Finanzierung einer Revolution: Wie künstliche Intelligenz das Forschungssystem verändern könnte
Wissenschaft hatte schon immer viele unterschiedliche Finanzierungsquellen, dabei spielte die Industrie als Finanzgeber eine unverzichtbare Rolle. Der vermutete Einfluss privater Finanzmittel auf die Wissenschaft war jedoch für Politiker und Öffentlichkeit ein permanenter Anlass zu Besorgnis. Häufige Kritikpunkte sind Interessenkonflikte, mangelnde Kontrolle, ethische und Transparenzfragen usw. Da sich der übermäßige Einfluss von Unternehmen früher auf einige wenige Bereiche konzentrierte, schien das allgemeine Forschungssystem davon weitgehend unberührt zu bleiben. Es profitierte vielmehr von der Komplementarität seiner Akteure.
Der rasante Wachstum der überwiegend privat finanzierten Forschung auf dem zentralen Gebiet der künstlichen Intelligenz (KI) im letzten Jahrzehnt verändert jedoch das Kräfteverhältnis zwischen privatem und öffentlichem Sektor grundlegend. Angesichts der transdisziplinären Bedeutung von KI ergibt sich dadurch ein hohes Disruptionspotential - nicht nur für große Teile unserer Volkswirtschaften und Gesellschaften, sondern auch für die Struktur des gesamten Forschungssystems, einschließlich der Geisteswissenschaften.
Es stellen sich eine Reihe grundlegender Fragen: Wie wirkt es sich auf unsere demokratischen Gesellschaften aus, wenn der gesamte Forschungsprozess in der KI von privaten Einrichtungen dominiert wird, die einer Marktlogik folgen, anstatt von unabhängigen Forschern? Wenn ein wesentlicher Teil der KI-Forschung in der Industrie betrieben wird, wie können wir dann sicherstellen, dass Transparenzstandards und andere ethische Standards weltweit geteilt werden und die Forschungsergebnisse offen zugänglich sind? Wie können wir Demokratie in (private und öffentliche) KI-Forschung einbauen und Voreingenommenheit und Diskriminierung verhindern? (Wie) müssen wir den aktuellen KI-Brain Drain von der Wissenschaft in den privaten Sektor angehen? Und wie wirkt sich die Dynamik der KI-Forschung auf den globalen Süden aus?
Lesen Sie die Diskussion zu diesen Fragen in unserem Report.