Deutsches Schulsystem

Breiter Appell für einen Nationalen Bildungsgipfel

Stiftungen, Verbände und Gewerkschaften fordern von der Regierung, endlich einen Reformprozess im Bildungsbereich anzustoßen und die massiven Probleme pragmatisch und entschlossen anzugehen. 

Text
Eva Bolta, Dagmar Wolf
Bilder
Imago/Sylvio Dittrich
Datum
14. März 2023

Die Probleme im Bildungssektor häufen sich: Hunderttausende Kinder bekommen keinen Kita-Platz, das Leistungsniveau in Grund- und weiterführenden Schulen sinkt während die psychosozialen Belastungen steigen, überall fehlen Lehrer:innen und pädagogische Fachkräfte. Unser jüngstes Deutsches Schulbarometer hat gezeigt, mit wie vielen Problemen Schulen aktuell konfrontiert sind.

Deutsches Schulbarometer

Die aktuelle Situation an Schulen

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In Grund- und weiterführenden Schulen herrscht ein eklatanter Fachkräftemangel, nicht nur in Bezug auf Lehrkräfte, sondern auch auf Schulsozialarbeit und Schulpsychologie, denn die Folgen der Corona-Pandemie sind bei jungen Menschen deutlich spürbar. Schulleitungen beklagen außerdem eine hohe Bürokratie und eine allgemeine Überlastung – zusätzlich verschärft durch eine hohe Zahl an Geflüchteten aus der Ukraine und aus anderen Ländern.

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Zwar findet heute ein Bildungsgipfel statt, doch dessen Format, Agenda und Teilnehmerkreis können die Vielzahl der Herausforderungen alleine nicht lösen. Zu diesem Urteil kommen zahlreiche Verbände, Stiftungen und Gewerkschaften, weshalb sie einen gemeinsamen Appell an die Regierung richten. 

„Notwendig sind gerade jetzt in der Krise des Bildungssystems mutige Schritte: Schulen brauchen pädagogische Freiheiten, um Verantwortung dafür zu übernehmen, dass alle Schüler:innen die Mindeststandards erreichen und in ihrer Entwicklung bestmöglich gefördert werden.“

Zitat vonDagmar Wolf, Leiterin des Bereichs Bildung bei der Robert Bosch Stiftung

Hierfür sind multiprofessionelle Teams unabdingbar – diese helfen auch dabei, Lehrkräfte zu entlasten. Auch ein neues Arbeitszeitmodell, das zum Beispiel auch Zeiten für Kooperation und Schul- und Unterrichtsentwicklung umfasst, wäre eine wichtige Maßnahme, um den Lehrkräfteberuf attraktiver zu machen und Schulen zu stärken.
„Wichtig ist, dass alle Ebenen der Bildungssteuerung – von der Kommune als Schulträger, über die Schulaufsicht bis hin zu Land und Bund – auf eine bestmögliche Unterstützung der einzelnen Schulen ausgerichtet sind.“, so Wolf weiter. Statt mit dem Gießkannenprinzip ausgeschüttet, sollten Gelder gezielt und bedarfsgerecht eingesetzt werden.


Das macht eine strukturelle Reform des Bildungssystem unumgänglich. Denn die bislang unsystematische Verflechtung der politischen Ebenen verhindert Anpassungen und Reformen, wie die fehlende Abstimmung in Bezug auf den Lehrkräftemangel oder auch das langsame Abrufen der Mittel aus dem Digitalpakt zeigen. „Notwendig sind auf mittelfristige Sicht eine Weiterentwicklung des Bildungsföderalismus im Sinne eines „Kooperationsgebots“, wie die aktuelle Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag formuliert hat; aber auch kurzfristig geht es um pragmatische und schnelle Hilfe“, erklärt Wolf. 


In diesem Sinne fordert die Robert Bosch Stiftung zusammen mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen, dass Bildungs-, Wissenschafts- und Jugendminister:innen der Länder sich mit Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft, Bildungspraxis und Zivilgesellschaft sowie Eltern und Schüler:innen an einen Tisch setzen. Auf einem Nationalen Bildungsgipfel sollten sich diese Akteur:innen auf pragmatische, lösungsorientierte und verbindliche Ziele und Maßnahmen einigen, um die dringend nötige Bildungsreform zeitnah umzusetzen. Damit die Beschlüsse am Ende auch wirklich verbindlich sind, muss Bildung zur Chef:innensache werden. 

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