Meinungsbeitrag
Umgang mit klimabedingter Migration in Afrika - ein neuer Weg nach vorn

Die COP26 hat sich auf die Bemühungen konzentriert, null Nettoemissionen zu erreichen. Wichtig ist aber auch, die Resilienz der vom Klimawandel besonders betroffenen Menschen zu stärken. Genau das hat die globale Partnerschaft Africa Climate Mobility Initiative (ACMI) im Blick. Eine echte Chance für integrative Klimaschutzmaßnahmen auf dem afrikanischen Kontinent, schreibt Raphaela Schweiger, Teamleiterin Migration der Robert Bosch Stiftung.

Raphaela Schweiger | November 2021
Klimabedingte Migration Afrika
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Die Klimakrise trifft weite Teile Afrikas besonders hart. Der Bericht des Weltklimarats aus dem Jahr 2018 warnt, dass die Temperaturen in Afrika in den nächsten Jahrzehnten schneller steigen werden als im globalen Durchschnitt. Extreme Wetterereignisse, Wasserknappheit, geringere Ernteerträge, der Anstieg des Meeresspiegels und Umweltzerstörung könnten die Lebensgrundlage von Millionen Menschen bedrohen. Migration ist eine Folge. Der Klimawandel ist jedoch mit vielen anderen Gründen für Migration verknüpft, was es schwierig macht, den entscheidenden Zusammenhang zwischen klimabedingten Ereignissen und den Mobilitätsmustern von Menschen herauszuarbeiten.

Dennoch gibt es Möglichkeiten, diese Herausforderungen anzugehen und politische und praktische Lösungen zu finden.

Raphaela Schweiger, Teamleiterin Migration Robert Bosch Stiftung
Michael Fuchs

Zur Person

Raphaela Schweiger ist Teamleiterin Migration der Robert Bosch Stiftung. Die Stiftung möchte durch zukunftsgerichtete und inklusive Lösungsansätze einen Beitrag zu einer langfristigen, an Menschenwürde orientierten Gestaltung von Migration leisten.

Die Africa Climate Mobility Initiative (ACMI) ist eine beispiellose globale Partnerschaft, die von der Afrikanischen Union, den Vereinten Nationen und der Weltbank ins Leben gerufen wurde und der sich Wissenschaftler, Praktiker, politische Entscheidungsträger und philanthropische Organisationen, darunter die Robert Bosch Stiftung, angeschlossen haben. Ziel ist es, einen politischen Impuls zu geben, um Lösungen für klimabedingte Migration auf dem afrikanischen Kontinent zu finden. Die ACMI wird datenbasierte Lösungen vorantreiben, um die Resilienz der Menschen und die Anpassung an die klimabedingte Migration zu unterstützen - zum Schutz von Menschen, die regional und lokal migrieren.

Die ACMI kombiniert Datenerfassung, Feldforschung und modernste Modellierungstechniken. Sie baut auf modernsten Modellierungen der Columbia University auf, die Szenarien zur Emissionsreduzierung und zum Entwicklungsfortschritt verwenden, um verschiedene Prognosen zur Klimamigration für 2030, 2040 und 2050 zu erstellen. Das Mixed Migration Centre führt Haushalts- und Fokusgruppenbefragungen sowie andere Primärdatenerhebungen in sieben „Hot-Spots“ in Afrika durch. Das Ausmaß der Aufgabe erfordert es, neue Partnerschaften zwischen unterschiedlichen Sektoren einzugehen.

Die COP26 hat sich auf die Bemühungen konzentriert, null Nettoemissionen zu erreichen. Doch nun ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Welt parallel dazu die Klimaanpassung vorantreibt und die Resilienz der betroffenen Gemeinschaften sicherstellt. Es ist an der Zeit, dass die Menschen im Mittelpunkt der Klimaschutzmaßnahmen stehen. Die so genannte Anpassungsfinanzierung macht kaum ein Viertel der gesamten Klimafinanzierung aus, und die Zusagen in diesem Bereich an Entwicklungsländer und weniger entwickelte Länder müssen noch erfüllt werden - und die Finanzierungslücke im Falle von Städten ist besonders groß. Wenn Anpassung und Resilienz in der Gleichung der Klimaschutzmaßnahmen weiterhin wenig Beachtung finden, ist das Versprechen der internationalen Gemeinschaft, "niemanden zurückzulassen", zum Scheitern verurteilt.

Die Klimakonferenz COP27 im Jahr 2022 wird afrikanisch sein. Afrika steht in der globalen Klimakrise an vorderster Front, und das Treffen in Ägypten wird eine noch nie dagewesene Gelegenheit für afrikanische Stimmen sein, die Agenda zu gestalten. Mit Blick auf COP27 und darüber hinaus ist die Africa Climate Mobility Initiative eine echte Chance für integrative Klimaschutzmaßnahmen auf dem afrikanischen Kontinent. Und die Robert Bosch Stiftung ist stolz darauf, Teil dieses längst überfälligen Prozesses zu sein.