Unterschiedliche Perspektiven lösungsorientiert zusammenbringen

Joachim Geiger, Fachreferent im Projektcontrolling, ist freigestellter Vorsitzender des Betriebsrats der Robert Bosch Stiftung. Dr. Nicole Karle-Komes leitet seit Anfang 2021 die Personalabteilung. Einmal pro Woche besprechen beide aktuelle und längerfristige Anliegen und suchen gemeinsame Lösungen. Im Interview erklären sie, wie die Zusammenarbeit funktioniert.

Robert Bosch Stiftung
Portraits von Nicole Karle-Komes und Joachim Geiger

Herr Geiger, seit 2016 gibt es einen Betriebsrat in der Robert Bosch Stiftung. Wie kam es zur Gründung?

Joachim Geiger: Vor einigen Jahren war die Stiftung noch recht hierarchisch geprägt, was sich nach und nach verändert hat. Ein erster Schritt waren Vertrauenspersonen, um ein Bindeglied zwischen Mitarbeitenden und Geschäftsführung zu haben. Ein Betriebsrat war dann die logische Folge, ganz unabhängig von einem bestimmten Anlass. Wir sind bei der ersten Wahl 2016 einfach ins kalte Wasser gesprungen, konnten uns aber Unterstützung holen vom Bosch-Betriebsrat in Stuttgart-Feuerbach. Seitdem sind wir der konstruktive „Sparringspartner“ des Arbeitgebers.

Frau Karle-Komes, Sie kommen aus dem Unternehmen Bosch. Betriebsräte sind dort selbstverständlich. Was ist in der Stiftung anders?

Nicole Karle-Komes: Bei Bosch gibt es unterschiedlichste Betriebsräte an den zahlreichen Standorten. Manche sind zugewandt, andere eher kämpferisch und durchaus „harte Verhandler“. Zudem spielt die Gewerkschaft eine wichtige Rolle. Hier in der Stiftung mit unseren über 200 Mitarbeitenden agieren wir zusammen mit unseren Betriebsratsgremien sehr lösungsorientiert und wenn erforderlich auch pragmatisch, denn wir versuchen, das Wohl der Stiftung mit ihren Mitarbeitenden im Blick zu haben und für alle tragfähige Kompromisse zu finden. Partikularinteressen, die man gegeneinander ausspielen könnte, gibt es nicht. Dafür stelle ich eine hohe Bereitschaft und Fähigkeit zur intensiven und konstruktiven Diskussion fest, was ich sehr schätze.

Wie sieht diese Diskussionskultur in der Praxis aus?

Karle-Komes: Ich erlebe uns als verlässliche und vertrauensvolle Partner, nicht als „Spieler und Gegenspieler“. Der Betriebsrat ist nah an den Mitarbeitenden dran und erhält viele Hinweise und Rückmeldungen. Daran ist uns als attraktiver Arbeitgeber und im Sinne einer positiven Arbeitskultur gelegen. Als Personalleiterin vertrete ich die Geschäftsführung, kenne aber auch die Sichtweisen aus der Mitarbeiterschaft durch zahlreiche Gespräche und Kontakte in die Bereiche. Alle diese Perspektiven führen wir in unseren Gesprächen und Verhandlungen zusammen. Bei einzelnen Themen kann dies ein längeres, auch kontroverses Ringen bedeuten, doch wir bleiben im Dialog und der Sache verpflichtet, einen ausgewogenen Weg für die Stiftung zu finden.

Geiger: Die vertrauensvolle Basis und das Ringen um gute Lösungen kann ich bestätigen. Mit der Betriebsvereinbarung Entgelt ist es uns beispielsweise nach zweijährigen Verhandlungen gelungen, erstmals in der Geschichte der Stiftung die Entgeltstruktur der Mitarbeitenden transparent zu machen. Aber wir haben auch die gesamte Stiftung im Blick. Denn eines ist klar: Nur wenn es meinem Arbeitgeber gut geht, kann es auch mir gut gehen. Gleichzeitig sind wir das einzige, mit hoher Beteiligung gewählte, demokratisch legitimierte Organ in der Stiftung. Wir stehen in der Verantwortung, auch wenn es schwierig oder knifflig wird. Dann sind gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung im Dialog besonders wichtig. 

Was beschäftigt Sie aktuell?

Karle-Komes: Wir arbeiten unter anderem daran, die Integration der Deutschen Schulakademie in den Bildungsbereich zu gestalten, den Transfer des Förderbereiches Gesundheit in den Bosch Health Campus (BHC) vorzubereiten und die Betriebsvereinbarung Arbeitszeitsouveränität neu aufzusetzen. Außerdem hat die Stiftung tiefgreifende Veränderungsprozesse bereits hinter sich, die nun im Arbeitsalltag ankommen. Mit einer neuen AG „Zukunft der Arbeit“ wollen wir zudem Lerneffekte aus der Pandemie-Zeit aufnehmen, Stichwort „Mobiles Arbeiten“.

Geiger: Mobiles Arbeiten ist auch für uns ein zentrales Thema mit vielen Aspekten; da sind wir ebenfalls gefragt. Wir schauen außerdem schon ins Frühjahr 2022. Dann findet die nächste Wahl zum Betriebsrat statt. Wir werden voraussichtlich auch wieder Kandidat:innen von unserem Standort Berlin haben, darüber freue ich mich besonders.

Werden Sie wieder kandidieren, Herr Geiger?

Geiger: Ja. Ich habe diese Entscheidung noch nie bereut und bin sehr gerne Teamplayer.