In diesen Grafiken zeigen wir positive Entwicklungen rund um das Thema Migration – und wo es Gestaltungsspielraum für die internationale Gemeinschaft gibt.
In den kommenden Jahren werden Folgen des Klimawandels wie Dürren, Überschwemmungen und der steigende Meeresspiegel viele Menschen dazu zwingen, ihre Heimat zumindest vorübergehend zu verlassen. Im Jahr 2021 mussten 30 Millionen Menschen nach wetterbedingten Naturkatastrophen innerhalb ihres Landes flüchten. Laut der Weltbank-Studie „Groundswell“ könnte die Zahl der Binnen:migrantinnen in Subsahara-Afrika, Südasien und Lateinamerika bis 2050 auf 143 Millionen steigen – alleine 86 Millionen davon auf dem afrikanischen Kontinent.
Doch so muss es nicht kommen: Der Studie zufolge könnte die Zahl klimabedingter Binnenmigrant:innen durch effektiven Klimaschutz um bis zu 80 Prozent reduziert werden. Daher unterstützt die Robert Bosch Stiftung die Entwicklung nachhaltiger, weitsichtiger Lösungen für klimabedingte Migration, die Betroffene besser schützen – vor allem dort, wo Klimawandelfolgen das Leben besonders stark beeinträchtigen.
Wenn Menschen sich in einer Region der Welt frei und unkompliziert bewegen können, beeinflusst dies wirtschaftliche Perspektiven und den Zusammenhalt der jeweiligen Staaten. Für Menschen, die sich etwa wie in Europa an ein Leben ohne Grenzen gewöhnt haben, klingt das selbstverständlich – doch genau das ist es nicht. Vor allem nicht im globalen Süden.
Die obige Grafik zeigt den sogenannten „Passport-Index“ von ausgewählten afrikanischen Staaten: Während Bürger:innen der Seychellen zum Beispiel in 135 Länder ohne Visum oder mit ähnlichen unkomplizierten Verfahren wie E-Visum oder Visa on Arrival einreisen können, haben Menschen aus Kenia (68) oder dem Niger (59) wesentlich weniger Möglichkeiten. Zum Vergleich: Menschen mit deutschem Pass können unkompliziert in 164 Staaten einreisen.
Auf dem afrikanischen Kontinent ist die Reisefreiheit für Afrikaner:innen in den vergangenen Jahren jedoch gestiegen. Die Seychellen, Benin und Gambia verzichten ganz auf Visa-Anträge von Bürger:innen anderer afrikanischer Staaten. Immerhin ein Viertel der afrikanischen Länder forderte 2021 kein Visum mehr von Bürger:innen einiger oder aller Länder des Kontinents – ein leichter Aufwärtstrend. Ein weiterer Fortschritt: 2016 boten neun afrikanische Länder ein E-Visum an, 2021 waren es bereits 24 Länder.
Der Einsatz digitaler Verfahren kann Reisen und transnationales Arbeiten vereinfachen. Allerdings dürfen mögliche Risiken wie Datenschutz und ethische Fragen nicht in den Hintergrund rücken. Die Robert Bosch Stiftung unterstützt deshalb Projekte, die sich mit der Rolle digitaler Technologie im Migrationssystem beschäftigen.
Quellen:
Passport-Index
African Development Group: Africa Visa Openness Report 2021
African Development Group: Africa Visa Openess Report 2017
African Development Group: Africa Visa Openness Report 2018
Wenn Menschen ihre Heimat verlassen, dann ist dies oft kein Abschied für immer. Im Gegenteil. Die Bindung an die Herkunftsregion bleibt stark – und ist ein globaler Wirtschaftsfaktor. Viele Migrant:innen aus Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommensniveau unterstützen ihre Familien und Freunde in der Heimat finanziell. Diese Rücküberweisungen machen laut World Migration Report mittlerweile den größten Anteil des Geldes aus, das von außerhalb in diese Länder fließt – noch vor Entwicklungshilfen.
Selbst während der Covid-19-Pandemie, als globale Lieferketten zusammenbrachen und Wirtschaftskrisen die Menschen überall auf der Welt belasteten, stieg die Summe der Rücküberweisungen nach einem anfänglichen Einbruch an. Um solche und andere Zusammenhänge rund um globale Migration besser zu verstehen, fördert die Robert Bosch Stiftung die Veröffentlichung von Berichten wie dem World Migration Report, der wichtige Daten und Analysen zur Verfügung stellt.
Quellen:
World Bank Group: Recovery: Covid-19 Crisis Through a Migration Lense
International Organization for Migration: World Migration Report 2022
United Nations: Global Compact for Safe, Orderly and Regular Migration
Weltweit leben drei von fünf Migrant:innen in Städten. Der internationale Austausch zwischen Bürgermeister:innen und Partnerschaften zwischen Städten tragen dazu bei, innovative Ideen und Methoden für die Praxis als auch für die internationale Politik zu entwickeln und umzusetzen. Deshalb unterstützt die Robert Bosch Stiftung den Austausch zwischen europäischen und afrikanischen Bürgermeister:innen aus Accra, Hamburg, Kampala, Mailand und vielen weiteren Städten.
Die Grafik zeigt, welche Städte an diesem Austausch teilnehmen, wie groß die jeweilige Bevölkerung ist und der Anteil von Migrant:innnen. Um Städte als wichtige Akteure der globalen Migrationspolitik zu stärken, unterstützt die Robert Bosch Stiftung auch den Mayors Migration Council: eine von Bürgermeister:innen getragene Initiative für Städte, die sich in regionale und internationale Debatten über Migration, den Schutz von Geflüchteten und Integration einbringen wollen.
In dutzenden Ländern weltweit werden Migrant:innen mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus nach ihrer Ankunft inhaftiert, oft unter menschenunwürdigen Bedingungen. Drei Pilotprojekte des „European Alternatives to Detention Network“ zeigen, dass es auch anders geht. In Zypern, Bulgarien und Polen wurden insgesamt 126 Migrant:innen und Geflüchtete von Sozialarbeiter:innen über mehrere Jahre bei der Klärung ihres Aufenthaltsstatus und anderen Herausforderungen unterstützt.
Das Ergebnis: Den Teilnehmenden ging es im Verlauf des Projekts nicht nur gesundheitlich besser, sie konnten auch besser informierte Entscheidungen über ihre Situation treffen als Menschen, die diese Unterstützung nicht erfahren. Das in Polen, Bulgarien und Zypern erprobte Migrationsmanagement ist laut dem Projektbericht zudem effizienter und auch deutlich günstiger als die Inhaftierung. Die Robert Bosch Stiftung unterstützt die International Detention Coalition, die das Netzwerk koordiniert und sich weltweit für menschenrechtsbasierte Alternativen zur Inhaftierung von Migrant:innen und Flüchtlingen einsetzt.
Quellen:
National Immigration Forum
European Programme for Integration and Migration: Alternatives to detention: building an culture of cooperation