Warum machen wir dieses Projekt?

Der Jemen befindet sich im zehnten Jahr des 2014 begonnenen Konflikts und ist nach wie vor eine der größten humanitären Krisen der Welt. Schätzungsweise 21,6 Millionen Menschen sind dringend auf Hilfe angewiesen. Die Realität für Millionen konfliktbetroffener Jemenit:innen ist ein Leben mit Vertreibung, beschädigter öffentlicher Infrastruktur, unterbrochenen öffentlichen Diensten, einer zusammengebrochenen lokalen Wirtschaft, eingeschränktem Zugang zu Nahrungsmitteln und Grundversorgungsleistungen, Instabilität, Unsicherheit, gesperrten Straßen, einem kaputten Bildungssystem, schwindenden Einkommensmöglichkeiten, zunehmender Drogenabhängigkeit und Jugendarbeitslosigkeit und vielem mehr. Die jemenitische Bevölkerung ist auch weiterhin mit schweren Verletzungen und Verstößen gegen ihre Rechte konfrontiert, darunter geschlechtsspezifische Gewalt, Tötungen, willkürliche Verhaftungen, das gewaltsame Verschwinden von Aktivisten und Mitgliedern der Zivilgesellschaft, Angriffe auf Minderheiten, eingeschränkte Bewegungsfreiheit für die Zivilbevölkerung, Unterdrückung der Zivilgesellschaft und eine alarmierende Einschränkung der Rechte von Frauen, die darauf abzielt, ihre Teilnahme am öffentlichen Leben zu begrenzen. Der Krieg hat auch die Polarisierung und die Spannungen zwischen den politischen und sozialen Gruppen verstärkt, die bestehenden Kommunikationskanäle geschwächt und das Vertrauen zerstört, das die lokalen Akteur:innen früher zusammenführte.
Alle Gespräche über den Frieden im Jemen müssen Bezug nehmen zur komplexen Dynamik, die die Realität vor Ort bestimmt. Seit dem Ausbruch des Krieges im Jemen ist jedoch eine wachsende Kluft zwischen unabhängigen jemenitischen Wissensquellen und internationalen politischen Entscheidungsträger:innen, einschließlich derer, die den Friedensprozess leiten, entstanden. Die Stimmen der jemenitischen Bürger:innen und ein aktuelles Verständnis der lokalen Probleme bleiben bei den internationalen Friedensbemühungen oft außen vor.
Aus diesem Grund ist die Arbeit des Sana'a Center so wichtig. Mit dem Ziel, jemenitischen Stimmen mehr Gehör zu verschaffen und lokales Wissen so zu verbreiten, dass es in die jemenitische Politik einfließen und diese mitgestalten kann, zielt das Sana'a Center darauf ab, komplexe politische Herausforderungen durch evidenzbasierte Ansätze und von unten nach oben zu lösen.

Was wollen wir erreichen?

Das Sana'a Center arbeitet daran, Lösungen für die komplexen Probleme des Jemen zu finden, indem es Wissen schafft, jemenitischen Stimmen und lokalen Perspektiven Gehör verschafft und die Politik beeinflusst.

● Wissensvermittlung: Die unabhängigen Forscher:innen erarbeiten ihre Analysen frei vom Einfluss der Kriegsparteien, entsprechend dem Leitprinzip des Sana'a Center. Unsere Forscher:innen haben stets die Autonomie, ihre eigene Forschungsagenda festzulegen. Eine fundierte Forschung und eingehende Analyse des Jemen auf der Grundlage lokaler Narrative und Daten ist von größter Bedeutung, insbesondere in einem Kontext wie dem Jemen, in dem Wissen und Informationen oft durch Propaganda und Desinformation getrübt werden.

● Plattformen: Räume, in denen politische Maßnahmen frei diskutiert werden können, sind im Jemen schwer zu finden, und die politischen Plattformen sind durch den aktuellen Konflikt noch stärker ins Visier geraten. Um auf politischer Ebene etwas zu bewirken, reicht es nicht aus, Empfehlungen an politische Entscheidungsträger:innen und traditionelle Eliten zu richten, die sie möglicherweise nicht umsetzen. Daher schafft das Sana'a Center breite und sichere Räume für politische Diskussionen. Nicht nur Räume für Jemenit:innen, die sich an die Welt wenden, sondern auch Räume für den Dialog zwischen Jemenit:innen mit unterschiedlichem politischen Hintergrund.

● Einflussnahme auf die Politik: Es reicht nicht aus, qualitativ hochwertige und fundierte Analysen und Forschungsarbeiten durchzuführen, wenn diese nicht veröffentlicht werden. Das Sana'a Center stellt sicher, dass seine Publikationen politikorientiert sind und auf Arabisch und Englisch veröffentlicht werden, um nationale, regionale und internationale politische Entscheidungsträger:innen und Medien zu erreichen. Das Sana'a Center bringt seine Forschungsergebnisse durch aktive Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation auch in die höchsten politischen Gremien ein.

Die Partnerschaft zwischen dem Sana'a Center und der Robert Bosch Stiftung ermöglicht es dem Sana'a Center, zu informellen Friedensprozessen beizutragen und so die Kapazitäten und die globale Wirkung des Zentrums zu stärken. Diese Partnerschaft bringt jemenitische Stimmen noch stärker in die Öffentlichkeit und ergänzt den laufenden UN-geführten Friedensprozess, indem sie jemenitische Perspektiven, Lösungen und Bestrebungen einbringt.

Wen wollen wir erreichen?

Das Sana'a Center arbeitet mit einer Vielzahl von jemenitischen Friedensakteur:innen zusammen, darunter politische Parteien, zivilgesellschaftliche Organisationen, Stammesführer, Minderheiten, Jugendliche, Frauen, Gemeindevorsteher, lokale Behörden, politische Interessensgruppen und dem Privatsektor. Es kooperiert auch mit regionalen und internationalen Friedensakteur:innen.