Medienforum China - Deutschland

In der alten chinesischen Kaiserstadt Xi‘an tauschten sich deutsche und chinesische Medienvertreter zu aktuellen politischen Themen sowie speziellen Herausforderungen der Medienbranche aus. Eine dreitägige Study Tour führte die deutschen Teilnehmer zudem hinter die Kulissen des archäologischen Forschungszentrums der Terrakotta-Armee und in ein modernes Elektroauto.
Robert Bosch Stiftung | Juni 2016

"Die Welt im Umbruch: Chancen und Risiken für Deutschland und China"

Während des 7. Medienforums China - Deutschland in der alten chinesischen Kaiserstadt Xi‘an beschäftigten sich deutsche und chinesische Medienvertreter mit der Frage, wie beide Länder mit der sich stark wandelnden Weltordnung umgehen. Die deutschen Teilnehmer wie Andreas Cichowicz, Chefredakteur des NDR Fernsehens, Wolfgang Krach, Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, und Philipp Fleischmann, Managing Director Handelsblatt - Global Edition, diskutierten auf chinesischer Seite u.a. mit Hu Xijin, Chefredakteur der Global Times, Bai Yansong, Moderator beim chinesischen Staatssender CCTV, und Dai Xiaojing, stellvertretender Chefredakteur des Caijing Magazine.

Für das eineinhalb Tage dauernde Forum stand eine anspruchsvolle Auswahl an Themen auf der der Agenda: Unter anderem wurden die Potenziale der neuen chinesischen Seidenstraßen-Initiative für die Beziehungen zwischen China und Europa sowie die Herausforderungen des demografischen Wandels in China und Deutschland diskutiert. Ebenso standen die Flüchtlingskrise, die Lage in Syrien und das Verhältnis Chinas zu Nordkorea auf dem Programm. Intensiv tauschten sich die Medienvertreter beider Länder zu den Herausforderungen in ihrer eigenen Branche aus, zum Beispiel über die Nachwuchssorgen in beiden Ländern oder die Verantwortung von Medien gegenüber der Gesellschaft.

Testfahrten im Elektroauto

Das Forum war eingebettet in eine dreitägige Study Tour für die deutschen Teilnehmer. Zu Beginn besichtigte die Gruppe den muslimischen Teil Xi’ans und sprachen mit dem Imam einer der zehn größten Moscheen Chinas. Im Anschluss blickten die Medienvertreter hinter die Kulissen des archäologischen Forschungszentrums der Terrakotta-Armee, wo die Archäologin Dr. Li Xiuzhen nicht nur über ihre Funde sprach. Es ging auch um die Frage der historischen Einheit des Reiches und das daraus resultierende Selbstverständnis der Volksrepublik. Auf dem Programm stand ebenso ein Besuch des erfolgreichsten Elektro-Auto-Unternehmens der Welt, BYD (Build Your Dreams), bei dem die deutschen Medienvertreter aktuelle Modelle probefahren konnten. Anschließend standen auch die chinesischen Erfahrungen nachhaltiger Urbanisierung im Fokus. Beim Besuch eines alten Stahlwerks, das zu einem Kreativzentrum für Start-Ups umgewandelt wurde, sprachen die Teilnehmer mit chinesischen Architektur- und Designstudenten. Zum Abschluss der Study Tour warf die Gruppe beim Besuch einer Waldorfschule vor den Toren der Stadt Xi’an einen Blick auf Chinas Alternativen zum herkömmlichen staatlichen Bildungssystem.

Die Robert Bosch Stiftung veranstaltet das Forum jährlich gemeinsam mit der Global Times, einer der auflagenstärksten chinesischen Tageszeitungen und Tochterunternehmen der People’s Daily. Bisherige Stationen waren Shanghai, Berlin, Chengdu, Leipzig, Peking und Stuttgart.
 

Und das sagen die Teilnehmer:

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Andreas Cichowicz, Chefredakteur NDR Fernsehen:

"Das Forum ist eine einzigartige Gelegenheit um besser zu verstehen, wie die chinesischen Medien arbeiten und ticken, welche Probleme sie haben, und wie sie sich mit der Politik der Regierung auseinandersetzen. Es herrscht mittlerweile ein großes Vertrauensverhältnis zwischen beiden Seiten, der Austausch ist viel intensiver, als dies bei offiziellen Gelegenheiten der Fall ist.“


Wolfgang Krach, Chefredakteur Süddeutsche Zeitung:


"Es war hochinteressant zu erfahren, wie die chinesischen Kollegen die Rolle der Medien in der eigenen Gesellschaft wahrnehmen. Der direkte Austausch hilft besser zu verstehen, unter welchen Voraussetzungen Journalismus in China betrieben wird."


Sabine Christiansen, TV 21 GmbH:


"Das 7. Medienforum China – Deutschland in Xi’an ist geprägt von den Diskussionen über eine Weltlage, die komplex ist, sowohl in ökonomischer als auch politischer Hinsicht. Es hat sich gezeigt, dass die letzten Foren sehr hilfreich waren, Vorurteile abzubauen, sodass nun auf einem sehr vertrauensvollen Niveau über teils sehr kontroverse Themen diskutiert werden konnte."


Joachim Dorfs, Chefredakteur Stuttgarter Zeitung:


"Für mich war dieses Forum eines der besten. Es hat sich gezeigt, welche Entwicklung das Forum genommen hat. Dieses Mal waren auf der Basis einer gewachsenen Tradition Diskussionen möglich, die vor Jahren noch nicht hätten geführt werden können. Dabei zeigten sich nach wie vor durchaus sehr unterschiedliche Auffassungen zu zentralen Themen, allerdings auch eine Reihe von Gemeinsamkeiten."


Philipp Fleischmann, Managing Director Handelsblatt - Global Edition:


"Das Medienforum hat mir wieder deutlich gemacht, wie wichtig der Dialog ist. Auch bei zum Teil fundamentalen Meinungsverschiedenheiten gibt es Gemeinsamkeiten zu entdecken, die eine Diskussion möglich und sinnvoll machen. Ich kehre mit einem deutlich besseren Verständnis der chinesischen Perspektive auf viele der diskutierten Themen zurück, das mir bei der Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern künftig hilfreich sein wird."


Jörg Lau, Außenpolitischer Koordinator Die Zeit:


"Das Forum bietet die einmalige Gelegenheit, relevante politische Herausforderungen mit chinesischen Kollegen zu diskutieren. Man lernt hier in einer Atmosphäre des Vertrauens, aber ohne falsche Rücksichten, viel über unterschiedliche Sichtweisen in China und in Deutschland - aber ebenso über die eigenen Vorurteile."


Uta-Micaela Dürig, Geschäftsführerin Robert Bosch Stiftung:


"Wir haben in diesem Jahr wieder eine sehr offene und sehr sachliche Debatte geführt. Das hat mir deutlich gemacht, dass beide Seiten am Aufbau eines gegenseitigen Verständnisses interessiert sind. Auch gerade weil wir mitunter sehr unterschiedliche Sichtweisen haben, ist das Forum eine sehr wertvolle Plattform für den Austausch. Wir lernen in der Reflexion über China auch sehr viel über uns selbst und seine Standpunkte. Wir haben im intensiven Austausch unser Wissen übereinander und unser Vertrauensverhältnis weiterausgebaut."