Wie der Klimawandel Konflikte anheizt

Viele Krisenregionen sind bereits heute massiv von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Ressourcenknappheit wie Wassermangel aufgrund geringerer und unregelmäßiger Regenfälle sowie die Bedrohung der Lebensgrundlagen durch Naturkatastrophen verschärfen bestehende Spannungen und erschweren die friedliche Lösung von Konflikten. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz richtete die Robert Bosch Stiftung ein Panel zu den Wechselbeziehungen zwischen Klimawandel und Konflikten aus. Beide Themen stehen - neben Ungleichheit und Migration - künftig im Zentrum unserer internationalen Arbeit.

Robert Bosch Stiftung | Februar 2020
MSC 2020 Header
MSC/Görlich

Sandra Breka, Geschäftsführerin der Stiftung, stellt das Panel auf dem Podium vor (v.l.n.r.): Tom Middendorp, Hussein Nafo, Moderatorin Almut Wieland-Karimi, Jennifer Morgan und Robert Malley.

Moderiert von Almut Wieland-Karimi, Geschäftsführerin des Zentrums für Internationale Friedenseinsätze, diskutierten unter dem Titel „Stoking the Fire: Conflict and the Climate Crisis“ der Sonderberater des malischen Präsidenten und Sprecher der African Group of Negotiators bei den UN-Klimakonferenzen, Hussein Nafo, Robert Malley, Präsident der International Crisis Group, Tom Middendorp, Vorsitzender des International Military Council on Climate and Security, und Jennifer Morgan, Geschäftsführerin von Greenpeace International, über die Auswirkungen des Klimawandels auf Konflikte.

Mit gutem Beispiel vorangehen

Mit jedem halben Grad Erderwärmung steige das Konfliktrisiko um 10-20%, zitierte Robert Malley aus aktuellen Untersuchungen zum Zusammenhang von Konflikten und Klimawandel. Gleichzeitig warnte er davor, Konflikte, auch in Regionen mit besonderen Klimarisiken, auf den Aspekt des Klimawandels zu reduzieren. Andere Konfliktherde, wie etwa schwache oder fehlende staatliche Strukturen, gering ausgeprägte lokale Konfliktlösungsmechanismen oder ein Mangel an Frühwarnsystemen sollten ebenfalls berücksichtigt werden.

Aus seiner Erfahrung als Leiter von Friedenseinsätzen verwies Tom Middendorp darauf, dass die internationale Sicherheitsgemeinschaft und das Militär im Besonderen die vom Klimawandel ausgehende ernstzunehmende Sicherheitsbedrohung verinnerlichen und entsprechende Vorkehrungen in Risikobeurteilungen und Interventionsstrategien integrieren müssten. Dabei sei auch wichtig, dass sich Militär- und insbesondere Friedenseinsätze ihrer Rolle als Großverbraucher von Ressourcen in Konfliktkontexten bewusst seien und im Umgang mit begrenzten Gütern wie Wasser und Treibstoff mit gutem Beispiel vorangehen.

Dialoge anstoßen, mit Nachdruck weiterführen

Hussein Nafo schilderte am Beispiel Malis, wie es gelungen sei, Konflikte zu entschärfen, indem auch kleine Gemeinden Zugang zu Elektrizität erhielten. Die Sicherung der Lebensgrundlage könne nur durch adäquate Stromversorgung gewährleistet werden. Außerdem sei der nachgewiesene Zusammenhang zwischen Elektrifizierung und geringerem Bevölkerungswachstum ein Faktor, der sowohl im Kontext des Klimawandels als auch in Konflikten zentral sei. Die Greenpeace-International-Chefin Jennifer Morgan forderte, Klimafragen nicht isoliert zu betrachten, sondern sie mit anderen Problemen wie Ungleichheit in Kontext zu setzen.

Klimapolitik sollte nicht nur bei der Lösung von Konflikten mitgedacht werden.

Ihr Aufruf, die in Konfliktkontexten häufig zusammenfließenden Problemstellungen sektorenübergreifend zu bearbeiten und sich über Fachgrenzen hinweg eng abzustimmen, erfuhr unter Morgans Co-Panelisten großen Zuspruch. Der zielgerichtete Austausch finde noch zu selten statt – ein Eindruck der sich durch den Premierencharakter der Panelkonstellation für einige Sprecher:innen und Zuhörer:innen bestätigte. Der oft kurze Zeithorizont akuter Konfliktsituationen auf der einen und der notwendige Langzeithorizont in der Bearbeitung von Klimawandelfragen auf der anderen Seite erschwerten die Entwicklung von gemeinsamen Strategien zusätzlich, so das Fazit des Panels. Umso wichtiger sei es, dass durch das Panel zwei bisher häufig getrennt betrachtete Welten zusammengekommen seien und ein Dialog angestoßen wurde, den die Sprecher:innen ankündigten, mit Nachdruck weiterzuführen.

 „Klimapolitik sollte nicht nur bei der Lösung von Konflikten mitgedacht werden. Auch Organisationen, die sich der Bekämpfung des Klimawandels widmen, sollten dessen Konfliktpotential berücksichtigen“, appellierte abschließend Sandra Breka, Geschäftsführerin der Stiftung. 

Das Magazin (02/2019)

Dieses Magazin stellt die vier neuen Themen der internationalen Arbeit der Robert Bosch Stiftung vor und gibt einen...