Warum machen wir das Projekt?
In Deutschland leben immer mehr Familien, die aus einem anderen Land zugewandert oder geflohen sind. Ihre Kinder haben einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in einer Kindertageseinrichtung. Und so gehört es längst zum Alltag in deutschen Kitas, dass Kinder aus unterschiedlichen Kulturen gemeinsam betreut werden. Gelebte Vielfalt. Durch die Zuwanderung verstärkt sich aber die ohnehin große Nachfrage nach Kita-Plätzen. Qualifiziertes Personal ist knapp. Deshalb sollten vorhandene Potenziale gut genutzt und neue Potenziale erschlossen werden – zum Beispiel durch die Beschäftigung zugewanderter pädagogischer Fachkräfte.
Denn unter den Menschen, die zu uns kommen, sind ausgebildete Fachkräfte, die aber keine Anerkennung für ihren im Heimatland erworbenen Abschluss haben und momentan nicht oder in einem anderen Beruf arbeiten. Sie könnten nicht nur den Fachkräftemangel abfedern, sondern auch wertvolle Kompetenzen einbringen: Ihr kultur- und sprachspezifisches Wissen, ihren selbstverständlichen Zugang zu Familien, die ebenfalls zugewandert sind, ihren bereichernden Blick auf die Arbeit mit Kindern. Momentan haben bundesweit nur 10% der frühpädagogischen Fachkräfte einen Migrationshintergrund. Es wäre wünschenswert, diesen Anteil durch qualifizierte Fachkolleg:innen zu erhöhen und so die Vielfalt unter den Kindern auch auf der Betreuungs- und Leitungsebene abzubilden. Hier setzt „Vielfalt willkommen“ an. Das Projekt wurde wissenschaftlich begleitet durch die Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd und die Universität Tübingen.
Was wollen wir erreichen?
Wir wollen, dass jedes Kind – unabhängig von seiner Herkunft – die bestmöglichen Voraussetzungen für Bildung und gesellschaftliche Teilhabe erhält. Unser Projekt trägt dazu bei, indem es den Umgang mit Vielfalt in Kitas bewusster und besser macht. Hierfür ist es wichtig, dass wir eng mit Kita-Leitungen und Kita-Teams zusammenarbeiten, um einen vorurteilsbewussten Öffnungsprozess anzustoßen. Konkret arbeiten wir daran,
- zugewanderte Fachkräfte gezielt zu qualifizieren,
- ausgewählte Kitas über einen langen Zeitraum zu begleiten,
- ein kitaübergreifendes Netzwerk zu migrationsspezifischen Themen zu knüpfen,
- und Hürden bei der Gleichwertigkeitsanerkennung von Abschlüssen abzubauen.
Wie funktioniert das Projekt?
„Vielfalt willkommen“ war als Pilotprojekt angelegt und wurde zunächst nur in Baden-Württemberg durchgeführt.
Seit Anfang 2023 wird das Projekt auch in Thüringen durch das Institut für Berufsbildung und Sozialmanagement gGmbH umgesetzt. Die Projektstruktur ist angelehnt an das Modell und die Gegebenheiten der dortigen Situation angepasst.
An wen richtet sich das Projekt?
Das Projekt richtet sich zum einen an
- zugewanderte Fachkräfte, die bereits über einen Berufsabschluss verfügen, der mit der hiesigen Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher vergleichbar ist. Deutschkenntnisse auf dem Niveau B1 müssen zwingend vorhanden sein. Die zugewanderten Fachkräfte erhalten eine individuelle Förderung in Form eines Sprachkurses, einer fachlichen Qualifizierung sowie bei Bedarf eine Begleitung durch das Gleichwertigkeitsanerkennungs-Verfahren.
Zum anderen an
- interessierte Kitas, deren Einrichtungsleitung und Teams bereit sind, sich im Rahmen eines zweijährigen Entwicklungsprozesses auf den Weg zu machen. Die Kita muss zwingend in Baden-Württemberg liegen. Zunächst findet eine individuelle Bedarfsanalyse statt, dann bildet sich eine Steuergruppe, die in regelmäßig stattfindenden Workshops systematisch beraten und begleitet wird. Die Kosten für die Begleitung und Beratung werden übernommen.
Wer steht dahinter?
"Vielfalt willkommen" ist ein gemeinsames Projekt der Robert Bosch Stiftung und der BBQ - Bildung und Berufliche Qualifizierung gGmbH, einem Unternehmen des Bildungswerks der Baden-Württembergischen Wirtschaft e.V.
In Thüringen ist das Institut für Berufsbildung und Sozialmanagement gGmbH Umsetzungspartner.