Africa Climate Summit

Ist eine alternative Vision für Afrikas Klimaagenda möglich?

Beim ersten afrikanischen Klimagipfel zeichneten sich schon vor Beginn unterschiedliche Vorstellungen von Agenda und Zielen ab. Anstatt nur über Green Growth zu sprechen, forderten Vertreter:innen der Zivilgesellschaft transformativere Ansätze.

Autorin
Christiane Käsgen
Bilder
IMAGO / Joerg Boethling
Datum
29. August 2023

Erstmals hat Anfang September in Kenia ein afrikanischer Klimagipfel stattgefunden – mit dem erklärten Ziel, der Klimakrise verstärkt mit einer Vision von „grünem Wirtschaftswachstum“ auf dem Kontinent zu begegnen. Zivilgesellschaftliche Organisationen hingegen drängten darauf, transformative, afrikanisch geführte Lösungen stärker in den Blick zu nehmen und eine gemeinsame Agenda zur Bewältigung der Herausforderungen zu entwickeln, die das Wohlergehen der Menschen und die Widerstandsfähigkeit des Kontinents in den Mittelpunkt stellen.

Unter dem offiziellen Titel „Mehr ökologisches Wachstum und klimabezogene Finanzierungslösungen für Afrika und die Welt“ fand vom 4. bis 6. September im kenianischen Nairobi der erste „Africa Climate Summit“ statt. Ausrichter waren die Afrikanische Union, das Gastgeberland Kenia sowie die UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC).

Mehr als 400 afrikanische NGOs hatten im Vorfeld des Summit eine Petition unterzeichnet, die den Einfluss nicht-afrikanischer Akteure auf die Agenda und Ausrichtung des Events scharf kritisierte. Die Stimmen der Zivilgesellschaft drängten darauf, nicht nur auf das so genannte „grüne Wachstum“ zu setzen, sondern einen neuen Kurs für den Kontinent festzulegen, der die Bevölkerung, Nahrungsmittelsysteme, Wasserressourcen und Biodiversität schützt.

„Der Afrikanische Klimagipfel, der kritische afrikanische Themen in den Hintergrund gedrängt hat, muss eine alternative afrikanische Klima- und Entwicklungsvision fördern.”

Zitat vonAmy Giliam Thorp (Power Shift Afrika)

Partnerorganisationen der Robert Bosch Stiftung wie Power Shift Africa, das World Resources Institute, TMG Research und Germanwatch waren auf dem Gipfel wie auch auf der nahezu parallel stattfindenden Africa Climate Week am gleichen Ort vertreten. In Side Events, Hintergrundgesprächen und Workshops brachten sie Perspektiven der Zivilgesellschaft zu klimaresilienter Landnutzung ein, die ansonsten auf dem Gipfel weniger Gehör gefunden hätten.

Warum Afrika eine transformative Klimavision braucht

Viele Regionen Afrikas sind bereits jetzt in extremer Weise von Dürren, Überflutungen und damit Ernteausfällen betroffen – und werden in Zukunft noch stärker tangiert sein. Unsere Partner:innen setzten sich auf dem Gipfel für Lösungsverschläge ein, die Klimaanpassung und -resilienz unterstützen und anknüpfen an die Realitäten und das Wissen lokaler und indigener Gemeinschaften.

So sprachen Power Shift Africa in Kooperation mit Germanwatch, Vertreter:innen der afrikanischen Zivilgesellschaft und lokaler Communities mit Vertreter:innen des Auswärtigen Amtes und des Bundesentwicklungsministeriums über ihre Visionen einer nachhaltigen Zukunft. Dazu zählt, dass Zusammenhänge zwischen Systemen und Schlüsselsektoren wie Landwirtschaft und Energie erkannt werden. Thema war auch die Bedeutung von Ernährungssouveränität, agrarökologischen Ansätzen und Landrechten für eine gerechte Transformation der Landnutzung in Afrika.
 

Der Berliner Think Tank TMG Research nutzte den Gipfel, indem er an die Ergebnisse eines Strategieworkshops zur Förderung der Landrechte von Frauen in allen drei Rio-Konventionen anknüpft, der im Juli vom Sekretariat der UNCCD, von TMG und der Robert Bosch Stiftung ausgerichtet worden war. In Nairobi trafen sich nun die von Regierungen ernannten Vertreter:innen der Rio-Konventionen verschiedener afrikanischer Länder, so genannte National Focal Points, und erarbeiteten gemeinsam, wie Synergien zwischen nationalem Klimaschutz, nachhaltiger Landnutzung und Erhaltung der biologischen Vielfalt besser genutzt werden können.

Das World Resources Institute unterstützte die Beteiligung von Frauen und jungen Menschen am Summit, die in ihrer Region und innerhalb ihrer Communities zu Vorkämpferinnen für die Wiederherstellung von Land wurden. Sie haben auf dem Summit von ihren Erfahrungen und ihrem Handeln im Umgang mit der Klimakrise berichtet.

Die afrikanische Zivilgesellschaft stand vor der herausfordernden Aufgabe, das politische Momentum des Gipfels zu nutzen und zugleich die auf dem Tisch liegende Vision der Gipfel-Organisator:innen zu hinterfragen und alternative Perspektiven zu vermitteln. Zentral war dabei die Beteiligung von Menschen mit gelebter Erfahrung – Landwirt:innen, Frauen, Vertreter:innen indigener Gruppen und lokaler Communities. Ihre Stimmen trugen unmittelbar dazu bei, die Bedeutung von Klimaanpassung und die Stärkung von Resilienz für den afrikanischen Kontinent hervorzuheben und die politischen Debatten um lokale Realitäten und Erfahrungen zu ergänzen.

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