Über Drachen, Gezeitenwechsel und kämpfende Riesen. Die neue Welt(un)ordnung in der Wissenschaft

Die globale Wissenschaftslandschaft bewegt sich. Nach jahrelangen inkrementellen Änderungen gibt es derzeit mehrere signifikante Erschütterungen für die Wissenschaftsgemeinschaft. Im Jahr 2018 wurde China erstmals der weltweit größte Produzent wissenschaftlicher Publikationen. Seither breiten sich Berichte über China als neues wissenschaftliches Energiezentrum aus.

Mehrere Indikatoren zeigen, dass auch die afrikanische Wissenschaft an Bedeutung gewinnt und Afrika zunehmend die wissenschaftliche Landschaft prägt. Das Next Einstein Forum versammelte vor einigen Monaten eine beeindruckende Zahl junger afrikanischer Forscher. Im Gegensatz dazu hat der Nahe Osten möglicherweise diejenigen enttäuscht, die auf eine Renaissance der islamischen Wissenschaft gehofft haben. Die meisten Regierungen haben nach den politischen Unruhen der letzten Jahre ihre Ausgaben zunehmend Richtung Sicherheit, Verteidigung und Deradikalisierung priorisiert. Und neben all diesen regionalen Entwicklungen wird die globale Wissenschaft zunehmend wichtiger, die sich im transnationalen Raum entwickelt und ihrer eigenen Logik folgt.

Eine neue multipolare wissenschaftliche Welt(un)ordnung entwickelt sich. Dies führt zu zahlreichen Fragen und strategischen Herausforderungen: Wie können wir gemeinsame globale Standards für Ethik und Transparenz in den Wissenschaften entwickeln und umsetzen? Wie können wir der globalen Wissenschaft helfen zu gedeihen und die freien Bewegungen der Menschen und Ideen unterstützen? Wie können wir sicherstellen, dass Forschungsergebnisse der Menschheit nutzen und nicht nur dem ökonomischen Wachstum einzelner Staaten dienen? Benötigen wir neue globale Regierungsformen für die Wissenschaft? Und wie wird die neue Multipolarität das traditionelle (westliche) Wissenschaftsmodell verändern?

Diese und weitere Fragen haben die Teilnehmer des Berliner Wissenschaftsgesprächs 2018 diskutiert.