Ein Netzwerk aus Deutschlandkennern und Brückenbauern

Seit 1984 hat das Robert Bosch Foundation Fellowship Program rund 560 Amerikanern einen einjährigen Aufenthalt in Deutschland ermöglicht. Die jungen Führungskräfte aus den USA arbeiten in Politik, Medien, Wirtschaft, Kultur und anderen gesellschaftlichen Einrichtungen mit. Sie werden so zu Botschaftern Deutschlands in ihrer Heimat. Und sie halten Kontakt: In Berlin kamen 130 ehemalige Fellows zum Jahrestreffen der Alumnivereinigung Robert Bosch Foundation Alumni Association (RBFAA). Ihr Motto: „Protecting Transatlanticism in the Rise of Isolationism“. Wie beurteilen die Fellows die aktuellen transatlantischen Beziehungen? Und welchen Beitrag können sie selbst leisten? Vier Fellows und ihre Antworten.

Robert Bosch Stiftung | August 2018

Robert Fenstermacher

Porträt Robert Fenstermacher
Phillip Zwanzig

Robert Fenstermacher war Fellow des Jahrgangs 1999/2000

Was hast Du vor Deinem Fellowship 1999/2000 gemacht?

Ich habe für eine internationale Austauschorganisation gearbeitet, die sich auf deutsch-amerikanische Beziehungen fokussiert hat. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit dort war das duale Ausbildungssystem und die Frage, wie deutsche Ausbildungsmethoden auf die USA übertragen werden könnten.

Was machst Du jetzt?

Derzeit bin ich Chief Content Officer beim American Council on Germany, einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in New York.

Welche Fragen beschäftigen Dich aktuell mit Blick auf die transatlantischen Beziehungen?

Was mich besonders beschäftigt ist zum einen, dass unterschiedliche politische Meinungen zu anhaltenden Problemen zwischen den beiden Ländern führen könnten. Diese Konflikte sind in den Medien aktuell sehr präsent. Je öfter die Menschen solche Berichte sehen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie sich auf ihre Wahrnehmung des jeweils anderen Landes auswirken.

Zum anderen sorge ich mich um die nächste Generation von Transatlantikern. Die USA und Deutschland haben seit dem Zweiten Weltkrieg eine unheimlich enge Beziehung, die auch auf der Unterstützung der Bevölkerung beruhte. Die nächste Generation ist sich unserer Geschichte, der damit einhergehenden Werte und unserer engen Bindung weniger bewusst. Dabei ist diese Bindung noch immer aktuell und sehr wichtig. Der nächsten Generation genau das verständlich zu machen und sie gleichzeitig einzubeziehen sehe ich als Herausforderung.

Wie kannst Du, gemeinsam mit anderen Alumni und der Robert Bosch Stiftung, die transatlantischen Beziehungen stärken?

Wir verbringen zu viel Zeit mit politischen Diskussionen auf höchster Ebene in New York, Washington, oder Berlin, erreichen so aber nicht die Menschen in ihrem Alltag. Es gibt eine Art Kerngruppe, in der wir weiterhin die engagierten und überzeugten Transatlantiker fördern. Das ist auch wichtig, aber wir sollten uns genauso an diejenigen wenden, die bisher keinen Bezug zu transatlantischen Beziehungen hatten und vor allem diese Personen von der Wichtigkeit überzeugen.

Sarah Smith

Porträt Sarah Smith
Phillip Zwanzig

Sarah Smith war Fellow des Jahrgangs 2013/2014

Was hast Du vor Deinem Fellowship 2013/2014 gemacht?

Ich war Stabschefin für ein Mitglied des US-Repräsentantenhauses.

Was machst Du jetzt?

Ich bin Chief Operations Officer des American Action Forum, eines kleinen amerikanischen Think Tanks, der sich vor allem mit Wirtschaftspolitik beschäftigt.

Welche Fragen beschäftigen Dich aktuell mit Blick auf die transatlantischen Beziehungen?

Aus wirtschaftlicher Perspektive spielen die Handelsbeziehungen eine große Rolle, da sie so greifbar sind und das Leben so vieler Menschen nachhaltig beeinflussen. Der radikale Wandel, der sich aktuell bei Zoll- und Handelsfragen vollzieht ist ein sehr konkreter Bereich, der mir gerade Sorgen bereitet.

