Pressemeldung

Ziel erreicht - Robert Bosch Stiftung beendet Chamisso-Preis

Stuttgart, 20. September 2016 - Die Robert Bosch Stiftung wird 2017 den Adelbert-von-Chamisso-Preis zum letzten Mal vergeben. Die Werke der ausgezeichneten Autoren, auf Deutsch schreibende Schriftsteller mit Migrationsgeschichte, sind heute selbstverständlicher und unverzichtbarer Bestandteil deutscher Gegenwartsliteratur. Damit hat der Preis seine Zielsetzung erreicht.

Der Chamisso-Preis wurde 1985 ins Leben gerufen, um die "Gastarbeiterliteratur" stärker in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken und die Autoren in die deutsche Literaturszene einzubinden. In den vergangenen 32 Jahren hat die Stiftung insgesamt 75 Schriftsteller ausgezeichnet, darunter bekannte Autoren wie Feridun Zaimoglu, György Dalos, Yoko Tawada, Terézia Mora, Ilija Trojanow und José F. A. Oliver.

"Autoren mit Migrationsgeschichte zählen heute selbstverständlich zu den Favoriten für die meisten der über 300 Literaturpreise in Deutschland. Das belegen die Auszeichnungen zahlreicher Chamisso-Preisträger mit anderen Literaturpreisen wie dem Deutschen Buchpreis", sagt Uta-Micaela Dürig, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung. "Viele dieser Autoren wollen heute nur für ihre literarischen Leistungen gewürdigt werden, und nicht wegen ihres biografischen Hintergrunds."

Im deutschsprachigen Literaturbetrieb angekommen

Zu dieser Entwicklung trägt bei, dass viele Autoren mit Migrationsgeschichte bereits in der zweiten Generation in Deutschland leben. Sie sind mit der deutschen Sprache aufgewachsen und sehen sich selbst als deutschsprachige Autoren, auch wenn ihr Schaffen von einem Kulturwechsel geprägt ist.

Die Robert Bosch Stiftung hat den Adelbert-von-Chamisso-Preis in den vergangenen 32 Jahren immer wieder an die gesellschaftliche Entwicklung angepasst, zuletzt im Jahr 2012. "Der Chamisso-Preis ist eine große Erfolgsgeschichte, die wir jetzt guten Gewissens abschließen können. Wir wollen unsere Literaturförderung künftig auf neue gesellschaftliche Ziele ausrichten", sagt Uta-Micaela Dürig.

Mehr kulturelle Teilhabe durch Literaturvermittlung – Bosch Stiftung plant neue Programme

Dafür wird die Robert Bosch Stiftung unter anderem die bisherige Chamisso-Begleitförderung weiterführen und ausbauen. "In den vergangenen Jahren war stark erkennbar, dass die Chamisso-Preisträger bei den Schreibwerkstätten an Schulen eine wertvolle Vorbildfunktion einnehmen, gerade für Jugendliche mit eigener Migrationsgeschichte", so Dürig. Im Mittelpunkt werden daher Programme zur Förderung kultureller Teilhabe durch Literaturvermittlung stehen, insbesondere für Kinder und Jugendliche. Dazu entstehen in den kommenden Monaten Konzepte in Zusammenarbeit mit Partnern.

Über den Chamisso-Preis

Der nach dem französischen Einwanderer und Dichter Adelbert von Chamisso benannte Preis geht auf eine Idee des Romanisten und Linguisten Harald Weinrich zurück. Der Preis wurde zu Beginn als Auszeichnung für auf Deutsch schreibende Autoren nicht deutscher Muttersprache definiert. Der besondere Charakter der "Chamisso-Literatur" liegt bis heute im Kultur- und Sprachwechsel der Autoren. Teilweise bieten sie tiefe Einblicke in andere Kulturen, teilweise aber auch überraschende Einblicke in die gesellschaftliche Realität in Deutschland. In jedem Fall bemerkenswert ist ihr sensibler Umgang mit der deutschen Sprache.

In den 1980er Jahren wurden die mit dem Preis gewürdigten Werke zunächst "Gastarbeiterliteratur" genannt. Ab den 1990er Jahren entwickelte sich daraus die sogenannten "Migrationsliteratur", die verstärkt auch außereuropäische Einflüsse umfasste. Heute spricht man häufig von Chamisso-Literatur.

Seit der ersten Preisverleihung 1985 an Aras Ören und Rafik Schami sind insgesamt 75 Autoren aus über zwanzig Herkunftsländern ausgezeichnet worden. Die "Ehrengabe zum Adelbert-von-Chamisso-Preis der Robert Bosch Stiftung" wurde bisher an drei Persönlichkeiten vergeben, die durch ihr Lebenswerk in besonderer Weise im Sinne des Preises gewirkt haben: Jiří Gruša, Imre Kertész und Harald Weinrich.

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