Adelbert-von-Chamisso-Preis 2016: außergewöhnlich, sprachsensibel, schön
In der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz sind Esther Kinsky und Uljana Wolf mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis 2016 ausgezeichnet worden. "Mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ehrt die Robert Bosch Stiftung seit 1985 herausragende auf Deutsch schreibende Autoren, deren Werk von einem Kulturwechsel geprägt ist", sagte Uta-Micaela Dürig, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung. "Die Preisträger verbindet zudem ein außergewöhnlicher, die deutsche Literatur bereichernder Umgang mit Sprache." Mit diesem Akzent ist der Preis der einzige seiner Art in Deutschland.
Beide Schriftstellerinnen sind in Deutschland aufgewachsen. Sie wurden dennoch von den Migrationserfahrungen der Eltern und Großeltern geprägt, die sie in ihren Texten verarbeiten. Der Literaturpreis ist mit je 15.000 Euro dotiert. Kinsky und Wolf erhalten zudem eine umfassende Begleitförderung: Lesereisen, Auftritte und die Teilnahme an Schreibwerkstätten in Schulen werden von der Stiftung unterstützt.
Das sagen Jury und Laudatoren
Esther Kinsky wird für ihr bisheriges Gesamtwerk geehrt, insbesondere für ihren Roman "Am Fluss" (Matthes & Seitz 2014). Mit ihrem Werk habe sie sich "als sprachsensible Beobachterin menschlicher Existenz im 21. Jahrhundert erwiesen", so die Jury. Laudatorin Katharina Raabe stellte heraus: "Diese Autorin hat Sätze und Verse geschrieben, von einer Schönheit, dass man sich fragt, wer es ihr in der deutschen Gegenwartsliteratur gleichtun könnte."
Uljana Wolf erhält den Chamisso-Preis für ihr bisheriges Gesamtwerk, insbesondere für ihren Lyrikband "Meine schönste Lengevitch" (kookbooks 2013). "Ihre Annäherungen an das Fremde durch spielerische Reflexion sprachlich vermittelter Realität sind gelungene Beispiele für eine zukunftsweisende kosmopolitische Literatur", urteilt die Jury. Michael Braun unterstrich in seiner Laudatio: "Ins Lot kommt in diesen Spracherkundungen nichts, nichts ist erstarrt, alles bleibt in Bewegung, in Gegenbewegung. Und für diese Bewegung, für diesen Unruhezustand des Poetischen, in der uns jedes Wort alarmiert, erhält Uljana Wolf den Adelbert-von-Chamisso-Preis der Robert Bosch Stiftung."