Wissenschaft als Erlebnis

Die Zukunft braucht Verbundenheit

Artensterben, Klimawandel, Demokratien in der Krise: Viele Herausforderungen unserer Zeit können wir nur gemeinsam lösen – global und gesellschaftlich. Auf dem diesjährigen Medien- und Wissenschaftsfestival SILBERSALZ stellten sich Teilnehmende, Expert:innen und Künstler:innen die Frage: Wie kann das gelingen? 

Text
Sabine Fischer
Bilder
Joachim Blobel
Datum
11. Juli 2022

„Das Teuerste, was wir jetzt tun können, ist nichts“, sagt Eckart von Hirschhausen auf dem Podium der Ulrichskirche in Halle (Saale). „Wenn wir Menschen ständig betonen, dass wir die intelligenteste Spezies auf Erden sind, warum zerstören wir sie dann?“ – ein Apell mit Ausrufezeichen.

Nach zwei Jahren Pandemieerfahrung kehrt die Welt langsam zurück aus der virtuellen Schockstarre. Die Herausforderungen für die globale Gemeinschaft sind in dieser Zeit noch komplexer geworden. Im Angesicht von Krieg, Radikalisierung und Klimakrise fällt der Blick auf das Gemeinsame vielerorts schwer. Doch wie funktioniert Verbundenheit in einer Welt, die sich immer stärker auf das konzentriert, was sie spaltet? Wie finden Gesellschaften und Menschen wieder zueinander – gerade, wenn sie in den letzten Jahren immer weiter auseinandergedriftet sind? Und wie lösen wir zentrale Herausforderungen, für die es eine globale Anstrengung braucht?  

Das diesjährige internationale Medien- und Wissenschaftsfestival SILBERSALZ in Halle (Saale) hat sich gemeinsam mit zahlreichen Expert:innen, Wissenschaftler:innen und Künstler:innen jenen drängenden Fragen gestellt. Das Motto: „Vor uns die Zukunft. Wissen verbindet“ – ein Versuch, sich den großen Herausforderungen gemeinsam zu nähern.

Wie stark viele auf Gemeinsamkeit setzen, zeigt ein Blick in die Gesprächsrunden auf dem Festival. Dort argumentierte zum Beispiel Harald Lesch, Autor und Professor für theoretische Astrophysik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, dass drängende Probleme wie die Energiewende nur gelöst werden könnten, wenn mehr Menschen sie als ihre Aufgabe begreifen. „Wenn wir es nicht schaffen, zusammenzuarbeiten, dann wird die Energiewende nicht gelingen. Das ist keine Angelegenheit von wenigen, sondern eine Gemeinschaftsleistung“, sagt er.

Mit einem ähnlichen Blick schaut Katharina Liesenberg, die als Gründerin der Vereine „mehr als wählen e.V.“ und „Es geht LOS“ zufallsbasierte Beteiligungsformate durchführt, auf Strategien für inklusivere Gesellschaften: „Bottom Up Beteiligung zeigt, wie abhängig verschiedene Bereiche voneinander sind“, erklärt sie während der Paneldiskussion „Inklusion durch Innovation“. „Wir haben so die Chance, von der Erfahrungen und Perspektiven der anderen zu lernen und uns selbst zu reflektieren.“ 

Reflektieren, Lernen, Erleben: Das Festival geht einen besonderen Weg, um auf die Themen dieser Zeit einzugehen. An zahlreichen Orten in der Stadt konnten Besucher:innen selbst aktiv werden. Interaktive Erlebniswelten wie die multimediale Installation „Myriad“ ließen Zuschauer:innen aussterbende Tierarten begleiten. Die VR-Experience „Gondwana“ zeigte in einem abgedunkelten Raum, wie Menschen durch ihre Handlungen das Ökosystem des Regenwalds beeinflussen können. So machte SILBERSALZ Wissenschaft sinnlich erfahrbar und Zusammenhänge spielerisch deutlich. 

Die oftmals als getrennt wahrgenommenen Sphären der Wissenschaft, Politik und Gesellschaft sind eng miteinander verwoben und beeinflussen sich wechselseitig. Das internationale Medien- und Wissenschaftsfestival SILBERSALZ macht Wissenschaftskommunikation lebendig und aktuelle Forschung auf anschauliche Weise erlebbar.

So fördert die Stiftung Wissenschaft in der Gesellschaft