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Press Release

Bürger wünschen sich eine stärkere Einmischung von Wissenschaftlern in die Politik

  • Wissenschaftsbarometer 2019 zeigt großes Vertrauen der Bevölkerung in Forschung
  • Klima und Energie wichtigster Forschungsbereich
  • 80 Prozent für Konsumverzicht der Umwelt zuliebe


Stuttgart/Berlin, 20. November 2019 - Drei von vier Deutschen wünschen sich von der Wissenschaft eine Einmischung in öffentliche Debatten, wenn Politiker Forschungsergebnisse nicht berücksichtigen – beispielsweise zum Klimawandel. Dies zeigt das Wissenschaftsbarometer 2019. Mit der repräsentativen Umfrage ermittelt Wissenschaft im Dialog (WiD) jährlich die Einstellungen der Menschen in Deutschland gegenüber Wissenschaft und Forschung. Die Frage, ob es richtig ist, dass Forschende sich öffentlich äußern, wurde vor dem Hintergrund gestellt, dass sich zurzeit viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei den Fridays for Future-Protesten engagieren. 54 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass politische Entscheidungen generell auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen sollten. Fragt man ganz explizit danach, ob es zu den Aufgaben von Forschenden gehört, sich in die Politik einzumischen, bejaht das die Hälfte der Deutschen. Für 29 Prozent gehört das hingegen nicht zum Auftrag von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

Vertrauen in Forschung deutlich höher als in andere Gesellschaftsbereiche

Erneut zeigt die Bevölkerung in Deutschland großes Vertrauen in Wissenschaft und Forschung, insbesondere im Vergleich zu anderen Gesellschaftsbereichen: 17 Prozent der Bevölkerung bekunden Vertrauen in die Politik, 18 Prozent in Medien, 27 Prozent in die Wirtschaft und 46 Prozent der Befragten vertrauen Wissenschaft und Forschung. Vor dem Hintergrund der für diese Umfrage gültigen Fehlertoleranzen ist dies im Vergleich zu den Vorjahren (2017: 50 Prozent und 2018: 54 Prozent) als stabil zu bezeichnen.

Wissenschaftsfreiheit wird wertgeschätzt

Mit 61 Prozent plädiert eine Mehrheit der Deutschen dafür, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbst entscheiden dürfen, woran sie forschen. „Augenscheinlich ist die seit 70 Jahren im Grundgesetz verankerte Freiheit von Forschung und Wissenschaft für viele Menschen ein hohes Gut. Sie möchten, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unbeeinflusst von Wirtschaft und Politik forschen können“, sagt der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung von Wissenschaft im Dialog und Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Prof. Dr.-Ing. Matthias Kleiner. Wenngleich Bürgerinnen und Bürger die Forschungsfreiheit wertschätzen, haben sie klare Erwartungen an die Wissenschaft: So sind zwei Drittel der Meinung, dass Entscheidungen über Wissenschaft und Forschung vor allem vor dem Hintergrund getroffen werden sollten, ob sie einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme leisten.

Ambivalente Haltung zu aktueller Forschung und Technik

Für zwei Drittel der Bevölkerung ist klar, dass Forschung helfen wird, zentrale Probleme der Menschheit zu lösen und knapp 60 Prozent meinen, dass moderne Technik das Leben komfortabler macht. Zugleich fürchten ebenso viele, dass mehr Zwänge auf Menschen wirken, je weiter sich die Technik entwickelt.

Interesse an Forschung und Wissenschaft ist groß

59 Prozent der Deutschen bekunden ein großes Interesse an Themen aus Wissenschaft und Forschung. Damit schneiden diese besser ab als beispielsweise Politik (53 Prozent) und Kultur (49 Prozent). Noch interessanter sind für viele Menschen lediglich lokale Themen (69 Prozent).

Hälfte der Bürgerinnen und Bürger wünscht Teilhabe und Zusammenarbeit

Partizipation wird von den Bürgerinnen und Bürgern laut Wissenschaftsbarometer 2019 klar ein-gefordert: Wie in den Vorjahren ist rund die Hälfte der Befragten der Auffassung, dass die Öffentlichkeit nicht ausreichend in Entscheidungen über Wissenschaft und Forschung einbezogen wird. Entsprechend ist der Wunsch nach Austausch und Zusammenarbeit groß: 49 Prozent der in diesem Jahr Befragten würden gerne einmal in einem wissenschaftlichen Projekt mitforschen (2017: 40 Prozent). Noch größer ist die Anzahl jener, die angeben, sie würden gerne einmal erleben, wie Wissenschaftler arbeiten (64 Prozent). „Offensichtlich wollen viele Menschen mit Forschenden ins Gespräch kommen und mehr über deren Arbeitsweise erfahren. Das ist eine große Chance, die die Wissenschaftsgemeinde nutzen sollte, um ihre Werte und Methoden möglichst vielen gesellschaftlichen Gruppen näher zu bringen. Je mehr darüber auch außerhalb akademisch gebildeter Kreise bekannt ist, desto stärker wird die Wissenschaft in gesellschaftlichen Debatten Gehör finden“, sagt Dr. Katrin Rehak-Nitsche, Leiterin des Bereichs Wissenschaft der Robert Bosch Stiftung GmbH.

Klima und Energie aus Sicht der Gesellschaft wichtigstes Forschungsfeld der Zukunft

Klima und Energie sind weiterhin das Forschungsfeld, das aus Sicht der Gesellschaft zukünftig am intensivsten beforscht werden sollte (41 Prozent), gefolgt von Gesundheit und Ernährung (39 Prozent). Fragen der Sicherheit stehen lediglich für sieben Prozent der Befragten ganz oben auf der Agenda. Frauen halten Forschung rund um Gesundheit und Ernährung für am wichtigsten, für Männer haben Klima und Energie Priorität. Die Werte sind vergleichbar mit jenen aus 2017 und waren bereits vor den großen Klimaprotesten der vergangenen Monate ähnlich hoch.

Erstmals wurde 2019 gefragt, ob es für den Erhalt der Umwelt notwendig sei, dass wir alle unseren Konsum einschränken. 81 Prozent – also vier von fünf Deutschen – stimmen dieser Aussage zu.

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