Die anhaltende Krise in der Sahelzone zeigt, dass die traditionellen Instrumente des internationalen Engagements nicht ausreichen, um die Gewalt in der Region zu bewältigen. Unser Panel auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2024 will Stimmen aus der Region Gehör verschaffen, die bisher zu wenig beachtet wurden.
Die internationalen Bemühungen zur Bekämpfung von radikalen islamistischen Gruppen in der westafrikanischen Sahelzone waren bisher erfolglos. Tatsächlich haben sie eine der am schnellsten wachsenden Vertreibungs- und Ernährungskrisen der Welt eher verschlimmert. Durch den Klimawandel wird sie noch zusätzlich verschärft. Laut dem Africa Center for Strategic Studies hat sich in der Region rund um den Tschad, Togo, Benin, Mali, Niger und Burkina Faso die Zahl der Gewaltakte, an denen militante islamistische Gruppen beteiligt waren, seit 2021 verdoppelt. Vergangenes Jahr brach den traurigen Rekord mit den meisten Todesopfern unter der Zivilbevölkerung.
Die ineffektiven militärischen Ansätze des letzten Jahrzehnts machen deutlich, dass dringend neue Wege gefunden werden müssen, um den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten. Die politischen Entscheidungsträger:innen müssen und wollen ihren Ansatz zur Bewältigung der Krise in der Region überdenken. Deutschland sowie die EU überarbeiten momentan ihre Strategien für die Sahel Region.
Wir wollen mit unserer Veranstaltung „For the people? With the people! Rethinking Security Paradigms and Partnerships in the Sahel” auf der Münchner Sicherheitskonferenz einen Denkanstoß geben, mit wem die politischen Entscheidungsträger:innen dazu sprechen und wem sie zuhören sollten. Auf unserem Panel tauschen sich zivilgesellschaftliche Vertreter:innen direkt mit den politischen Verantwortungsträger:innen aus, darunter Bundesministerin Svenja Schulze, die aktuell auch Präsidentin der Sahel-Allianz ist, Binta Sidibé-Gascon, Menschenrechtsaktivitistin und Leiterin der NGO l’Observatoire Kisal sowie Mahamoudou Savadogo, Sicherheitsexperte aus Burkina Faso, sowie Benedikta von Seherrr-Thoß, Geschäftsführerin für Frieden, Sicherheit und Verteidigung beim Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD). Moderiert wird unser Panel von Dr. Lori-Anne Théroux-Bénoni, Direktorin des Westafrikabüros des Institute for Security Studies (ISS Africa).
Die Robert Bosch Stiftung ist seit 2016 strategische Partnerin der Münchener Sicherheitskonferenz. Dabei ist es uns ein konstantes Anliegen, auch Vertreter:innen aus dem Globalen Süden in internationalen Entscheidungsprozessen Gehör und Gelegenheit zur Mitgestaltung zu verschaffen.
Das Ziel: eine Strategie, die nicht für die Menschen in der Sahel Region gemacht wird, sondern mit den Menschen, die direkt betroffen sind. Deutschland und die EU benötigen vertieftes Wissen und Verständnis für die lokalen Kontexte in der Region, um ihr Engagement zu verbessern. Dieses Engagement sollte nicht (nur) geopolitisch angetrieben sein, sondern die sogenannten Root Causes ins Auge fassen und den Ursachen gemeinsam mit lokalen Akteuren entgegenwirken.
„Wer über Sicherheit für Europa spricht, muss auch über den Sahel sprechen. Deutschland bleibt dort auch nach dem Abzug der Bundeswehr aus Mali entwicklungspolitisch engagiert. Welche Perspektiven es für diese Region geben kann, wird für mich ein zentrales Thema auf der MSC.“
Wir unterstützen in unserem Förderengagement im Thema Frieden Gesellschaften, die gewaltsame Auseinandersetzungen erleben oder erlebt haben, bei ihrem Transformationsprozess hin zu nachhaltigem Frieden. Lokale Akteur:innen, mit ihrem Wissen um den Konflikt und die Region, sind aus unserer Sicht die führenden Gestalter:innen für Friedensprozesse. Mit der Unterstützung der People's Coalition for the Sahel wollen wir nicht nur die Zivilbevölkerung in der Sahelzone schützen, sondern auch die Bewältigung komplexer Sicherheitsfragen durch gemeinsame Anstrengungen grundlegend verändern. Sie ist Teil unseres umfassenderen Bestrebens, die Rolle lokaler Akteur:innen im Peacebuilding zu stärken, inklusive Friedensprozesse zu gestalten und Projekte vor Ort umsetzen zu können.
Unser weiteres Engagement konzentriert sich momentan auf die Grenzregion zwischen Burkina Faso und den angrenzenden Küstenstaaten Côte-d’Ivoire (Elfenbeinküste) und Ghana. Die sich weiter ausbreitende Gewalt in der Region bedroht zunehmend auch die Küstenstaaten, wo dringender Bedarf an präventiver Friedensarbeit besteht.