Neues E-Booklet

Die transformative Kraft der Intersektionalität

Wie können intersektionale Ansätze zur Reduzierung von Ungleichheit in der Praxis umgesetzt werden? Dieser Frage widmeten sich elf Partner aus unserem Förderprogramm „Reducing Inequalities through Intersectional Practice“. Aus ihren Erfahrungen und Erkenntnissen ist jetzt ein E-Booklet entstanden für alle, die sich für soziale Gerechtigkeit engagieren. 

Text
Robert Bosch Stiftung
Bilder
Kruthika N.S. @TheWorkplaceDoodler
Datum
08. Mai 2023
Lesezeit
3 Minuten

Elf völlig unterschiedliche Organisationen aus aller Welt, die von der Robert Bosch Stiftung gefördert werden, um Intersektionalität in der Praxis zu erforschen und sich regelmäßig dazu auszutauschen: Mit diesem Konzept startete im Jahr 2020 das Förderprogramm „Reducing Inequalities through Intersectional Practice“. Die Partnerorganisationen, die sich mit verschiedenen Aspekten der Ungleichheit und unterschiedlichen Strategien befassten, erhielten Fördermittel, damit sie ihre intersektionalen Praktiken vertiefen konnten. Darüber hinaus konnten sich die Partner:innen in einem einjährigen, moderierten und von ihnen mitgestalteten Lernformat über Fragen und Herausforderungen austauschen, auf die sie bei der Arbeit mit einem intersektionalen Ansatz gestoßen sind. 

„Intersektionalität ist der Schlüssel zum Verständnis und zur Bekämpfung von Ungleichheit in all ihrer Komplexität. Für uns als Stiftung bedeutet das, dass wir zuhören, lernen, uns verbessern, Fehler akzeptieren - und es besser machen müssen.“ 

Zitat vonAtje Drexler, Bereichsleiterin Globale Fragen, Robert Bosch Stiftung

Aus dem inzwischen beendeten Programm ist jetzt die Publikation „Die transformative Kraft der Intersektionalität“ entstanden. Das E-Booklet bietet in Interviews und Beiträgen zahlreiche Einblicke in die intersektionale Praxis der Partnerorganisationen und beschreibt die Reflektionen, Erkenntnisse und Forderungen, die aus dem Programm hervorgegangen sind. Mit dieser Publikation möchte die Robert Bosch Stiftung erfolgreiche intersektionale Ansätze in der Arbeit für den sozialen Wandel sichtbar machen und zu ihrer Verbreitung in der Praxis beitragen.

E-Booklet

THE TRANSFORMATIVE POWER OF INTERSECTIONALITY

Das Booklet steht in Deutsch, Englisch und in Spanisch zum Download zur Verfügung.
In 10 Kapiteln behandelt es Intersektionalität in verschiedenen Kontexten:

  • Intersectionality & its principles
  • Intersectionality & inequality
  • Intersectionality & policy
  • Intersectionality & how we understand it in practice
  • Intersectionality & language
  • Intersectionality, power & community
  • Intersectionality & artificial intelligence 
  • Intersectionality & migration 
  • Intersectionality, workplaces & wellbeing 
  • Intersectionality & philanthropy

FAQ INTERSEKTIONALITÄT

Intersektionalität beschreibt das Zusammenspiel verschiedener Diskriminierungsformen, die zu unterschiedlichen Ungleichheitserfahrungen führen. Neben geschlechtlicher und rassistischer Diskriminierung spielen unter anderem auch Klasse, Behinderung, Religion, sexuelle Orientierung, Alter und Staatsangehörigkeit eine Rolle. Durch das Konzept der Intersektionalität wird die Rolle und Funktion verschiedener Machtstrukturen deutlich. Dadurch wird sichtbar, welche konkreten Auswirkungen Privilegien und Diskriminierungen auf unterschiedliche Gruppen und Individuen haben. Eine intersektionale Perspektive kann genutzt werden, um die Aufmerksamkeit auf gesellschaftliche Unterdrückungssysteme zu lenken und diese zu hinterfragen und zu verändern. 
 

Der Begriff „Intersektionalität“ (englisch: Intersectionality) geht auf das englische Wort „intersection“ (Deutsch: Kreuzung oder Schnittpunkt) zurück. Er wurde ursprünglich von der Schwarzen feministischen Wissenschaftlerin Kimberlé Crenshaw eingeführt, um die spezifischen Diskriminierungserfahrungen afroamerikanischer Frauen zu beschreiben, die sowohl aufgrund ihrer Hautfarbe als auch aufgrund ihres Geschlechts ausgegrenzt werden. Das Wort kam damals zum ersten Mal auf, doch die Idee ging in Schwarzen feministischen Räumen bereits vor Crenshaws Aufsatz um, zum Beispiele im Combahee River Collective.

Intersektionalität bietet einen transformativen Ansatz, um zu verstehen, welche Ungleichheitserfahrungen Menschen machen. Das gilt insbesondere für Personen oder Gruppen, die mit mehreren Formen der Benachteiligung konfrontiert sind. Intersektionale Ansätze lenken die Aufmerksamkeit auf die miteinander verknüpften Formen von Diskriminierung und machen es so möglich, die Ursachen von Ungleichheit zu analysieren und zu bekämpfen. Intersektionalität hat somit das Potenzial für mehr soziale Gerechtigkeit, Solidarität und Fairness.

Ungleichheit ist komplex und mehrdimensional. Sie lässt sich nicht vollständig begreifen, solange man nur einen Aspekt betrachtet. Auch Lösungsansätze müssen so gestaltet sein, dass sie die Verschränkung von verschiedenen Ungleichheitsformen berücksichtigen. Ein intersektionaler Ansatz bietet die Möglichkeit, Ungleichheit in ihrer Vielschichtigkeit zu betrachten und ihre Wurzeln in Unterdrückungssystemen zu erkennen. Dabei sind partizipatorische Verfahren der Mitgestaltung, der kollektiven Analyse und des Aufbaus von Bewegungen geleitet von Menschen, die gelebte Diskriminierungserfahrung haben, ein wesentlicher Baustein für gemeinsames Handeln und Wirken gegen Ungleichheit. Um die Handlungsfähigkeit derer zu fördern, die marginalisiert sind, muss Macht neu definiert und neu verteilt werden. Es muss neu bestimmt werden, wer die Entscheidungen trifft und wie sie getroffen werden. Intersektionale Praxis beinhaltet daher auch die eine ehrliche Reflexion über und Verantwortung für die eigenen Privilegien und Vorteile, gefolgt von konkreten Maßnahmen, um sicherzustellen, dass Macht gerecht verteilt wird.

Über das Programm

„Reducing Inequalities Through Intersec­tional Practice“

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Wie können systemische Ungleichheiten wirkungsvoll verringert werden? Gemeinsam mit erfahrenen Partnerorganisationen begab sich die Robert Bosch Stiftung auf eine Lernreise, um zu erkunden, wie intersektionale Ansätze zur Reduzierung von Ungleichheit in der Praxis wirken.

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Richtlinien für intersektionale Ansätze in der Arbeit zum sozialen Wandel
Prinzipien für die Arbeit zum sozialen Wandel

„Intersektionalität ist ein Prisma, durch das man die Welt betrachtet“

Prinzipien für ein besseres Verständnis, was Intersektionalität bedeutet und wie intersektionale Praxis aussehen kann.