Fellowship für afrikanische Journalist:innen

Geschichten erzählen gegen Wüstenbildung

Rund um die UN-Konferenz UNCCD COP 15 in Abidjan, Côte d’Ivoire, unterstützte die Robert Bosch Stiftung afrikanische Journalist:innen mit einem virtuellen Fellowship, um über den Kampf gegen Landdegradation auf dem Kontinent zu berichten. Die besten Storys im Überblick.

Text
Tobias Moorstedt
Bilder
Getty Images (4), Busani Bafana
Datum
20. Juni 2022

Die wichtigste Nachricht über die UN-Konferenz gegen Wüstenbildung UNCCD COP 15, die im Mai in Abidjan im westafrikanischen Côte d’Ivoire stattfand, ist vielleicht, dass sie in den Medien weltweit kaum vorkam und betroffene Menschen von den dort verhandelten Themen wenig erfahren haben. 

Dabei gibt es viel zu erzählen: 70 Prozent der Landflächen, die die Menschheit für ihr Überleben benötigt, sind von Landdegradation bis hin zur Wüstenbildung bedroht. Mehr als zwei Milliarden Menschen leben in Trockengebieten. Auf der UNCCD-Konferenz in Abidjan wurde auch der Report „Drought in Numbers 2022“ vorgestellt: Demnach ist die Zahl und Dauer von Dürreperioden weltweit seit dem Jahr 2000 um 29 Prozent gestiegen.

In Afrika stehen Böden, Wasser und Ökosysteme besonders unter Druck– einerseits durch Klimawandelfolgen wie Dürren, andererseits durch nicht nachhaltige Praktiken in der Landwirtschaft, bei der Viehhaltung und durch Abholzung. Dennoch haben Medienhäuser in Subsahara-Afrika selten die Mittel, Journalist:innen zu den großen UN-Konferenzen wie UNCCD oder zur bekannteren UN-Klimakonferenz zu entsenden, um von den dortigen Debatten und Maßnahmen berichten zu lassen.

Die Robert Bosch Stiftung hatte daher rund um die UNCCD virtuelle Fellowships für Journalist:innen ausgeschrieben, die ihrem heimischen Publikum aufzeigen wollten, was Landdegradation konkret für die Lebensgrundlagen der Menschen vor Ort bedeutet und welche Vorschläge Vertreter:innen von Staaten, Zivilgesellschaft und lokalen Gruppen haben, um den Verlust fruchtbarer Böden zu stoppen. Dabei kooperierte die Stiftung mit Internews, einer gemeinnützigen Medienorganisation, die weltweit Journalist:innen ausbildet und das Earth Journalism Network (EJN) ins Leben gerufen hat. Die Fellows wurden vom EJN zu Ablauf und Inhalt der UNCCD gecoacht, bekamen Zugang zu prominenten Wissenschaftler:innen, Politiker:innen und zu Vertreter:innen der Zivilgesellschaft und und wurden bei der Produktion ihrer Storys unterstützt. Hier sind einige ihrer Geschichten.

Der Journalist Busani Bafana, UNCCD-Fellow

Mit Hilfe des Fellowships konnten Journalist:innen wie Busani Bafana aus Simbabwe virtuell an der UNCCD-Konferenz in Abidjan teilnehmen.

Mehr Optimismus wagen

Paul Omorogbe arbeitet seit 2009 bei der Nigerian Tribune, der ältesten Zeitung des Landes, er sprach exklusiv mit Dr. Elvis Paul Tangem, dem Koordinator der Great Green Wall Initiative, die auf einer Länge von 8000 Kilometern Land über den ganzen afrikanischen Kontinent restaurieren will:

"Die Great Green Wall Initiative wurde 2007 von der Afrikanischen Union mit dem Ziel ins Leben gerufen, die von Landdegradation bedrohten Gebiete Afrikas wiederherzustellen und so das Leben von Millionen von Menschen in der Sahelzone zu verbessern. Heute liegt die größte Herausforderung in der Kommunikation.

Viele Medien berichteten zu Beginn, dass das Projekt niemals funktionieren würde und wie man in der Wüste nur Bäume planzen kann. Aber es geht um viel mehr als das: Die Bäume sind ja nur ein Aspekt der vielen unterschiedlichen Aktivitäten zur nachhaltigen Landbewirtschaftung und Wiederherstellung."

Lesen Sie die ganze Story von Paul Omorogbe.

