Der nächste Einstein soll aus Afrika kommen
Mit dem Next Einstein Forum im Senegal zeigt die Robert Bosch Stiftung erstmals das Potenzial der Wissenschaft in Afrika.
Das Wohlergehen all jener stärken, die im Leben nicht so viel Glück haben – so bringt die junge kenianische Wissenschaftlerin Evelyn Gitau ihr Ziel auf den Punkt. Die Pharmakologin beschäftigt sich mit denen, die in der Wissenschaft oft zu kurz kommen: Sie verbringt viel Zeit in Krankenhäusern in Afrika mit Kindern, die an Malaria erkrankt sind. Gitau ist eine vielversprechende Nachwuchsforscherin Afrikas und deswegen Fellow des Next Einstein Forums (NEF). Das neue Forum ist eine Initiative der Robert Bosch Stiftung zusammen mit dem "African Institute for Mathematical Science". Es soll den Wissenschaftsstandort Afrika zeigen und stärken.
Als NEF-Fellow erhielt Gitau die Gelegenheit, sich auf dem Next Einstein Forum in Dakar zu präsentieren und Kontakte zu hochrangigen Wissenschaftlern aus aller Welt zu knüpfen. So kann sie ihre Forschungsarbeit zur Immunreaktion von Zellen auf ernste Krankheiten vorantreiben: Inwiefern kann man Veränderungen in den Zellen als Marker nutzen, um ernste Krankheiten zu diagnostizieren? Rund die Hälfte schwerer Infektionskrankheiten wie Malaria werden nach Schätzungen von Forschern in den afrikanischen Krankenhäusern südlich der Sahara nicht erkannt. Nach ihrer Doktorarbeit in Liverpool kehrte Gitau 2007 nach Kenia zurück – und machte weitere beunruhigende Entdeckungen: Ihre Forschungen ergaben einen engen Zusammenhang zwischen schweren Malariafällen und starker Mangelernährung. Mit der Präsenz auf dem Forum steigen ihre Möglichkeiten, eine große Herausforderung zu meistern: Die Forscherin will erschwingliche Diagnosemöglichkeiten für den Alltag in afrikanischen Kliniken entwickeln und unzählige Leben retten.
"Wir erzählen die Geschichten, die noch nicht erzählt sind"
Das Forum hilft aber nicht nur den einzelnen Forschern. Es ermöglicht einen neuen Blick auf den gesamten Kontinent. Afrika, das sonst meist mit Kriegen, Chaos und hungernden Kindern in Verbindung gebracht wird, verfügt tatsächlich über eine rasant wachsende Wissenschaftlergemeinschaft und viele junge Menschen mit Potenzial. Noch zieht es gute Köpfe oft ins Ausland, wo ihre Forschung besser gefördert wird. So sind exzellente Wissenschaftler Afrikas mit ihren Lösungsideen für die großen Fragen der Menschheit international oft kaum sichtbar. Das Next Einstein Forum will das ändern: "Wir möchten Afrika in die globale Wissenschaftslandschaft integrieren und zu einem weiteren Zentrum für Forschung und Technologie befördern", sagt Ingrid Wünning Tschol von der Robert Bosch Stiftung, die zu den Initiatoren gehört: "Wir erzählen die Geschichten, die noch nicht erzählt sind."
Auf dem ersten "Global Gathering" in Dakar im Senegal kamen die besten Forscher und wichtigsten Entscheider zusammen: 500 eingeladene Teilnehmer aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft – darunter Staatspräsidenten, Nobelpreisträger und Forschungsdirektoren großer Unternehmen – diskutierten Lösungswege für die Zukunft. Die Fellows brachten stellvertretend für die junge Generation afrikanischer Wissenschaftler ihre Ideen in die internationale Forschungsgemeinschaft ein. Das alles soll zu einem großen Ziel beitragen, sagt Wünning Tschol: "Wir sind überzeugt, dass der nächste Einstein aus Afrika kommen wird!"
(Eva Wolfangel, Bosch Zünder 2/2016)
Evelyn Gitau will erschwingliche Diagnosemöglichkeiten für den Alltag in afrikanischen Kliniken entwickeln und so unzählige Leben retten.