Wirksam gegen Fake News und alternative Fakten
Noch ist das Vertrauen in die Wissenschaft und Forschung in weiten Teilen der Gesellschaft groß. Doch über Suchmaschinen und soziale Netzwerke verbreiten sich „alternative Fakten“ und Falschinformationen zunehmend in der Öffentlichkeit. Wie man dem entgegenwirken kann, diskutierten Ende Oktober Medienexperten auf Einladung der Robert Bosch Stiftung.
Stephan Russ-Mohl untersucht in seinem Buch die Ausbreitung von Desinformation in der digitalisierten Welt - und welche möglichen Lösungen es hierfür gibt.
Der Medienwissenschaftler Stephan Russ-Mohl fordert in seinem neuen Buch „Die informierte Gesellschaft und ihre Feinde“ eine „Allianz für die Aufklärung“ von Journalismus und Wissenschaft. Ansonsten gefährde die Digitalisierung die Demokratie. In der Robert Bosch Stiftung diskutierte er darüber mit Medienexperten und Studierenden der Medienwissenschaften.
Wissenschaftsjournalistin Eva Wolfangel warnt vor vorschnellen Allianzen zwischen Journalismus und Wissenschaft: „Wir Journalisten müssen erst einmal das Vertrauen der Bevölkerung zurückgewinnen.“ Dafür sei vor allem Transparenz über die Entscheidungsprozesse im Journalismus wichtig. „Es ist nicht hilfreich, sich per se mit einer Sache gemein zu machen – auch wenn es eine gute Sache sein mag.“ Zudem gebe es in der Wissenschaft ebenso wie im Journalismus „schwarze Schafe“, weshalb es Aufgabe des Journalismus sei, die Wissenschaft kritisch zu begleiten und sich keinesfalls mit ihr zu verbrüdern.
Auch Russ-Mohl nennt die kritische wechselseitige Distanz als Voraussetzung für den Erfolg einer solchen Allianz: „Journalisten müssen es aushalten, dass sie von Wissenschaftlern beobachtet und kritisch begleitet werden. Forscher müssen tolerieren, dass Journalisten umgekehrt den Forschungsbetrieb kritisch unter die Lupe nehmen.“
„Wir sind davon überzeugt, dass die breite Verankerung von Wissenschaft in der Gesellschaft von entscheidender Bedeutung ist.“
Jutta Rosenkranz-Kaiser, Geschäftsführerin der Comunicada Cosulting und ehemalige Vorsitzende der Landesgruppe Baden-Württemberg der Deutschen Public Relations Gesellschaft stimmt dem zu: „Die Wissenschaft hat einen öffentlichen Auftrag, und auch professioneller Journalismus muss sein Publikum ernst nehmen. Das bedeutet auch, über seine Arbeit zu reden. Über Erfolge, aber auch über Grenzen und Fehler, über Mechanismen des Forschungs- und Medienbetriebs.“
Einig sind sich die Medienexperten darin, dass Medienbildung und Aufklärung über die richtige Nutzung vor allem von Social Media wichtige Schritte sind, um gegen Desinformation vorzugehen.
Die Arbeit der Robert Bosch Stiftung setzt noch an einem weiteren Punkt an: „Wir sind davon überzeugt, dass die breite Verankerung von Wissenschaft in der Gesellschaft von entscheidender Bedeutung ist“, so Uta-Micaela Dürig, stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsführung der Robert Bosch Stiftung. „Deshalb sollten möglichst alle Teile der Gesellschaft die Wissenschaft und ihren gesellschaftlichen Beitrag einschätzen, verstehen und auf verschiedene Art daran teilhaben können - nicht zuletzt zur Stärkung der demokratischen Kompetenzen.‘“
Die Medienexperten sind sich einig: Es ist notwendig mit Medienbildung gegen Fake News vorzugehen.