Warum machen wir das Projekt? 

Geflüchtete Mütter in Deutschland sind eine heterogene Gruppe, die quantitativ in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist. Die Mehrheit der Frauen ist im erwerbsfähigen Alter und tendenziell häufiger von geringer oder gänzlich fehlender Bildung betroffen. Die Gruppe zeichnet sich durch eine hohe Arbeitsmotivation aus und ist, im Vergleich zu geflüchteten Männern, häufiger geringfügig beschäftigt. Hinzu kommt, dass sie mehr Zeit als Männer benötigen, um eine Arbeit zu finden. Die Teilhabehemmnisse sind vielfältig und je nach Situation und Hintergrund verschieden: Sprache, Familie, Bildung, Berufserfahrung und Gesundheit wirken sich in unterschiedlicher Weise aus. Diesen Schwierigkeiten steht – bei aller Vielfalt – eine vergleichsweise hohe Motivation entgegen, „dazuzugehören“, sich und ihre Familien integriert zu wissen, sowie Zugang zu Sprache, Alltagsleben und Arbeit zu finden. Ein Großteil der geflüchteten Frauen hat Kinder und steht daher vor Vereinbarkeitsfragen. Studien zeigen, dass insbesondere geflüchtete Mütter, die Kinder und Kleinkinder haben, schlechter deutsch sprechen und es dadurch schwieriger haben, in der neuen Heimat Fuß zu fassen. Mütter mit jungen Kindern absolvieren verhältnismäßig weniger Sprachkurse, was sich auch auf ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt auswirkt. 

Geflüchtete Frauen sind durch spezifische Verzahnung unterschiedlicher Identitätskategorien mehrfachdiskriminierungsgefährdet (Intersektionalität). Sie sind aufgrund ihres Geschlechts und des (ge)flüchtenden Status´ Sicherheits- und Schutzrisiken ausgesetzt und von geschlechterspezifischer Gewalt betroffen. Gleichzeitig stehen sie unter erhöhtem Druck, ihre Familien zu versorgen – während, wie die aktuelle Situation der Geflüchteten aus der Ukraine zeigt, wehrfähige, männliche Familienmitglieder das Heimatland verteidigen. Bei (ihren) Kindern und Jugendlichen besteht zudem eine lebensphasenspezifische Vulnerabilität. Viele Frauen haben traumatische Erfahrungen gemacht, nahestehende Menschen und Besitz zurückgelassen oder gar verloren.

Die Frauen kommen vorwiegend aus der Ukraine, aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, Eritrea und dem Iran.
 

Was wollen wir erreichen? 

Die geförderten Projekte zielen darauf ab, einen wirkungsvollen Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe geflüchteter Mütter zu leisten. Die Frauen werden empowert und in ihrer Resilienz gestärkt. Durch bedarfsorientierte, ihre Integration fördernde Angebote werden sie darin unterstützt, ein eigenverantwortliches und aktiv gestaltetes Leben in Deutschland zu führen.

Dies gelingt durch die Zusammenarbeit von Organisationen der migrantischen Zivilgesellschaft und formalen Bildungseinrichtungen. Solcherart nachhaltig aufgebaute Kooperationen bilden Strukturen, die  Unterstützungsangebote für geflüchtete Mütter tragen, und dienen als Modelle, die sich auf andere (Geflüchteten-)Gruppen und andere Orte übertragen lassen, und Verbindungen zu anderen Themen herstellen.
Darüber hinaus verfolgen die Förderungen das Ziel, sowohl Organisationen der migrantischen Zivilgesellschaft als auch Bildungseinrichtungen in herausfordernden Zeiten zu stärken.
 

Wie funktioniert das Projekt? 

Über eine Ausschreibung der Robert Bosch Stiftung sind knapp 100 Projektideen eingegangen. Diese werden aktuell intern geprüft. 
 

An wen richtet sich das Projekt?

Das Projekt richtet sich an migrantisch geprägte zivilgesellschaftliche Organisationen (Gesamtverantwortung) und formale Bildungseinrichtungen, die sich als lokale Akteur:innen verstehen und Interesse daran haben, ihre Vernetzung in den Kommunalraum zu steigern. Der Wunsch, geflüchtete Mütter in ihrer Teilhabe zu stärken, ist Motor der Kooperationsvorhaben.

Organisationen der migrantischen Zivilgesellschaft bekommen Unterstützung in ihrem Engagement in der Geflüchtetenarbeit sowie Zugang zu Ressourcen, Sichtbarkeit und Anerkennung ihrer wichtigen Rolle. Durch die Kooperation mit Bildungseinrichtungen erhalten sie Zugang zu geflüchteten Familien, pädagogischem Fachpersonal sowie zu räumlichen Kapazitäten.

Kitas bzw. Schulen erhalten Zugänge zu lokal arbeitenden Organisationen der migrantischen Zivilgesellschaft und deren Expertise und Erfahrung in der Arbeit mit Geflüchteten. Dadurch werden ihre Kompetenzen im vielfaltssensiblen Umgang mit vulnerablen Gruppen gestärkt. Die Kooperation mit außerschulischen Akteur:innen kann weiterhin genutzt werden, um zur systematischen Schul- und Unterrichtsentwicklung beizutragen.
 

Wo findet das Projekt statt?

Projektstandorte in Deutschland mit besonderen Bedarfslagen, etwa hoher Zuwanderung.
 

Wer steht dahinter?

Das Projektvorhaben ist eine interne Kooperation der beiden Thementeams der Robert Bosch Stiftung „Einwanderungsgesellschaft“ (Fördergebiet Globale Fragen) und „Lernen der Organisation“ (Fördergebiet Bildung). Die Robert Bosch Stiftung möchte geflüchtete Mütter in ihrer Teilhabe stärken und lernen, welche Rolle lokale Kooperationen zwischen Organisationen der migrantischen Zivilgesellschaft und Bildungseinrichtungen dabei einnehmen können.