Wem gehört die Wissenschaft? Umgestaltung des wissenschaftlichen Wertschöpfungsprozesses im 21. Jahrhundert
Forschungsergebnisse, die von Wissenschaftlern erstellt und überprüft und von Steuerzahlern finanziert werden, sollten nicht länger hinter Paywalls eingeschlossen werden. Dies könnte der gemeinsame Nenner der aktuellen Debatte über die Zukunft des wissenschaftlichen Publizierens sein. Traditionelle Unternehmensverlage werden zunehmend heftiger kritisiert und von denen, für die sie da sein wollen, zunehmend abgelehnt. Leistungsstarke Universitäten wie kürzlich die University of California oder ganze Länder wie Deutschland oder Schweden wagen es, sich nicht mehr an die Spielregeln zu halten - und lehnen es ab, ständig steigende Preise für den Zugang zu Zeitschriften zu zahlen, die ihre Forscher mit Daten und Erkenntnissen gefüllt haben. Und diejenigen, die in der europäischen Wissenschaft „den Geldbeutel in der Hand haben“ (Robert-Jan Smits), haben sich endlich zusammengeschlossen und wollen mit ihrem ehrgeizigen „Plan S“ das System ändern.
Die Debatte, die dies ausgelöst hat, ist ebenso leidenschaftlich wie kompliziert - und natürlich vielschichtig. Im Zentrum stehen weder die Vor- und Nachteile von Open Access noch die Notwendigkeit von Publikationsgebüren, wie wichtig all dies auch sein mag. Im Mittelpunkt stehen einige einfache, aber grundlegende Fragen:
Wem sollten die Wissenschaft und ihre Ergebnisse „gehören“? Wer sollte die Macht haben, über die Qualität eines Papiers und seiner Autoren zu entscheiden - und wie sollte diese Qualität sichergestellt und gemessen werden? Wie würde ein wissenschaftlicher Wertschöpfungsprozess aussehen, der ein Maximum an nahtloser und global integrativer Zusammenarbeit zwischen Forschern ebenso ermöglicht wie eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Industrie und Gesellschaft und Ergebnisse liefert, die der Menschheit zugutekommen?
Diese und weitere Fragen haben die Teilnehmer des Berliner Wissenschaftsgesprächs 2019 diskutiert.