Das Chain of Influence Framework

Wie lokale Friedensakteure einflussreicher werden können

Bei der Förderung von nachhaltigem Frieden ist Unterstützung lokaler Akteure enorm wichtig. Unsere Partnerorganisation Conducive Space for Peace untersucht und treibt den systemischen Wandel in Richtung lokaler Friedensförderung voran.

Text
Robert Bosch Stiftung
Bilder
Conducive Space for Peace
Datum
18. Juli 2022

Im Kreis der internationalen Organisationen, die sich für die Förderung von nachhaltigem Frieden einsetzen, steht der Wandel des internationalen Hilfssystems hin zu größerer lokaler Verantwortung, Stabilisierung und Entkolonialisierung hoch im Kurs. Betroffen sind humanitäre Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Friedensförderung. Derzeit bietet das internationale Hilfssystem jedoch keine ausreichende Unterstützung für lokale Akteure. Viele Menschen, die für internationale Organisationen arbeiten und gerne zur Schaffung eines günstigeren Umfelds für lokale Akteure beitragen würden, fühlen sich machtlos und nicht in der Lage, ihre Arbeitsweisen zu ändern.

Hier setzt das Chain of Influence Framework an, indem es die Verknüpfungen der Arbeitsweisen auf verschiedenen Ebenen untersucht und nachvollzieht, wie sich diese auf die Unterstützung lokaler Akteure auswirken. Das Framework bietet eine Möglichkeit, die komplexen Wegeketten aus Finanzierung, Macht und Einfluss auf allen Ebenen des internationalen Hilfssystems von bilateralen Gebern über Organisationen der Vereinten Nationen und INGOs hin zu nationalen und lokalen Akteuren der Zivilgesellschaft nachzuzeichnen. Es bildet die Art des Systemwandels ab, der insgesamt und in verschiedenen Teilen des globalen Hilfssystems erforderlich ist, und kann somit durch einen Szenarioprozess nach Bottom-up-Prinzip führen.

Beispiel Friedensförderung

Wie könnte das Framework genutzt werden, um internationale Organisationen in ihren Bemühungen zu stärken, lokal geführte Friedensförderung zu unterstützen? Wenn eine radikale und nachhaltige Veränderung des Systems angestrebt wird, um eine bessere Umgebung für lokal geführte Friedensförderung zu schaffen, muss das Chain of Influence Framework auf den Kopf gestellt werden: Dann werden die Bedürfnisse der lokalen Akteure zur Grundlage des internationalen Systemwandels (siehe Grafik unten).

Die Umkehrung der „Einflussketten“ bietet internationalen Organisationen mehrere Möglichkeiten, zu einem effektiveren und förderlicheren System beizutragen. So kann aus der Perspektive einer Stiftung ein Weg darin bestehen, breiter angelegte Prozesse – beispielsweise rund um Diversität, Gleichstellung und Inklusion – innerhalb des von ihrer Führung angeordneten organisatorischen Wandels anzugehen. Dies kann wiederum zu einem Umdenken in Verhaltensweisen und Richtlinien auf der nächsten Ebene der Gesellschaft, den politischen Entscheidungsträgern, führen. Interne Veränderungsprozesse, die solche Neuerungen konsequent unterstützen, stellen eine Herausforderung dar und erfordern eine tiefgreifende und organisationsweite Veränderung von Strukturen, Praktiken und Normen. Dazu ist es unabdingbar, dass das Management auf Führungsebene die Logik und Notwendigkeit von Systemveränderung versteht und auf Organisationsentwicklung spezialisiertes Personal in die Gestaltung von Veränderungsprozessen einbezieht, die sich an den Bedürfnissen lokaler Akteure orientieren.

Abbildung: Chain of Influence
Abbildung: Umkehrung der Einflussketten

Umkehrung der Einflussketten

Die Abbildung, die zur Veranschaulichung des Chain of Influence Framworks verwendet wird, ist von der DNA, dem Grundbestandteil jeglicher Form von Leben, inspiriert. Die Systemgestaltung von DNA ist sowohl eine Quelle der Vervielfältigung und Starrheit, aber auch des Wachstums und der Entwicklung. Die Moleküle in der DNA sind eng miteinander verbunden, was es schwierig macht, ihre Replikationslinien zu ändern. Sie teilen sich in neue DNA-Strukturen, die die gleichen Eigenschaften wie der ursprüngliche Strang haben. Das internationale Hilfssystem ist ebenso engmaschig und wird innerhalb und zwischen seinen Organisationen durch Einflussketten repliziert. Lokale Akteure müssen auf mehreren Verlaufsbahnen erreicht werden, wobei eine beträchtliche Anzahl von Vermittlern in die Ketten eingebettet ist.

Die im DNA-inspirierten Chain of Influence Framework verwendeten Farben wechseln von Blau über Grün und Gelb zu Orange. Die Farbe Blau symbolisiert die Macht und Technokratie internationaler Organisationen, während die Farbe Orange das menschliche Potenzial lokaler Akteure in ihrem Beitrag zu nachhaltigem Frieden widerspiegelt. In dieser Darstellung ist die Richtwirkung von Macht durch die Umkehr der Farbcodierung veranschaulicht.

Erfahren Sie mehr zum Thema

Lesen Sie den vollständigen Bericht von unserer Partnerorganisation Conducive Space for Peace (CSP):

„Chain of Influence Framework for Systems Change – Shifting the power to local actors”

 …und hören Sie in ihren Podcast:
Enabling international organisations to better support local leadership
 

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