Der besondere Spirit des Next Einstein Forums

Die Initiative „Next Einstein Forum“ hat in Kigali die bislang größte Wissenschaftskonferenz Afrikas veranstaltet. Was bedeutet diese Konferenz für afrikanische Wissenschaftler?

Regina Mennig | April 2018
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Next Einstein Forum

Ruanda, Ende März 2018: Unter dem Kuppeldach des Convention Centre in Kigali flirrt die Luft. Die klügsten Köpfe des afrikanischen Kontinents debattieren hier über neueste Forschungsansätze, tauschen ihre Ideen aus, häufig auch ihre Visitenkarten. Rund 1500 Menschen sind zur globalen Wissenschaftskonferenz des „Next Einstein Forum“ (NEF) zusammengekommen – Astrophysiker aus Äthiopien, Biologen aus Simbabwe, Nanotech-Forscherinnen aus Niger. Dazwischen Nobelpreisträger, Herausgeber wichtiger wissenschaftlicher Journals und Präsidenten von Forschungsinstituten weltweit. Im Mittelpunkt der Konferenz stehen die NEF Fellows, eine Gruppe herausragender junger afrikanischer Wissenschaftler, die für ihre Forschungsvorhaben eine Förderung erhalten. 

Was bedeutet den jungen Fellows diese Konferenz? Im persönlichen Gespräch erzählt Tolulope Ologboji, einer der 16 NEF Fellows 2018: „Als afrikanischer Wissenschaftler war ich auf Konferenzen bisher immer in der Minderheit.“ Tolu ist Geophysiker aus Nigeria. Schon seit zehn Jahren lebt und forscht er in den USA, was unter anderem sein Ostküsten-Akzent verrät. „Auf dieser Konferenz zu sein und mit einem Mal so viele andere afrikanische Wissenschaftler zu sehen, die großartige Arbeit machen, gibt mir riesigen Aufwind. Das fühlt sich an wie nach Hause zu kommen.“

Der Spirit des Next Einstein Forums

Was unterscheidet die bislang größte panafrikanische Wissenschaftskonferenz noch von anderen Konferenzen dieser Welt? Vielleicht, dass hier Panels über den Gender-Gap in Wissenschaft und Technologie mit einem Gedicht eröffnet werden: Juliet Kego trägt es vor, Ingenieurin und Poetin, Aktivistin für mehr Frauen in den naturwissenschaftlichen, so genannten STEM-Fächern. „Today I will not bow“, den Slogan ihres Gedichts, ruft Juliet der Menge im vollbesetzten Plenarsaal „Gasabo“ im Convention Center zu. Als sie dann das Lied „Amazing Grace“ anstimmt, erhebt sich das versammelte Publikum, singt und swingt spontan mit.

“Es geht hier auch um einen besonderen Spirit”, sagt die ghanaische Gesundheitswissenschaftlerin Aku Kwamie, ebenfalls eine der NEF Fellows: „Um den Spirit, dass Afrikaner absolut in der Lage sind, eigene Lösungsansätzen für die Probleme des Kontinents zu entwickeln. Und nicht zuletzt geht es auch um ein Gefühl der Einheit, um ein gewisses Familiengefühl.“

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Next Einstein Forum

Die nigerianische Medizinerin Tolullah Oni berichtet von ihren Erfahrungen als NEF-Fellow.

Das erste NEF Forum fand 2016 in Dakar in Senegal statt, und was sich in der Zwischenzeit bewegen lässt, zeigt zum Beispiel die nigerianische Medizinerin und Epidemiologin Tolullah Oni. In Kigali kann sie sich vor Termin-Anfragen kaum retten: Am besten treffe man sie um 6 Uhr morgens beim Joggen an, sagt sie schmunzelnd. In Dakar stand sie 2016 als eine der ersten Fellows für eine Spotlight Session auf der Bühne; ein zentrales Format der NEF Global Gatherings, bei dem die Wissenschaftler das versammelte Plenum innerhalb weniger Minuten von der Innovationskraft ihrer Forschungsansätze überzeugen müssen. Sie wolle eine afrikaweite Forschungsgruppe für den Bereich Public Health aufbauen, sagte Tolullah damals.

Als ich von der Bühne ging, wurde mir bewusst, dass ich das jetzt vor Hunderten Leuten angekündigt hatte. Da sagte ich mir: Du musst das jetzt auch durchziehen!

Jetzt, zwei Jahre später, steht Tolullahs geplante Forschungsgruppe, und sie selbst ist in der Scientific Community gefragter denn je. Vom Global Gathering in Kigali fliegt sie direkt weiter zum nächsten Treffen in Oxford.