Deutsch-arabischer Filmpreis: Nachwuchsfilmemacher ausgezeichnet
- Im Rahmen von Berlinale Talents prämiert die Robert Bosch Stiftung drei Filmprojekte deutsch-arabischer Teams.
- Nachwuchsfilmemacher erhalten insgesamt 180.000 € für die Umsetzung ihrer Filmideen.
- Filmpreisträger PURPLE SEA aus dem Jahr 2018 feiert diese Woche Premiere beim Forum Expanded der Berlinale.
Berlin, 23. Februar 2020 – Am Sonntagabend hat die Robert Bosch Stiftung GmbH zum achten Mal im Rahmen von Berlinale Talents den Filmpreis für internationale Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der arabischen Welt verliehen. Drei Teams junger Filmemacher aus Ägypten, Syrien und Deutschland erhalten insgesamt 180.000 € für die Umsetzung ihrer Filmprojekte in den Kategorien Animationsfilm, Kurzspielfilm und Dokumentarfilm. Der Dokumentarfilm-Preisträger aus dem Jahr 2018, „Purple Sea“, feiert zudem in dieser Woche seine Premiere beim Forum Expanded der 70. Internationalen Filmfestspiele Berlin.
Biografische Erfahrungen der Filmemacher als Thema
Im Wettbewerb standen in diesem Jahr erneut zehn Koproduktionsprojekte aus Deutschland und Syrien, Ägypten, Algerien, dem Libanon, den palästinensischen Gebieten und Jordanien. In der Kategorie Animationsfilm wurde das autobiografisch inspirierte deutsch-ägyptische Filmprojekt „Traitors of the Eyes“ ausgezeichnet. Nach dem tragischen Tod der Mutter begibt sich ein Paar eineiiger Zwillinge auf eine Reise in die Vergangenheit seiner muslimisch-konservativen Familie. Dabei kommen verbotene Sexualität, Liebe und Eifersucht sowie ein zweideutiges Testament zum Vorschein.
Der Filmpreis in der Kategorie Kurzspielfilm geht an das deutsch-syrische Filmprojekt „Inana“. Regisseurin Ragda Alazizi und Produzent Philipp Döring erzählen die Geschichte einer jungen Frau in Saydnaya, einem berüchtigten Gefängnis für politische Häftlinge in Syrien. Inana erlebt dort regelmäßige Demütigungen und Missbrauch, bis sie an ihrem Peiniger Rache übt. Die Jury hob die visuelle Kraft hervor, mit der die jungen Filmemacher ein brutales Thema auf sensible, emotionale und ästhetische Weise erzählen wollen.
In der Kategorie Dokumentarfilm überzeugte „Big Boys Don´t Cry“ des deutsch-ägyptischen Filmteams aus Muhammad Mustapha, Hala Lotfy und Philipp Maurice Raube die Jury. Der junge Filmemacher, der den Alltag eines Türstehers und ehemaligen Häftlings mit der Kamera dokumentiert, und sein Protagonist könnten unterschiedlicher nicht sein. Auf den Streifzügen durch das nächtliche Kairo bröckelt die Fassade beider Männer und es wird deutlich, dass beide unter dem Männlichkeitskult der Gesellschaft leiden.
Über den Filmpreis
Seit 2013 vergibt die Robert Bosch Stiftung im Rahmen von Berlinale Talents den Filmpreis für internationale Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der arabischen Welt. Er ist ein Wettbewerbs- und Trainingsprogramm über ein Jahr mit maßgeschneiderten Werkstätten für junge Nachwuchstalente aus der Arabischen Welt und Deutschland. Ziel ist es, erste Erfahrungen mit internationalen Koproduktionen zu vermitteln, Unterstützung in der Filmarbeit anzubieten sowie den Austausch zwischen den Kulturen zu fördern. Zusätzlich öffnet der Filmpreis Türen zu internationalen Filmmärkten und Plattformen, die die Filmemacher nutzen können, um ihr Netzwerk in der Filmindustrie aufzubauen und zu erweitern.
Partner der Robert Bosch Stiftung beim Filmpreis ist Berlinale Talents. Weitere Unterstützer sind bedeutende Filminstitutionen aus den Ländern der Arabischen Liga wie die Royal Film Commission – Jordan, das Carthage Film Festival, Tunesien, aber auch die regionalen Goethe-Institute. Der Fernsehsender ARTE ist Medienpartner des Filmpreises.
Die Preisträger 2020
TRAITORS OF THE EYES (Animationsfilm)
Regie: Abdelrahman Dnewar, Saad Dnewar (Ägypten)
Produzent: Georg Neubert (Deutschland)
INANA (Kurzspielfilm)
Regie: Ragda Alazizi (Syrien)
Produzent: Philipp Döring (Deutschland)
BIG BOYS DON’T CRY (Dokumentarfilm)
Regie: Muhammad Mustapha (Ägypten)
Produzenten: Philipp Maurice Raube, Hala Lotfy
Mitglieder der Fachjury sind
- Mohannad Al Bakri (Royal Film Commission – Jordan)
- Vincenzo Bugno (World Cinema Fund)
- Doris Hepp (ARTE)
- Elke Kaschl Mohni (Goethe Institut Brüssel)
- Marianne Khoury (Misr International Films, Kairo)
- Hania Mroué (Talents Beirut)
- Alexander Wadouh (Chromosom Filmproduktion, Berlin)