Larry Macaulay: Der Radiogründer

Wie fängt man in einem fremden Land ein neues Leben an? Zum Beispiel, indem man eine aktive Rolle in der Gesellschaft übernimmt. Wir fördern gezielt Projekte, in denen Flüchtlinge selbst Akteure sind. In einer Mini-Serie stellen wir drei von ihnen vor. Hier: Larry Macaulay, Gründer und Moderator von „Refugee Radio Network“. 

Jan Abele | Januar 2018
Larry Macaulay am Mikrofon
Michael Kohls

Larry Macaulay am Mikrofon: Nervosität kennt er nicht.

Wenn du etwas erreichen willst, dann musst du es manchmal wie kleine Kinder machen. So lange laut sein, bis du es kriegst.

Larry Macaulay beweist täglich, dass sein Lebensmotto funktioniert. Von ihm kann man lernen, wie man Ziele erreicht, so fern sie auch anfangs sein mögen. Im Jahr 2014, nach unzähligen Klinkenputzterminen, ging seine Initiative, „Refugee Radio Network“, auf Sendung. Hier erzählen Flüchtlinge ihre eigenen Geschichten, völlig ungefiltert. Afghanen beschreiben den Alltagsrassismus in Deutschland, Flüchtlinge berichten live über die Zustände in griechischen Lagern, andere darüber, wie das Leben in Europa wirklich aussieht.

Bis zu 1,4 Millionen Mal werden die Sendungen im Internet mittlerweile abgerufen, und ihr Schöpfer ist ständig in Europa unterwegs, um die Idee weiter zu verbreiten. 17 Länder hat er bereits bereist, er traf Vertreter von NGOs und Politik. Der Bundespräsident war auch darunter. Es gibt schon Außenposten des Senders in einigen Ländern, aber das sei noch viel zu wenig, sagt er. Hat er ein Leben neben dem Radiomachen? Hobbys, Freizeit? Keine Zeit für so etwas.

Larry Macaulay gibt Flüchtlingen mit seinem Radioprojekt eine Stimme.
Michael Kohls

Im November organisierte er in Hamburg eine große Konferenz für Flüchtlinge zum Thema Medienbewusstsein. Mit seinem Schaffen will er die Lebensbedingungen der Flüchtlinge in Europa verbessern. Macaulay hebt die Stimme, wenn er von den deutschen Medien spricht. „Die haben“, so nahm er es wahr, „auf dem Höhepunkt des ganzen Elends vor allem gefragt, warum sich die Geflüchteten teure Smartphones leisten können.“ Er selbst verließ 2011 Nigeria. „Ein Staat, wo Recht mit Mord durchgesetzt wird.“ Über Libyen gelangte er nach Italien, per Boot, er mag darüber nicht viel sagen.

Mit einem Mikrofon für sieben Euro fing er an

Macaulay wird erst an dem Punkt wieder ruhiger, als er von Hamburg erzählt. Dort bekam er dank des Freien Senderkombinats (FSK) und des Bürgersenders Tide endlich die Möglichkeit, mit seiner Idee auf Sendung zu gehen. Er besorgte sich bei Saturn für sieben Euro ein Mikrofon, dann fing er an.

War er bei seiner ersten Sendung nervös? Kopfschütteln. Er war schon als Student in Nigeria beim Radio. „Außerdem habe ich eine wichtige Mission, da stört Angst nur“, sagt er. Er will Flüchtlingen eine Stimme und damit etwas von der Würde zurückgeben, die ihnen in den Sechs-Quadratmeter-Zellen der Flüchtlingsheime verloren gehe. 

Larry Macaulay ist Gründer und Moderator von „Refugee Radio Network“.
Michael Kohls

LARRY MACAULAY

ist Gründer und Moderator von „Refugee Radio Network“, das im Internet und zeitweise auch terrestrisch sendet und mit dem „Alternativen Medienpreis“ ausgezeichnet wur-de. Im November 2017 organisierte er die „Conference on Migration and Media Awaren-ess“. Die Konferenz und das „Refugee Radio Network“ werden von der Robert Bosch Stiftung gefördert.