Muslim:innen in Kommunen: Eine Frage der Teilhabe
Das Zusammenleben in einer vielfältigen Gesellschaft wirft oft Fragen auf. Wie können beispielsweise religiöse und Alltagspraktiken von Muslim:innen auf kommunaler Ebene einen Raum bekommen? Eine Handreichung fasst Erfahrungen aus fünf Jahren kommunaler Islamberatung zusammen und gibt Hinweise dazu, wie Kommunen die Bedarfe und Anliegen von Muslim:innen erfolgreich aufnehmen.
Seit 2012 ist Hussein Hamdan an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart tätig. Dort leitet er aktuell das Projekt „Muslime als Partner in Baden-Württemberg“.
Was gilt es zu beachten, wenn eine muslimische Gemeinde eine Moschee bauen möchte? Wie sehen muslimische Bestattungen aus? Wie läuft ein öffentliches Fastenbrechen im Ramadan ab – und kann das auf dem Marktplatz stattfinden? Im Kontakt mit Muslim:innen stehen Kommunen und kirchliche Einrichtungen vor zahlreichen Fragen.
Handreichung gibt praktische Tipps
Praktische Tipps, konkrete Lösungsansätze und Hintergrundinformationen für die Zusammenarbeit mit muslimischen Akteur:innen in einer Gemeinde gibt die „Handreichung für das Zusammenleben in der Kommune“, die im Rahmen des Projekts „Muslime als Partner in Baden-Württemberg. Informationen, Beratung und Dialog“ entstanden ist. Zusammengetragen wurden hier die wichtigsten Erfahrungen aus über fünf Jahren Islamberatung Baden-Württemberg zum Umgang mit den Anliegen von Muslim:innen auf kommunaler Ebene. Verfasst wurde sie von Mitarbeitenden der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart: Dr. Hussein Hamdan, Leiter des Fachbereichs „Muslime in Deutschland“, und Christina Reich, Fachbereichsleiterin Gesellschafts- und Sozialpolitik.
Faktenbasiertes und differenziertes Islambild
„Viele kommunale Akteure sind durch die mediale Berichterstattung über den Islam und politische Verbindungen einzelner Moscheegemeinden zu Herkunftsländern verunsichert“, sagt Dr. Hussein Hamdan. In seinen Beratungen will das inzwischen vierköpfige Team der Islamberatung zu einem faktenbasierten und differenzierten Islambild beitragen. Denn muslimisches Leben in Deutschland ist vielfältig: Muslim:innen stammen aus verschiedenen Kulturen, haben unterschiedliche Muttersprachen und gehören diversen muslimischen Gruppierungen an, die teils in Spannung zueinanderstehen.
„Viele kommunale Akteure sind durch die mediale Berichterstattung über den Islam verunsichert.“
Neben Hintergrundwissen zu und einer Einordnung von muslimischen Organisationen und Strömungen bündelt die Handreichung zentrale Empfehlungen aus den inzwischen mehr als 175 geführten Beratungsgesprächen. Dazu gehört Grundsätzliches wie die Empfehlung, Muslim:innen mit ihren Anliegen ernst zu nehmen und ihre individuellen Lebenswelten zu respektieren. Konkrete Ratschläge zu häufig wiederkehrenden Fragen wie die des Moscheebaus werden ebenso aufgegriffen. Hier betonen die Autor:innen die Bedeutung einer offenen und klaren Kommunikation – in Richtung der muslimischen Akteur:innen ebenso wie in Richtung der kommunalen Öffentlichkeit.