Appell für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz

Sieben große deutsche Stiftungen, darunter die Robert Bosch Stiftung, haben anlässlich des Stiftungstags in Mannheim einen Appell für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz veröffentlicht. Konkret fordern die Stiftungen die Bundesregierung zu beschleunigtem Handeln beim Klimaschutz und der Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) auf.

Robert Bosch Stiftung | Juni 2019
Himmel über der Steppe mit Regenbogen
Thomas Müller

Die Stiftungen verweisen in ihrem Appell auf den klaren wissenschaftlichen Befund, dass die globalen Emissionen in den nächsten zehn Jahren halbiert werden müssen, um einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um mehr als 1,5°C zu verhindern. Kurzsichtige Parteitaktik oder Wohlstandsversprechen auf Kosten zukünftiger Generationen dürften in der heutigen Politik deshalb keinen Platz haben, so die Autoren. Deutschland brauche jetzt ein verbindliches Klimaschutzgesetz sowie ein wirksames Aktionsprogramm für dessen Umsetzung. Darüber hinaus fordern die Autoren alle deutschen Stiftungen auf, sich unabhängig ihrer jeweiligen Programmatik „auch nach innen und nach außen“ klar für die Ziele des Pariser Klimaabkommens und die UN-Nachhaltigkeitsziele einzusetzen. Alle Stiftungen, die den Text mittragen, sind Mitwirkende der G20-Stiftungsplattform Foundations 20.

Der Appell im Wortlaut:

Deutsche Stiftungen für Zukunft

4. Juni 2019

Deutschland hat sich gemeinsam mit über 180 anderen Staaten dazu verpflichtet, das Pariser Klimaschutzabkommen umzusetzen. Dies muss nun die Grundlage politischer Entscheidungen sein und bedeutet, dass Deutschland die eigenen Schritte zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen und zum Umbau aller Sektoren beschleunigt. Wichtig dabei sind entsprechende politische Rahmensetzungen und Anreize. Neben der Umsetzung des Kohleausstiegs brauchen wir in Deutschland deshalb ein verbindliches Klimaschutzgesetz und ein wirksames Aktionsprogramm für dessen Umsetzung.

Zentral ist dabei ein CO2-Preis, dessen Höhe eine spürbare Lenkungswirkung für Investitionen und neue Infrastrukturen entfaltet. Zudem ist Deutschland in guter Position, um gemeinsam mit wichtigen Schwellen- und Entwicklungsländern im beiderseitigen Interesse weitreichende Umsetzungspartnerschaften für die Klimaziele von Paris und die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu vereinbaren. Wir sollten die aktive Gestaltung einer so umfassenden gesellschaftlichen Entwicklung für eine lebenswerte Zukunft kommender Generationen nicht an kurzfristiger Parteitaktik scheitern lassen, sondern entschieden angehen.

Als deutsche Stifter und Vertreter von Stiftungen sehen wir uns in besonderer Weise der nachhaltigen Entwicklung und der Umsetzung der SDGs gegenüber verpflichtet. Die von uns ins Leben gerufenen bzw. repräsentierten Stiftungen wollen selbst ein Teil der Lösung sein. Mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Strategien verfolgen alle das Ziel, politische Entscheidungsträger anzuspornen und dabei zu unterstützen, die Ziele des Pariser Klimaabkommens und die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen von 2015 entschieden umzusetzen.

Die absehbaren Risiken der Klimakrise werden in einem alarmierenden Tempo sichtbarer. Bis 2030 müssten die globalen Emissionen in etwa halbiert sein, um gute Chancen zu haben, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5°C zu begrenzen.

Es ist bekannt, mit welchen Technologien und Lebensstiländerungen dies umgesetzt werden kann, so dass auch in Zukunft ein gutes Leben möglich ist. Wir fordern die Politik deshalb dazu auf, den notwendigen Strukturwandel mit Konzepten anzugehen, die allen eine Perspektive geben.

Wir als Stifter und Stiftungsvertreter stehen zu dem Generationenvertrag, der auch gerade jetzt wieder von der weltweiten Fridays for Future Bewegung eingefordert wird. Wir rufen dazu auf, der Klimakrise mit konsequentem Handeln zu begegnen. Wir fordern, das Grundprinzip, zukünftigen Generationen einen intakten Planeten zu hinterlassen, (wieder) zum Prinzip des politischen Handelns zu machen. Viele Unternehmen haben ihre Geschäftsmodelle längst darauf eingestellt und entsprechend modernisiert. Finanzmarktakteure schichten ihre Investitionen um.

Viele Länder in der EU drängen darauf, die Klimaziele so weiterzuentwickeln, dass sie zu der Obergrenze des Pariser Klimaabkommens für den weltweiten Temperaturanstieg passen. Die Bundesregierung muss diese Veränderungen durch klares und verlässliches Handeln unterstützen.

Wir laden alle Stiftungen ein, die sich in den nächsten Tagen beim StiftungsTag in Mannheim zusammenfinden, mit uns ihre Stimme zu erheben und im Sinne der SDG und der Klimaziele von Paris nach innen und nach außen tätig zu werden.

Deutschland als starkes Industrie-, Ingenieurs- und Bildungsland hat das Potenzial, eine glaubwürdige und kraftvolle Energie-, Mobilitäts- und Landwirtschaftswende zu gestalten – und diesen Impuls in den Kreis der G20-Länder zu tragen.

Die Welt schaut auf uns! Sie erwartet eine starke Stimme für die notwendige Klimakooperation aus Deutschland und der EU.

Unterzeichnende:

  • Alexander Bonde, Deutsche Bundesstiftung Umwelt
  • Dietmar Hopp, Dietmar Hopp-Stiftung
  • Caio Koch-Weser, European Climate Foundation
  • Klaus Milke, Stiftung Zukunftsfähigkeit und Chair Foundations 20
  • Prof. Dr. Michael Otto, Umweltstiftung Michael Otto
  • Prof. Dr. Joachim Rogall, Robert Bosch Stiftung
  • Dr. Michael Schaefer, BMW Foundation Herbert Quandt
  • Dr. Nathalie von Siemens, Siemens-Stiftung