Die diesjährige Weltklimakonferenz wurde ausgerichtet vor dem Hintergrund multipler Krisen und einer zunehmenden geopolitischen Polarisierung. Welche Themen uns wichtig waren.
Erstmalig stehen die Themen Ernährung und Landwirtschaft ganz oben auf der Agenda der Weltklimakonferenz. Das bedeutet konkret: Die Rolle der Ernährungssysteme im Kontext des Klimawandels wird von Staats- und Regierungschefs aufgegriffen, sie ist Gegenstand der offiziellen Verhandlungen und abschließender Vereinbarungen. Eine Transformation der Ernährungssysteme und der Übergang zu einer regenerativen Landwirtschaft sind unabdingbar, um die Klimaziele zu erreichen. Immerhin werden, einer aktuellen Studie der Global Alliance for the Future of Food zufolge, 15 Prozent aller fossilen Brennstoffe im Ernährungssektor verbrannt. Insgesamt sind Ernährungssysteme verantwortlich für mehr als ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen.
Aus diesem Grund unterstützen wir und weitere Stiftungen im Rahmen der Global Alliance rund 40 Akteur:innen aus der Landwirtschaft, dem Ernährungssektor und der Zivilgesellschaft aus Afrika, Asien und Amerika darin, in Dubai ihre Perspektiven auf die Transformation und Dekarbonisierung der Ernährungssysteme sichtbar zu vertreten und sich untereinander zu vernetzen. Denn: Die Interessenslagen auf der COP sind divers, der Einfluss ist unterschiedlich verteilt und zivilgesellschaftliche Stimmen, v.a. aus dem Globalen Süden, sind unterrepräsentiert.
„Bei unserem Engagement rund um die Klimarahmenkonvention geht es uns vor allem darum, Perspektiven und Themen sichtbarer und einflussreicher zu machen, die im UNFCCC Prozess häufig unterrepräsentiert sind.“
In den Verhandlungen auf der 28. Weltklimakonferenz wird es auch darum gehen, das „Globale Ziel für die Anpassung an Klimawandelfolgen“ (Global Goal on Adaptation) präziser auszugestalten. Zudem wurde um die Ausstattung des Verlust- und Schadensfonds (Loss and Damage Fund) in den vergangenen Monaten zäh gerungen – hierbei steht die große Frage der Klimagerechtigkeit im Zentrum. Unter anderem müssen Strukturen ausgebaut werden, um die Mittel aus dem Ausgleichsfonds den von Klimawandelfolgen Betroffenen schnell und einfach auf lokaler Ebene zugänglich zu machen. Unsere kenianische Partnerorganisation Power Shift Africa hat im Vorfeld der COP gemeinsame Positionen mit vielen weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen abgestimmt, die in Dubai in Side Events und Hintergrundgesprächen kommuniziert werden.
Wie im vergangenen Jahr unterstützt die Robert Bosch Stiftung das Climate Youth Negotiator Programme, mit dem u.a. 13 junge Menschen aus afrikanischen Ländern zur COP reisen. Diese wurden im Vorfeld zu Nachwuchsverhandler:innen ausgebildet und haben sich mit internationalen Schlüsselakteur:innen aus Politik und Zivilgesellschaft vernetzt. Sie nehmen als Vollmitglieder ihrer jeweiligen nationalen Delegation aktiv an den Verhandlungen teil und haben ambitionierte Verhandlungsergebnisse zum Ziel.
Die Folgen des Klimawandels sind für Millionen Menschen schon jetzt dramatisch – unter anderem in Form von häufigeren und heftigeren Dürren, Überschwemmungen oder schleichenden Umweltveränderungen, wie z.B. die Ausbreitung von Wüsten. Bereits jetzt sind Millionen von Menschen von klimabedingter Migration betroffen, vor allem innerhalb der eigenen Ländergrenzen. Migration und Mobilität, die permanente oder temporäre Veränderung des Lebensmittelpunkts von Menschen innerhalb von Ländern und über Grenzen hinweg, kann eine Anpassungsstrategie an die Folgen des Klimawandels sein. Die Resolution des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen zu einem grundlegenden Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt ist nur ein Beispiel. Denn Untersuchungen zeigen, dass die meisten Menschen dort bleiben wollen, wo sie trotz wachsender Klimarisiken leben.
Unser Partner Global Center for Climate Mobility bringt in seinem Pavillon auf der COP28 hochrangige politische Entscheidungsträger:innen, führende zivilgesellschaftliche Akteur:innen und Betroffene von klimabedingter Migration zusammen. Dieses Forum fand im letzten Jahr großen Anklang und soll dazu beitragen, das Thema auf der Weltklimakonferenz zu etablieren. Denn klimabedingte Migration sollte bei Diskussionen zu Klimamaßnahmen – von Minderung, Anpassung bis zur Frage von Schäden und Verlusten – eine noch wichtigere Rolle als bisher spielen.
Auf der 28. Weltklimakonferenz vom 29.11.-12.12.2023 in Dubai verhandeln Delegationen aus 198 Staaten über die Umsetzung der Klimarahmenkonvention und ihrer Folgeabkommen (Kyoto Protokoll, Pariser Abkommen). Mit dabei sind Beobachter:innen aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Medien. Die offiziellen Gespräche werden eingerahmt von einem umfangreichen Begleitprogramm: Länder, Initiativen oder Unternehmen präsentieren sich mit Ständen und laden zu Veranstaltungen ein.