Medienforum China – Deutschland – USA: Verständigung und Kooperation in einer Welt in Aufruhr

Auf Einladung der Robert Bosch Stiftung und der chinesischen Tageszeitung Global Times sind Chefredakteure und führende Medienvertreter aus China, Deutschland und den USA in Kalifornien zusammengekommen, um über aktuelle Herausforderungen zu diskutieren, die die drei Länder in ähnlicher Weise betreffen und die doch völlig unterschiedlich wahrgenommen werden.

Robert Bosch Stiftung | Mai 2018
Jin Zhongwei diskutiert mit den Teilnehmern des Medienforums
Tony Contini

Erstmals auf chinesischer Seite dabei: Jin Zhongwei, Chefredakteur der Nachrichtenseite Guancha (Observer).

„Das Beste an diesem Forum ist, dass wir verschiedene Ansichten und Perspektiven hören. Wir haben alle dieselben Probleme, aber unterschiedliche Ansätze, damit umzugehen.“ Zhang Yong ist stellvertretender Generaldirektor für Externe Beziehungen bei Chinas größter Zeitung People’s Daily und mit diesen Worten leitet er die Diskussion auf dem Medienforum 2018 ein.

"Wir sind ein starkes Land"

Insgesamt 24 Chefredakteure und führende Medienvertreter, je 8 aus China, Deutschland und den USA, sind in Kalifornien zusammengekommen, um zwei Tage über aktuelle Herausforderungen zu diskutieren, die die drei Länder in ähnlicher Weise betreffen und die doch völlig unterschiedlich wahrgenommen werden. Auf Einladung der Robert Bosch Stiftung und der chinesischen Tageszeitung Global Times sprechen sie über Politik, Wirtschaft und Medien. Das Oberthema "Fostering Relations in a World in Turmoil: Prospects and Challenges for Cooperation between China, Germany and the US" setzt einen weiten Rahmen, doch die einzelnen Punkte sind sehr konkret: Stehen wir vor einem Handelskrieg und welche Bedeutung würde er für die drei Volkswirtschaften haben? Wie entwickelt sich der Konflikt mit Nord-Korea und welchen Einfluss wird China künftig noch auf das Land haben? Und wie entwickelt sich aktuell die #MeToo-Debatte in China?

Der Diskussion fehlt es nicht an Offenheit, Kritik wird deutlich formuliert. „Mit den Zöllen auf Stahl und Aluminium will Amerika seine Vormacht im Welthandel retten. Aber das wird nicht gelingen. Wir sind ein starkes Land“, sagt ein chinesischer Teilnehmer, und seine Stimme wird dabei laut. Man spürt, wie sehr ihn und seine Landsleute die Handelspolitik der US-Regierung empört.

Technologische Umbrüche und Digitalisierung zentrales Thema

Eine zentrale Rolle spielt beim diesjährigen Forum das Thema Digitalisierung und die nächsten technologischen Umbrüche. An den zwei Tagen vor dem Medienforum haben die chinesischen und die deutschen Teilnehmer eine Study-Tour ins Silicon Valley unternommen und dort mit Vertretern der großen Tech-Firmen wie Google, Uber und Airbnb, aber auch mit Start-up-Unternehmen und Wissenschaftlern gesprochen. Es ging um Algorithmen, Big Data, künstliche Intelligenz und autonomes Fahren – und die gesellschaftlichen Veränderungen, die damit einhergehen. „Wir haben viele Klischees gesehen: coole Großraumbüros mit jungen Menschen, die glauben, dass sie mit ihrer Technik die Welt verändern können und bereit sind, dafür hart zu arbeiten und Risiken einzugehen. Und offenbar ist das Klischee teilweise wahr“, berichtet ein deutscher Teilnehmer anschließend auf dem Medienforum.

Sehen wir in diesen Zukunftstechnologien eher Chancen und neue Geschäftsmodelle? Diese Perspektive überwiegt bei den US-Amerikanern und Chinesen. Oder sehen wir juristische und ethische Fragen und den Verlust von privaten Daten, wie es in den Fragen der Deutschen immer wieder deutlich wird? Es gibt in dieser Debatte kein Schwarz und Weiß, aber die nationalen Unterschiede treten klar zutage.

Das Medienform kann diese Unterschiede nicht auflösen. Aber es liefert den Teilnehmern viele Anregungen und einen Einblick in die Perspektiven der jeweils anderen Nationen, die sie mitnehmen in ihre Länder und Redaktionen. Das allein ist von großem Wert, so wie es Zhang Yong in seiner Begrüßung hervorhob.

Im Gespräch mit Andreas Wunn, Zhang Yong und Lois Kazakoff