Ohne Gesundheit ist alles andere nichts: Deshalb steht die „Förderung der öffentlichen Gesundheitspflege” an erster Stelle unserer Stiftungssatzung. Eine Reise in Bildern durch die Zeit und in die Zukunft.
Mission: Robert Bosch zahlte seinen Angestellten vergleichsweise hohe Löhne, aus ethischen und unternehmerischen Gründen. Auch die Gesundheit der Beschäftigten und derer Familien war ihm aus diesen Gründen wichtig. Am 28. April 1940 eröffnet er in Stuttgart das von ihm gestiftete Robert-Bosch-Krankenhaus mit mehr als 300 Betten. Das Bild unten zeigt Robert Bosch (2. von re.) gut gelaunt mit dem Direktor des Krankenhauses Prof. Dr. Alfons Stiegele, dem Fabrikanten A. Mayer und dem Apotheker Friedrich Menge in der nagelneuen Krankenhaus-Apotheke. Heute hat das Robert-Bosch-Krankenhaus mit seiner Einrichtung RBK Lungenzentrum Stuttgart (Klinik Schillerhöhe) 1041 Betten und ist eine der wenigen nicht-universitären Kliniken in Deutschland, die einen Forschungsauftrag haben.
Erbe: Bosch stirbt 1942, hinterlässt aber klare Vorgaben, wie das Unternehmen in Zukunft zu führen ist (unten im Bild zu sehen: Testamentsvollstrecker im Jahr 1954). Bereits 1921 gründet er die Vermögensverwaltung Bosch GmbH, die seine gemeinnützigen Ziele weiterverfolgen soll. 1964 erhält die Vermögensverwaltung, die später in Robert Bosch Stiftung GmbH umbenannt wird, eine neue Struktur, die ihre Unabhängigkeit für die Zukunft sichert. Die gemeinnützige Organisation übernimmt die Trägerschaft für das Robert-Bosch-Krankenhaus und verschreibt sich in ihrer Satzung an erster Stelle der Förderung und Bewahrung der Gesundheit. Die Stiftung wird hierzu in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Projekte auf den Weg bringen.
Transformation: 1973 entsteht das Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie, benannt nach Boschs ältester Tochter, die dies mit einer Spende möglich machte. Zu Beginn erforschen dort vier Mitarbeitende, wie sich Art und Zeitpunkt der Medikamentengabe auf den Therapieerfolg auswirken – und wie Patientinnen und Patienten davon bestmöglich profitieren. Heute ist das IKP mit rund 80 Beschäftigten die größte wissenschaftliche Forschungseinheit auf dem Gebiet der klinischen Pharmakologie in Deutschland.
Wissen: Die Zukunft kann nur gestalten, wer die Geschichte kennt. 1980 gründet die Robert Bosch Stiftung das Institut für Geschichte der Medizin. Mit mehr als 75.000 Bänden gilt dessen Fachbibliothek als eine der umfangreichsten im deutschsprachigen Raum. Darunter befindet sich auch das „Homöopathie-Archiv“ mit knapp 200 Jahre alten Schriften und Skizzen von Homöopathie-Begründer Samuel Hahnemann. Die Dokumente werden im Institut aufbereitet und für die Forschung zugänglich macht. Seit 2020 fungiert das Haus auch als Gesamtarchiv der Robert Bosch Stiftung und ihrer Einrichtungen.
Forschung: Mit Prof. Dr. Michel Eichelbaum (Bild unten) übernimmt 1985 ein weltweit renommierter Wissenschaftler die Leitung des Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie (IKP). Gemeinsam mit seinem Team erforscht er vor allem, wie sich Veränderungen im Erbgut von Patient:innen auf die Wirksamkeit von Medikamenten auswirken. Bereits 1975 hatte Eichelbaum den so genannten Spartein-CYP2D6 Polymorphismus entdeckt, der erklärt, warum manche Arzneimittel manchen Krebs-Patient:innen kaum helfen. Eichelbaum arbeitete 21 Jahre am IKP – und noch heute profitiert das Institut von wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnen dieser Zeit. Die klinische Relevanz des CYP2D6 Polymorphismus wurde durch Eichelbaums Nachfolger Prof. Dr. Matthias Schwab Schwerpunkt der Arbeiten. Aktuell wird auf dieser Basis ein neues Medikament zur Brustkrebs-Behandlung entwickelt.