UNCCD-Konferenz in Abidjan

Ein Recht auf Rechte

Wissenschaft, Gesundheit, Umwelt – das sind die großen Themen von Yukfu Sylvie Bantar, die beim Sender Cameroon Radio Television arbeitet und eine eigene Sendung hat: „The Lifeline“. Nach der COP15 schrieb sie einen Bericht über die Bedeutung von Landrechten für Frauen im Kampf gegen Wüstenbildung.

Laut einer neuen UNCCD-Studie sind weniger als 20 Prozent aller Landbesitzer:innen weltweit Frauen. (...) „Ohne Zugang zu Land kann es keine Gleichberechtigung geben", sagte Loreno Aguilar, ehemalige stellvertretende Außenministerin von Costa Rica (jetzt UNCCD). In Kamerun sind etwa 70 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte Frauen, aber weniger als ein Prozent von ihnen besitzt auch Land. Das kamerunische Gewohnheitsrecht gewährt ihnen nur Zugang zu Land, jedoch keine Eigentumsrechte. Es ist daher sehr wichtig, dass Frauen künftig von der Polititk in Bezug auf Landbesitz einbezogen werden.

Lesen Sie die ganze Story von Yukfu Sylvie Bantar.

Blick auf Abidjan

Die brennende Sonne

Der Journalist Robert Amalemba schreibt für die Zeitung „The Standard“ aus Nairobi und interviewte die junge kenianische Aktivistin Patricia Kombo, die auf der COP15 eine ergreifende Rede an die Staats- und Regierungschef:innen gehalten hatte. „Was motiviert dich?“, wollte er unter anderem wissen. Ihre Antwort:

„Die brennende Sonne. Ich war einmal in der Trockenregion Lodwar, um Hilfsgüter zu verteilen, und war erstaunt, wie sehr die Menschen, insbesondere die Kinder, unter der brennenden Sonne litten. Die Sonne hatte ihr Land unfruchtbar gemacht, und es gab nirgendwo Wasser. Als ich nach Makueni zurückkehrte, fing ich sofort an, Bäume zu pflanzen, um ein solches Szenario in meiner Heimat zu vermeiden. Bald folgten andere Gebiete und Schulen meinem Beispiel. Jugendliche, Frauen und indigene Gemeinschaften leiden am meisten unter der Landdegradation.

Eigentlich ist das einzige, was sie brauchen, Aufklärung und ein wenig Motivation, um sie auf dem Weg zur Wiederherstellung von Land zu begleiten. All diese Menschen wissen, welche Folgen Landdegradation hat. Daher ist die Bereitschaft groß, sich daran zu beteiligen, weil sie es sich selbst und den kommenden Generationen schuldig sind.”

Lesen Sie das komplette Interview von Robert Amalemba.

UNCCD-Konferenz in Abidjan

Klare Verpflichtungen

Evelyn Kpadeh Seagbeh ist eine liberianische Autorin, die unter anderem für die englische Version der Deutschen Welle arbeitet. Sie berichtete über das Ende der Konferenz UNCCD COP 15 – und was daraus vielleicht folgt.

Zum Abschluss des Gipfeltreffens verabschiedeten die Staats- und Regierungschefs den Aufruf von Abidjan, in dem die Länder aufgefordert werden, der Bekämpfung von Dürre höchste Priorität einzuräumen und die Verpflichtung zu bekräftigen, die Landdegradation bis 2030 rückgängig zu machen. Dieser Aufruf ist eine Reaktion auf die eindringliche Warnung des UNCCD, dass bis zu 40 Prozent aller eisfreien Flächen bereits degradiert sind, was schwerwiegende Folgen für das Klima, die biologische Vielfalt und das Leben der Menschen hat.

Im Rahmen seiner erneuten Zusage kündigte der Côte d’Ivoire-Präsident Alassane Ouattara auch das ehrgeizige Programm "Abidjan Legacy" an, mit dem langfristig die ökologische Nachhaltigkeit in allen wichtigen Wertschöpfungsketten in seinem Land gefördert werden soll. Gleichzeitig sollen Wälder und Böden geschützt und wiederhergestellt werden, um dem Klimawandel entgegen wirken zu können. Die ersten Zusagen, das Programm zu unterstützen, kamen bereits während des Gipfels von der Afrikanischen Entwicklungsbank, der Europäischen Union, der Green Growth Initiative und der Weltbank.

Lesen Sie die ganze Story von Evelyn Kpadeh Seagbeh.

Lokal-globale News: Hier erfahren Sie mehr über unsere Förderung der Berichterstattung über Landdegradation und Klimawandelresilienz in Afrika. Rund um die Weltklimakonferenz im Herbst wird es ein ähnliches Programm geben.

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