Inhalte zu Medienkompetenz nach wie vor unzureichend im Lehramtsstudium verankert
Gütersloh, 15. Dezember 2022 – In den vergangenen fünf Jahren hat die Digitalisierung in der Lehrerbildung in Deutschland zwar einen höheren Stellenwert bekommen. Allerdings ist das Thema bei weitem noch nicht in allen Bereichen Pflicht-Bestandteil des Studiums. Das geht aus aktuellen Daten des Monitor Lehrerbildung hervor.
Studieninhalte zum Erwerb digitaler Medienkompetenz sind laut der Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“ aus dem Jahr 2016 in allen Fächern bereits im Lehramtsstudium verbindlich zu verankern. In den vergangenen fünf Jahren ist der Anteil an Hochschulen, die für alle Lehramtsstudierenden entsprechende Studieninhalte verpflichtend vorsehen, zwar deutlich gestiegen. Von einer flächendeckenden Verankerung kann jedoch noch längst keine Rede sein. Dies zeigen aktuelle Daten des Monitor Lehrerbildung für 2022. So ist das Thema Digitalisierung nur an jeder zweiten Hochschule, die angehende Gymnasiallehrkräfte ausbildet, für alle Studierenden ein Pflicht-Bestandteil des Studiums. Nach wie vor lässt sich also in Deutschland ein Lehramtsstudium absolvieren, ohne sich mit dem Thema digitale Medien auseinandersetzen zu müssen.
Medienkompetenz in der digitalen Welt noch kein Querschnittsthema in der Lehrerbildung
Bereits mehrfach forderte das Konsortium des Monitor Lehrerbildung, Medienkompetenz in der digitalen Welt zu einem echten Querschnittsthema des Lehramtsstudiums zu machen. Dies würde es beinhalten, in allen Teilbereichen des Studiums entsprechende Inhalte zwingend vorzusehen. Dirk Zorn, Director Bildung und Next Generation bei der Bertelsmann Stiftung, fordert mehr Tempo: „Guter Unterricht heute setzt voraus, dass Lehrkräfte medienkompetent sind und digitale Möglichkeiten passgenau für das Lernen einsetzen. Deshalb müssen Digitalkompetenzen ein verpflichtender Bestandteil im Studium aller angehenden Lehrkräfte sein. Dass es an einigen Hochschulen nach wie vor möglich ist, ein Lehramtsstudium ohne digitale Anforderungen zu durchlaufen, ist völlig aus der Zeit gefallen.“
Nachholbedarf bei der Verankerung in den Fachdidaktiken
Besonders bedeutsam ist eine flächendeckende Verankerung in den Fachdidaktiken, der Schlüsseldisziplin des Lehramtes. Jedoch waren im Sommer 2022 nur an 35 Prozent der Hochschulen entsprechende Inhalte in den Fachdidaktiken aller Lehramtsfächer zu finden. „Es gibt zwar Fortschritte, dennoch sind die Ergebnisse beunruhigend“, bilanziert Andrea Frank. Die stellvertretende Generalsekretärin des Stifterverbandes fordert, der KMK-Strategie Taten folgen zu lassen: „Es darf künftig nicht mehr möglich sein, dass Lehramtsstudierende ihr Studium erfolgreich abschließen können, ohne digitale Kompetenzen erworben zu haben. Hier muss die Politik aktiv werden: Die verantwortlichen Ministerinnen und Minister der Länder sollten sicherstellen, dass die Förderung von digitalen Kompetenzen in allen Lehramtsstudiengängen verpflichtend verankert wird.“
Zu oft, so ein weiterer Befund der Auswertung, gebe es zum Erwerb von Digitalkompetenzen lediglich freiwillige Zusatzzertifikate. Damit wird das Thema entgegen seiner enormen Wichtigkeit in den freiwilligen Wahlbereich verlagert.
Das Konsortium des Monitor Lehrerbildung erneuert daher seine Mahnung, Lehrkräfte vom ersten Semester an für Bildung und Unterricht in der digitalen Welt zu qualifizieren und entsprechende Studieninhalte flächendeckend in die Lehramtscurricula zu integrieren.