Verliert Wissen an Bedeutung? Auf dem Weg zu einem widerstandsfähigeren Wissenschaftssystem für das 21. Jahrhundert

Viele Stimmen aus der ganzen Welt, einige laut und alarmiert, andere leise und besorgt, sind sich in einem Punkt einig: Die Wissenschaft befindet sich in einer Vertrauenskrise! Wissen scheint keine Macht mehr zu sein, Know-How ist aus der Mode gekommen und Wissenschaftler stellen die bestehenden Standards zur Messung der Qualität und Integrität der Recherche offen in Frage. Für ein System, dessen Leitwährung die Wahrheit ist, ist dies eine gefährliche Entwicklung. Wissenschaft wäre keine Wissenschaft, wenn sie nicht bereits auf diese Krisensymptome reagiert hätte: Konferenzen wurden abgehalten, Manifeste wurden veröffentlicht, neue Institutionen wurden errichtet.

Die Abhilfe, die sie anbieten, sind jedoch umstritten und hängen von der Beurteilung der genauen Art des Problems ab. Stehen wir innerhalb des bestehenden Wissenschaftssystems vor einer selbstinduzierten Qualitätskrise, die nur technisch verbessert werden muss? Handelt es sich um eine "generalisierte Krise in der epistemischen Governance der Wissenschaft" (Andrea Saltelli), die mehr  revolutionäre Veränderungen nach neuen Formen "postnormaler" oder "transformativer" Wissenschaft und öffentlichem Engagement fordert? Oder wird die Wissenschaft von außen "angegriffen" und muss stärkere Verteidigungsstrategien (z. B. Kommunikationsstrategien) entwickeln?

Diese und andere Fragen haben die Teilnehmer des 12. Berliner Wissenschaftsgesprächs diskutiert.