergebnis offenbart eine ambivalente bis kritische Wahrnehmung von Migration, die aber nicht so kontrovers ist, wie es den Anschein erweckt. Der Großteil der Bürger:innen wünscht sich eine Einwanderungspolitik, die effektiv, klar und lösungsorientiert ist.

Die Umfrage wurde unter dem Titel "Europe talks migration" in vier weiteren europäischen Ländern durchgeführt: Frankreich, Spanien, Polen und Italien. 

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Übereinstimmungen jenseits politischer Gräben

61%befürworten eine kontrollierte Einwanderung

Für die deutsche Migrationspolitik, insbesondere die intensiv debattierte Fluchtmigration, bedeutet dies: Es gibt Übereinstimmungen jenseits politischer Gräben. Für eine Mehrheit ist die Kontrolle darüber, wer nach Deutschland einwandert und wer nicht, wichtiger als die Einwanderungszahlen lediglich zu reduzieren (61 Prozent zu 29 Prozent). Gleichzeitig unterstützen 73% aller Befragten das Prinzip des Flüchtlingsschutzes. 45% befürworten sichere und legale Migrationswege für Flüchtlinge in Kombination mit Grenzkontrollen. 27% wünschen sich verstärkte Grenzkontrollen, während 19% für verbesserte, sichere und reguläre Wege für schutzsuchende Flüchtlinge plädieren.

Zuwanderung mit sicherer und regulärer Migration

Es geht also um eine bessere Gestaltung der Zuwanderung, die Anliegen wie Kontrolle, Empathie und die Beiträge der Neuankommenden abwägt. Das heißt beispielsweise, dass aus Sicht von Dreiviertel der Befragten ausreisepflichtigen Personen konsequent abgeschoben werden sollen. Die Hälfte der Befragten wünscht sich integrationsfördernde Maßnahmen wie Sprachkurse. Außerdem zeigt die Forschung, dass viele Menschen die Themen Einwanderung und Stärkung der Wirtschaft zusammendenken. So wird der Einsatz von Arbeitskräften in Schlüsselindustrien als wichtigster Vorteil von Migration für Deutschland gesehen. 

Hier setzt die Stiftungsarbeit zur Migration an: Wir engagieren uns für eine Migrationspolitik, die Menschenwürde wahrt und den Mehrwert gesteuerter Migration für Wirtschaft, Wohlstand und Gesellschaft aufzeigt. Neben einem individuellen Recht auf Asyl sind freiwillige humanitäre Aufnahmeprogramme und ergänzende Migrationswege, wie beispielsweise die Arbeitsmigration geflüchteter Fachkräfte, zentrale Bausteine hierfür.

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