In der Region SaarMoselle entstand ein Bürgerbeirat, der erstmals Menschen aus Deutschland und Frankreich zusammenbrachte, um gemeinsam Zukunftsthemen wie Mobilität, Gesundheit und Interkulturalität zu beraten. Das Ergebnis: ein Konzeptpapier mit klaren Empfehlungen – und eine Auszeichnung für gelebte Bürgerbeteiligung über Grenzen hinweg.
Etwas wagen, was es so bisher noch nie gab? Für die deutsch-französische Grenzregion SaarMoselle wurde diese Herausforderung zum Startschuss für das ambitionierte Projekt "Agglomerationskonzept SaarMoselle". Um ein gemeinsames Konzept zur Zukunftsgestaltung der Region auszuarbeiten, wollte man einen grenzübergreifenden Bürgerbeirat ins Leben rufen. Die Idee: Auf beiden Seiten der Grenze sollte die Bevölkerung so von Anfang an in den Prozess eingebunden werden und über Aspekte diskutieren, die ihnen für die Zukunft ihrer Heimat besonders auf dem Herzen lagen – und das mit einer klaren Mission: gemeinsam beraten, gemeinsam gestalten.
Doch welche Themen sollen in einem solchen Konzept eigentlich auftauchen? Was ist besonders wichtig für eine Region, in der die Grenze zwischen der Stadt Saarbrücken (D) und dem Gemeindeverband Forbach (F) kaum sichtbar ist?
Erarbeitung der Ergebnisse während der Plenarsitzung des Bürgerbeirats zur Konsolidierung der Ergebnisse (11.03.2025).
Um das herauszufinden, wurde eine groß angelegte Umfrage durchgeführt – in Schulen, an Bushaltestellen, in Supermärkten. Die Frage: Wo sehen die Menschen vor Ort Verbesserungspotenziale im Zusammenleben und was macht die Grenzregion für sie aus?
Dabei wurde schnell deutlich: Abstrake Gedanken und strategische Überlegungen waren hier fehl am Platz. Um die Bevölkerung zum Mitmachen zu motivieren, musste man sie thematisch direkt in ihrer Lebensrealität abholen – zum Beispiel durch konkrete Fragestellungen, die mit ihrem Alltag an und mit der Grenze zu tun hatten.
Bei besonders schwer zu erreichenden Gruppen – zum Beispiel bei Jugendlichen oder Migrant:innen – setzte die Region zudem auf individuelle Formate und sprach die Menschen direkt an. Als besonders hilfreich erwies sich dabei eine Mischung aus Online-Befragungen und Live-Events.
All diese Bemühungen zeigten schnell eine positive Wirkung: Rund 650 Menschen nahmen an der Umfrage des Projekts teil, noch viele mehr brachten sich bei Veranstaltungen, World Cafés und Aktionen vor Ort ein. Das Ergebnis: ein ausgewählter Bürger:innenbeirat mit 40 Mitgliedern– paritätisch nach Ländern und Geschlechtern besetzt – nahm die Herausforderung an und beschäftigte sich intenstiv mit Zukunftsthemen wie Mobilität, Gesundheit oder Interkulturalität.
Und das mit großem Erfolg: Nach Monaten der Diskussion, Recherche und Abstimmung entstand ein 29-seitiger Abschlussbericht mit klaren Empfehlungen für Politik und Verwaltung. Inzwischen liegt dieses Papier auch dem Eurodistrict SaarMoselle vor – und markierte den Auftakt für die Zukunft grenzübergreifender Beteiligung in der Region: Die Politik signalisierte Bereitschaft, den Beirat dauerhaft als Beratungs- und Vorschlagsgremium zu etablieren. Und auch die Beiratsmitglieder aus der Bürgerschaft stehen einem langfristigen Engagement positiv gegenüber. Zum krönenden Abschluss des Projekts gab es sogar eine Auszeichnung: Die Common Ground-Region SaarMoselle wurde mit dem „Europapreis Saarland 2025 – Sonderpreis Bürgerbeteiligung“ geehrt.