Debatte: Im Jahr 1992 sorgt die Robert Bosch Stiftung mit der Denkschrift „Pflege braucht Eliten“ bundesweit für Aufsehen. Das Papier zur Hochschulausbildung von Lehr- und Leitungskräften in der Krankenpflege gibt eine Antwort auf den Pflegenotstand Anfang der 1990er Jahre und beschleunigt den flächendeckenden Aufbau entsprechender Strukturen massiv. In den Folgejahren honoriert die Stiftung Fortschritte und herausragende Arbeit, wie bei der unten abgebildeten Preisverleihung an der Pflegeschule am Klinikum Ulm. Zudem stößt die Stiftung in diesem Bereich Innovationen an, beispielsweise das Förderprogramm „360° Pflege“.
Teamwork: Ein Krankenhaus funktioniert dann gut, wenn alle Mitarbeitenden miteinander sprechen und an einem Strang ziehen. Deshalb werden seit 2012 am Irmgard-Bosch-Bildungszentrum des Robert-Bosch-Krankenhauses interdisziplinäre Lehrgänge über die Grenzen der einzelnen Gesundheitsberufe hinaus immer wichtiger. Ergänzend dazu startet die Stiftung auch Projekte im Bereich Interprofessionelles Lernen. Dieser ganzheitliche Ansatz ist ein Alleinstellungsmerkmal des Robert-Bosch-Krankenhauses und der Stiftung. Mit dem Projekt „Operation Team“ lernen Angehörige verschiedener Professionen, besser zusammenzuarbeiten – zum Wohl der Patient:innen.
Herausforderung: Krebs ist eine der häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Und die zweittödlichste. 2016 rufen daher Robert Bosch Stiftung, Robert-Bosch-Krankenhaus und die Bosch-Gruppe das Bündnis gegen Krebs ins Leben und starten mehrere Initiativen. Zentraler Baustein neben der Kooperation mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum ist die Errichtung des Robert Bosch Centrum für Tumorerkrankungen. Die auf dem Stuttgarter Burgholzhof angesiedelte Einrichtung kümmert sich vor allem um die Frage, wie Erkrankte mittels moderner Präzisionsonkologie eine möglichst individualisierte Therapie erhalten können – mit besseren Heilungschancen.
Chancengleichheit: Auch im 21. Jahrhundert droht vielen Regionen in Deutschland eine medizinische Unterversorgung. Um die Lage zu verbessern, startet die Robert Bosch Stiftung 2017 das Projekt „Patientenorientierte Zentren zur Primär- und Langzeitversorgung“, kurz PORT. Gefördert werden innovative Gesundheitszentren, die auf regionaler Ebene mehr Menschen abseits des Krankenhaussystems einen Zugang zu modernen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten verschaffen – für mehr Effizienz und Gerechtigkeit im Gesundheitssystem. Auch die Politik zeigt Interesse: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann besuchte im Juli 2020 zum Beispiel das PORT-Zentrum Hohenstein im Landkreis Reutlingen.
Die Zukunft: Medikamente und Methoden, die noch vor Kurzem wie Science-Fiction wirkten, sind heute Teil des Klinikalltags. Aber trotzdem oder gerade deshalb bleibt eine Frage zentral: Wie gestaltet man eine bestmögliche Gesundheitsvorsorge und eine patientenorientierte Versorgung? 2022 wurde der Bosch Health Campus gegründet, an dem die Robert Bosch Stiftung all ihre Institutionen und Förderaktivitäten im Bereich Gesundheit bündelt. Dafür wird der Standort des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart in den kommenden Jahren umgebaut – ganz im Sinne der vier Schwerpunkte: Behandeln. Forschen. Bilden. Fördern.