Es kommt auf uns alle an! Hier sind sieben konkrete Tipps, wie wir für die Demokratie aktiv werden können – zusammengestellt vom Team Demokratie der Robert Bosch Stiftung.
Auf Social Media mag es funktionieren, es sich in der eigenen Filter Bubble bequem zu machen. Aber im Verwandtenkreis, in der Nachbarschaft oder im Alltag sortiert kein Algorithmus die Welt nach Gleichgesinnten. Auch wenn es herausfordernd ist: Sich mit Meinungen von Menschen auseinanderzusetzen, die ganz anders denken, gehört zu einer pluralistischen, demokratischen Gesellschaft. Wer die Herausforderung aktiv sucht, kann beim Projekt demoSlam mitmachen, das wir fördern: demoSlam bringt Menschen mit möglichst unterschiedlichen Positionen zusammen, begleitet und schult sie in der Diskussion kontroverser Themen – und wirkt verhärteten Fronten entgegen.
Nicht still bleiben – nicht weitergehen oder weiterscrollen, wenn Menschen angefeindet werden, wenn rechte Parolen fallen, wenn Debatten mit Falschinformationen durchsetzt werden. Hier klar Position zu beziehen, ob im täglichen Lebensumfeld oder im Internet, ist jetzt wichtiger denn je. „Je mehr sich die Menschen im Digitalen aufhalten, desto mehr haben Hass und Hetze auch dort zugenommen“, sagt Hanna Gleiß von Das NETTZ, der Vernetzungsstelle gegen Hate Speech, die wir mit aufgebaut haben. Sie sagt, es brauche jede Stimme, die dagegenhält: um die Diskursverschiebung in Richtung rechts rückgängig zu machen. „Und auch, um Solidarität zu zeigen mit Betroffenen von Hate Speech.“
Sie suchen Anregungen, wie man Hate Speech und rechte Propaganda kontern kann? Sie sind selbst von Hate Speech betroffen und suchen Hilfe? Oder Sie wollen wissen, wie Sie gegen strafbare Inhalte vorgehen können? Dann ist das NETTZ eine gute Anlaufstelle, denn es bündelt Wissen und Erfahrung von Initiativen gegen Hate Speech deutschlandweit. Informationen und konkrete Tipps liefert außerdem das Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz, zu dem auch das NETTZ gehört.
Wir verbringen einen großen Teil unserer Zeit am Arbeitsplatz. Grund genug, der Demokratie auch hier Raum zu verschaffen. Man kann sich für Mitbestimmung am Arbeitsplatz einsetzen, in größeren Unternehmen beispielsweise für den Betriebsrat kandidieren. Oder auch im beruflichen Umfeld klar Position beziehen – für Diversität, gegen Fremdenfeindlichkeit, Hassrede oder auch Fake News. Mit dem Business Council for Democracy fördern wir von der Robert Bosch Stiftung ein Projekt, das Aufklärung über Verschwörungstheorien, Desinformation und Hassrede direkt an den Arbeitsplatz bringt. Die teilnehmenden Unternehmen bieten entsprechende Schulungen für ihre Mitarbeitenden an. Solche Verbindungen zwischen Zivilgesellschaft und Unternehmen machen politische Kultur auch am Arbeitsplatz erfahrbar.
Demokratie findet nicht nur in Parlamenten statt, in Ausschüssen und Gremien. Demokratie ist im besten Fall auch dort, wo sich jede:r Einzelne im Alltag aufhält, dort wo Menschen zusammenkommen. Mit unserem Projekt Allzeitorte wollen wir der Demokratie Brücken in den Alltag bauen: Wir unterstützen Betreiber:innen unterschiedlichster Orte oder Initiativen, gemeinsam mit Akteur:innen der politischen und soziokulturellen Bildung, Demokratieprojekte im Kleinen zu starten. Allzeitorte für solche Demokratieprojekte können der Fußballverein sein, die Elterngruppe, die Lieblingskneipe an der Ecke und viele mehr. „Es ist dieses Mosaik, das wir brauchen: möglichst viele Beteiligte, möglichst überall, im besten Fall langfristig. Wer sich einbringt, kann erleben, dass die eigene Stimme zählt, dass die eigene Meinung Gehör findet und dass wir alle einen Gestaltungsspielraum haben“, sagt Antje Scheidler, die Leiterin unseres Teams Demokratie.
Für manche vielleicht ein erster Schritt, sich der Politik anzunähern: einer Bürgerinitiative beitreten. Dafür braucht es kein Parteibuch und keine feste Organisationsstruktur. Und man erlebt die Wirksamkeit des eigenen Engagements oft sehr unmittelbar. Die Bundeszentrale für politische Bildung hebt hervor, dass Bürgerinitiativen recht erfolgreich seien: „Bis zu 60 Prozent geben an, ihre Zielsetzung erreicht oder wenigstens nennenswerte Teilerfolge erzielt zu haben.“ Die Erfolgschancen seien am größten, wenn Initiativen, häufig im Kommunalbereich, kurzfristig erreichbare und konkrete Einzelziele verfolgten. Auch das Engagement in einem Verein, der sich politischen Anliegen widmet und Lobbyarbeit dafür betreibt, schärft den Sinn dafür, wie wir demokratische Prozesse mitgestalten können.
Warum immer „die Anderen“ machen lassen? Jede:r kann sich für ein politisches Amt bewerben. Es muss ja nicht gleich das Bundestagsmandat sein. Engagierte Volksvertreter:innen sind auf jeder Ebene gefragt, zum Beispiel im Gemeinderat. Dort kann man das eigene Lebensumfeld unmittelbar mitgestalten. Auch Ortsvereine politischer Parteien greifen die wichtigen Themen in einer Kommune auf und bieten eine Möglichkeit, mitzumachen und Politik selbst in die Hand zu nehmen. Schonmal mit einem solchen Engagement geliebäugelt? Dann wäre jetzt doch eine gute Gelegenheit, aktiv zu werden!
„Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“, steht in Artikel 20, Absatz 2 des Grundgesetzes. Damit sich dieser Satz bestmöglich verwirklicht, sollten alle Wahlberechtigten ihr Stimmrecht wahrnehmen. 2024 sind Europawahlen, dabei dürfen junge Menschen erstmals schon ab 16 Jahren wählen. Es finden Kommunalwahlen statt, außerdem stehen Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg an. Lasst uns alle unsere Stimmen abgeben! Bewegen wir potenzielle Nichtwähler:innen, ebenfalls zur Wahl zu gehen! Und übrigens: Sich als Wahlhelfer:in zu engagieren, ist auch eine Möglichkeit, Wahlen als wichtiges Element der Demokratie zu unterstützen.