Wie kannst Du, gemeinsam mit anderen Alumni und der Robert Bosch Stiftung, die transatlantischen Beziehungen stärken?

Das wichtigste ist, sich weiterhin zu engagieren. Nehmt an Podiumsdiskussionen teil! Geht zu Veranstaltungen! Lest Artikel und Kommentare von Leuten, die sich mit diesen Themen beschäftigen!

Sudha David-Wilp

Porträt Sudha David-Wilp
Phillip Zwanzig

Sudha David-Wilp war Fellow des Jahrgangs 1997/1998

Was hast Du vor Deinem Fellowship 1997/1998 gemacht?

Ich war 24 als das Fellowship Program begann. Es war das Jahr zwischen meinem ersten Uni-Abschluss und dem Masterstudium.

Was machst Du jetzt?

Ich bin Senior Transatlantic Fellow und stellvertretende Direktorin des German Marshall Fund of the United States in Berlin.

Welche Fragen beschäftigen Dich aktuell mit Blick auf die transatlantischen Beziehungen?

Die Amerikaner hinterfragen jetzt erstmals den Wert der Allianzen, die die USA nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut haben. Die USA haben die internationale Ordnung geschaffen, die maßgeblich auf einem amerikanischen Sicherheitsschirm beruhte, der es anderen Staaten und Demokratien erlaubte, an Wohlstand und Stabilität teilzuhaben. Die USA schotten sich gerade nicht komplett ab, sondern hinterfragen vielmehr die eigenen Traditionen. Es ist gut, die Gewohnheiten zu hinterfragen, aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht an einen destruktiven Punkt geraten, denn davon hätte niemand etwas. Ich fürchte, dass dann das Gleichgewicht verloren geht und das entstehende Machtvakuum von Ländern wie Russland und China gefüllt wird, die sich an Regeln orientieren, die unseren demokratischen Gesellschaften widersprechen.

Wie kannst Du, gemeinsam mit anderen Alumni und der Robert Bosch Stiftung, die transatlantischen Beziehungen stärken?

Alle Alumni sind auch Botschafter für die transatlantische Partnerschaft, sowohl hier in Deutschland als auch in den USA. Es geht nicht nur um die Beziehung an sich, sondern auch um Menschen, die Rechtsstaatlichkeit, Meinungs- und Pressefreiheit und den Schutz von Minderheiten einfordern. Wir haben vielleicht unterschiedliche Meinungen was den Klimawandel oder Strategien für den Nahen Osten anbelangt, aber am Ende des Tages haben wir gemeinsame Werte, die für die Sicherheit und Stabilität unserer Gesellschaft sorgen.

Gale Mattox

Porträt Gale Mattox
Phillip Zwanzig

Gale Mattox war Fellow des ersten Jahrgangs 1984/1985

Was hast Du vor Deinem Fellowship 1984/85 gemacht?

Ich habe an der US Naval Academy unterrichtet.

Was machst Du jetzt?

Ich lehre noch immer am politikwissenschaftlichen Institut der US Naval Academy. Vorher habe ich als erste Frau dieses Institut geleitet. Außerdem unterrichte ich europäische Sicherheitspolitik an der Georgetown University und leite am American Institute for Contemporary German Studies das Programm für (internationale) Politik.

Welche Fragen beschäftigen Dich aktuell mit Blick auf die transatlantischen Beziehungen?

Mich beschäftigt die enorme Unsicherheit in den Beziehungen. Die Regierung hinterfragt langjährige Partnerschaften. Aktuell herrscht einerseits Unsicherheit bezüglich der Rolle und Position, die die USA einnehmen sollten, aber auch wegen der Rolle, die Europa aus Sicht der USA spielen sollte.

Eine letzte Frage für Dich als Teilnehmerin des ersten Jahrgangs: Was würdest Du unseren neuen Fellows für ihr Jahr in Deutschland empfehlen?

Sie werden Mitglieder der Alumnivereinigung, einem Netzwerk, das sie nach dem Programmjahr aufnehmen wird. In der Alumnigruppe können sie sich einbringen und sich im transatlantischen Dialog Gehör verschaffen. Von Anfang an ist das Bosch Fellowship viel mehr als dieses eine Jahr in Deutschland. Es bedeutet, ein Leben lang die Beziehungen über den Atlantik hinweg zu pflegen.