Eine Stiftung an zwei Standorten

Miriam Gundlach leitet das Team Veranstaltungsmanagement der Robert Bosch Stiftung. Ihr Hauptarbeitsort ist Berlin. Die Gegebenheiten in Stuttgart kennt sie aber genauso gut. Ihr Team war das erste, das standortübergreifend arbeitete. Sie berichtet über die Anfänge und was daraus in der gesamten Stiftung geworden ist.

Robert Bosch Stiftung | Februar 2022
Miriam Gundlach

Miriam Gundlach leitet das Team Veranstaltungsmanagement der Robert Bosch Stiftung.

2015 waren Miriam Gundlach und ihr Team „Pioniere“ mit einem klaren Ziel: Egal, ob Stuttgart oder Berlin auf dem Veranstaltungskalender der Stiftung steht – gemeinsam sorgen die Mitarbeitenden beider Standorte für einen optimalen Verlauf. „Wir haben neu gedacht, es war aufregend und ein Scheitern war nicht vorgesehen“, beschreibt sie die damalige Aufbruchsstimmung. Sie selbst pendelte anfangs, um alle(s) gut kennenzulernen: Montag und Dienstag in Stuttgart, Mittwoch bis Freitag in Berlin. „Sechs Jahre später bin ich stolz und dankbar für eine Erfolgsgeschichte, die zum Vorbild wurde.“ Denn fast alle Teams der Stiftung arbeiten heute standortübergreifend und sind mit mindestens einem Mitglied am anderen Ort vertreten. 

Grundhaltung ist entscheidend

Welche Erfolgsfaktoren hat diese Entwicklung? „Eine gute technische Ausstattung für den regelmäßigen Austausch hilft natürlich sehr“, macht Miriam Gundlach deutlich. „Aber entscheidend ist die Grundhaltung; man muss die Stiftung als Ganzes denken. Das heißt konkret: Offen sein für die Arbeitsweise der anderen und wahrnehmen, dass die Zusammenarbeit einen spürbaren Mehrwert bringt.“ Interesse für die andere Umgebung sei genauso entscheidend wie dies dann bewusst aufzunehmen. Sie erklärt dies für ihren Bereich: „Für das Veranstaltungsmanagement ist dieses Vorgehen die Voraussetzung, um professionell zu arbeiten. Denn es gibt zum Beispiel jeweils unterschiedliche Räume, technische Möglichkeiten, Kapazitäten und Eigenheiten.“ Dem Team Liegenschaftsbetrieb, das sie mehrere Jahre leitete, hätten diese Erfahrungen auch sehr geholfen. Denn naturgemäß hätten die Mitarbeitenden vor allem den eigenen Standort im Blick. Wichtig für den Anfang sei das persönliche Kennenlernen: „Wir organisierten gemeinsame Klausuren und gegenseitige Besuche. Und wir entwickelten Regelungen, die übergreifend gelten und Sicherheit vermitteln.“ Das Gleichgewicht in der gegenseitigen Wahrnehmung hält sie für zentral. Daher setze sie ihre Besprechungen für alle per Microsoft Teams an, „auch für die, die im Büro nebenan sitzen.“

Unterschiede kennen und berücksichtigen

Ja, es gebe durchaus kulturelle Unterschiede zwischen den beiden Standorten, sagt Miriam Gundlach. „Die natürliche Grenze für Berliner ist oft das Schwäbische, nicht nur sprachlich. Den Berlinern hingegen fehlt manchmal die Geschmeidigkeit, wenn das Preußische durchkommt“, erläutert sie mit einem Schmunzeln. „Das gehen wir mit Humor und Offenheit an. Wir haben zum Beispiel gelernt: Ohne Brezeln geht in Stuttgart nichts.“ Auch die Tatsache, dass hier viele die Kantine nutzen, die feste Öffnungszeiten hat, müsse man wissen. Denn dies habe Einfluss auf Erreichbarkeit oder Terminplanung. „Wenn man das selbst miterlebt, sind Vorurteile oder Missverständnisse schnell ausgeräumt“, erklärt Miriam Gundlach. Im Übrigen seien Begegnung und Austausch grundsätzlich Kernelemente der Stiftungstätigkeit. „Wir sind durch unsere Förderung in vielen Regionen weltweit aktiv. Daher finde ich den Begriff standortunabhängiges Arbeiten am passendsten.“ 

Modell mit weiterem Entwicklungspotenzial

„Ich hätte es ehrlicherweise nicht für möglich gehalten, dass diese Arbeitsweise so Fahrt aufnimmt und zum Grundprinzip wird“, sagt Miriam Gundlach. Ein neues Modell sei entstanden, das den Wechsel der Mitarbeitenden zwischen den Standorten als attraktive Option beinhalte und Stellenausschreibungen teilweise unabhängig vom Standort ermögliche. „Das Entwicklungspotenzial und die Synergieeffekte sind enorm. Wir werden effizienter, die Prozesse einheitlicher und damit – bestenfalls – auch einfacher und verständlicher.“ Eines ist ihr aber besonders wichtig: „Der beste Transfer funktioniert immer über Menschen!“