Wissenschaftler sollen sich einmischen
Weltweit fordern Menschen mehr Klimaschutz und eine veränderte Klimapolitik. An den Demonstrationen beteiligen sich nicht nur Jugendliche. Auch einige Wissenschaftler und Klimaforscher gehen auf die Straße. Welche Rolle sollen Wissenschaftler bei politischen Entscheidungen spielen? Das aktuelle Wissenschaftsbarometer beantwortet diese und weitere Fragen rund um Wissenschaft und Forschung.
Seitdem freitags tausende junge Menschen unter dem Motto „Fridays for Future“ weltweit auf die Straße gehen, steht Klimaschutz ganz oben auf der politischen Agenda. Unterstützung erhalten die Schüler von einer Gruppe von Wissenschaftlern. „Die Anliegen der demonstrierenden jungen Menschen sind berechtigt“, sagen die Forschenden. Mehr als 26.000 Wissenschaftler unterzeichneten die dazugehörige Stellungnahme.
Drei von vier Deutschen wünschen sich diese Form der Einmischung von Wissenschaftlern in öffentlichen Debatten, wenn Politiker Forschungsergebnisse nicht berücksichtigen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung findet, dass politische Entscheidungen wissenschaftsbasiert sein sollen. Dagegen meinen lediglich 29 Prozent, dass es nicht die Aufgabe von Wissenschaftlern ist, sich in die Politik einzumischen. Zu diesen Ergebnissen kommt das Wissenschaftsbarometer 2019. Mit dem Wissenschaftsbarometer erhebt die gemeinnützige Organisation Wissenschaft im Dialog seit 2014 jährlich Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland gegenüber Wissenschaft und Forschung.
Frage: Vor dem Hintergrund von „Fridays for Future“: Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?
Klima und Energie: Forschungsfelder der Zukunft
Auch wenn es um Forschung in der Zukunft geht, spielen Klima und Energie für die Befragten eine wichtige Rolle. Die Ergebnisse zeigen, dass aus Sicht der Gesellschaft zukünftig am intensivsten die Bereiche Klima und Energie beforscht werden sollten (41 Prozent), gefolgt von Gesundheit und Ernährung (39 Prozent).
Vertrauen in Forschung deutlich höher als in Politik und Medien
Vor dem Hintergrund andauernder Diskussionen um Fake News stellt das Wissenschaftsbarometer die Frage, wie viel Vertrauen die Menschen in Deutschland der Wissenschaft entgegenbringen. 46 Prozent der Befragten geben an, dass sie in Wissenschaft und Forschung vertrauen. Nur 8 Prozent haben eine gegenteilige Ansicht. Insbesondere im Vergleich zu anderen Gesellschaftsbereichen ist das Vertrauen in Wissenschaft und Forschung groß: 17 Prozent der Bevölkerung bekunden Vertrauen in die Politik, 18 Prozent in Medien und 27 Prozent in die Wirtschaft.
Aktiv an Wissenschaft mitwirken
Die Beteiligung an Wissenschaft hat für die Befragten einen hohen Stellenwert: Wie in den Vorjahren ist rund die Hälfte der Befragten der Auffassung, dass sie nicht ausreichend in Entscheidungen über Wissenschaft und Forschung einbezogen werden. Entsprechend ist der Wunsch nach Austausch und Zusammenarbeit groß: 49 Prozent würden gerne einmal in einem wissenschaftlichen Projekt mitforschen. Noch größer ist die Anzahl jener, die angeben, sie würden gerne einmal erleben, wie Wissenschaftler arbeiten. „Offensichtlich wollen viele Menschen mit Forschenden ins Gespräch kommen und mehr über deren Arbeitsweise erfahren,“ sagt Dr. Katrin Rehak-Nitsche, Leiterin des Bereichs Wissenschaft der Robert Bosch Stiftung. „Das ist eine große Chance, die die Wissenschaftsgemeinde nutzen sollte, um ihre Werte und Methoden möglichst vielen gesellschaftlichen Gruppen näher zu bringen. Je mehr darüber auch außerhalb akademisch gebildeter Kreise bekannt ist, desto stärker wird die Wissenschaft in gesellschaftlichen Debatten Gehör finden.“